Geierfonds winken hohe Griechenland-Profite

US-Finanzinvestoren glauben nicht an Default - Spekulation auf Rally in Staatstiteln

Geierfonds winken hohe Griechenland-Profite

Von Björn Godenrath, FrankfurtIn den Verhandlungen von Griechenland mit den ehemals als Troika bekannten internationalen Institutionen hat die Crunch Time begonnen, jene Phase, in der es analog zu den letzten Minuten in einem engen Sportmatch so richtig zur Sache geht. Für Bondinvestoren heißt es nun, sich kurzfristig zu positionieren bzw. die 2012 nach dem Schuldenschnitt eingeschlagene Strategie durchzuziehen.Insbesondere auf Sondersituationen (Distressed Debt) spezialisierte Hedgefonds aus den USA kaufen seitdem griechische Schuldtitel, die im Mai 2012 bei 12 Cent eingesammelt werden konnten. Papiere mit einer Endfälligkeit bis 2025 haben sich seitdem kräftig erholt und notieren dieser Tage bei 54 Cent. Damit wird den Forderungen zwar immer noch eine erhebliche Ausfallwahrscheinlichkeit bescheinigt, was die Diskussion um einen “Grexit” mit anschließendem Schuldenschnitt bzw. den “Grexident” als Unfall widerspiegelt. Pokern auf RettungsgelderEntstanden ist eine Situation, die zu Spekulationen einlädt. Wer auf die Pokerkünste von Staatschef Alexis Tsipras vertraut, der bleibt schön drin und streicht weitere Gewinne ein. Denn wenn ein Kompromiss zur Freigabe weiterer Gelder gefunden wird, dann sind weitere Kursgewinne die Folge. Die als “Geierfonds” bekannten US-Investoren rechnen mit einem Anziehen 10-jähriger Notizen auf 60 bis 70 Cent, wenn weitere Überbrückungsgelder freigegeben werden. Nach allgemeinem Verständnis ist es wohl möglich, die eigentlich zur Rekapitalisierung griechischer Banken vorgesehenen 10,9 Mrd. Euro des auslaufenden Programms umzuwidmen und direkt dem Staatshaushalt zur Verfügung zu stellen. Dem griechischen Bankenrettungsfonds (“Hellenic Financial Stability Fund”, HFSF) würde damit zwar nur noch eine Reserve von 856 Mill. Euro verbleiben – aber wer will sich schon über solche Kleinigkeiten aufregen, solange die griechischen Banken mit den ELA-Nothilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) über Wasser gehalten werden.Die Rolle der Notenbank ist jedoch Ausgangspunkt für eine noch viel heißere Wette. Sollte Griechenland die Kurve kriegen und ein ordentliches Folgeprogramm aufgesetzt werden, dann könnten sich die Hellenen als solventer Staat für das Anleihekaufprogramm der EZB, bekannt als Quantitative Easing (QE), qualifizieren. Mit der Notenbank als Käufer griechischer Staatstitel dürften die Notizen auf Parität anziehen, da für den überschaubaren Zeitraum kein Ausfallrisiko mehr besteht. Damit könnten dann engagierte Geierfonds wie Perry Capital, Knighthead oder Greylock Capital große Gewinne einfahren. Diese Adressen gehen auch davon aus, dass sie als private Gläubiger von einem erneuten Schuldenschnitt ausgenommen werden würden, sollte Tsipras’ Mission scheiter. Kommt Griechenland jedoch unter den QE-Schirm, dann löst sich auch das Liquiditätsproblem der griechischen Banken, die ihre Bestände dann als Sicherheiten hinterlegen oder direkt zu Cash machen können.