Geldfragen sind Belastung für Reiche

Umfrage: Millionäre hegen unrealistische Erwartungen an risikolose Rendite

Geldfragen sind Belastung für Reiche

bn Frankfurt – Reiche schlafen schlecht, weil sie ihr Vermögen eher als eine Be- denn eine Entlastung empfinden. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Icon Added Value im Auftrag der Fürstlich Castell’schen Bank. Demnach gaben 44 % der Befragten mit einem jährlichen Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 150 000 Euro sowie einem liquiden Vermögen von über 1 Mill. Euro an, “dass ihnen der Gedanke an Vermögensentscheidungen auch schon mal den Schlaf raubt”. Nur 18 % bekundeten, dies sei nicht der Fall. Insgesamt nahmen 63 Personen an der Umfrage teil.Da diese Untersuchung erstmals stattfand, fehlen Vergleichswerte aus früheren Jahren. Die negative Dynamik des Zinsumfelds seit 2008 sei aber sicher ein Faktor, der zur Verunsicherung der Vermögenden beitrage, erklärte Sebastian Klein, Vorstandsvorsitzender der Fürstlich Castell’schen Bank, am Donnerstag bei Präsentation der Ergebnisse. “Nicht darstellbar”Die Unsicherheit verstärkt hat den Angaben zufolge auch die Debatte um einen Brexit. Zu diesem Szenario wurden die Einschätzungen von 58 der Umfrageteilnehmer nach der Erhebung nochmals separat zwischen dem 15. und 19. Juni eingeholt. Dabei prognostizierten 64 %, dass die Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union stimmen werden. 36 % bekundeten eine positive und 48 % eine negative Einstellung zu einem Brexit. Zugleich gaben 79 % an, sie erwarteten starke Konsequenzen eines Austritts für die Kapitalmärkte. Wie die Umfrage zudem zutage gefördert hat, hegen viele der Befragten, obwohl sie sich infolge ihres Wohlstands näher mit makroökonomischen Fragen beschäftigen, schwer realisierbare Erwartungen, was im momentanen Zinsumfeld die Relation von Rendite und Risiko angeht. So bezeichneten 21 % der Befragten jährliche Renditen von 5 % “ohne Verlustrisiko” als realistisch. Und 57 % gaben für diese Rendite ein Risikobudget von 5 % des eingesetzten Kapitals als ausreichend an, was Klein “überhaupt nicht darstellbar” nannte.Ungeachtet solcher Defizite hat das Vertrauen der Befragten in deren eigenes Urteilsvermögen seit Beginn der Finanzkrise 2008 stark zu-, jenes in Großbanken hingegen abgenommen. Dabei geben 37 % zugleich an, zu wenig Zeit für Fragen rund um privates Vermögen zu haben. Gerade einmal 3 % der Umfrageteilnehmer erklärten, bei der Beratung zur privaten Vermögensanlage vertrauten sie (Groß-)Banken “am meisten”. Im Falle von Versicherern liegt dieser Wert bei 6 %, was gleichfalls am unteren Ende der Skala liegt (siehe Grafik). Know-how ist gefragtZugleich bejahten rund vier Fünftel der Vermögenden die Notwendigkeit, professionelles Know-how von externen Anbietern und Beratern zu nutzen. Befragt nach einer Form der Geldanlage, welche sie nachts sorgenfrei schlafen lässt, machten 37 % keine Angabe. 30 % nannten Immobilien und 10 % Edelmetalle bzw. Gold. Je 5 % verwiesen auf Auslandsinvestitionen und auf längerfristige Anlagen sowie je auf 3 % Investmentfonds und auf Staatsanleihen.