Geldwäscheverdacht im Skandalfall Wirecard
sck München – Im Bilanzskandal um den insolventen Zahlungsabwickler Wirecard hat die Staatsanwaltschaft München ihre Ermittlungen ausgeweitet. Die Strafverfolger gehen nunmehr auch dem Verdacht der Geldwäsche nach. “Wir ermitteln wegen Geldwäscheverdachts gegen Verantwortliche des Unternehmens und gegen unbekannt”, sagte eine Sprecherin der Strafverfolgungsbehörde laut Reuters. Die Staatsanwaltschaft prüfe eine Reihe entsprechender Anzeigen aus dem laufenden und aus dem vergangenen Jahr. Bereits 2010 und 2015 nahmen die Münchner Strafverfolger Wirecard wegen Geldwäscheverdachts ins Visier. Ein umfangreiches Ermittlungsverfahren sei 2012 nach zwei Jahren mangels Tatverdachts eingestellt worden, so die Sprecherin.Nach einer Anzeige der Finanzaufsicht BaFin gingen die Strafermittler zuletzt dem Verdacht der Marktmanipulation, der Bilanzfälschung, des Betrugs und der Veruntreuung nach. Ex-Vorstandschef Markus Braun und drei weitere Manager werden als Beschuldigte geführt. Dazu gehört der unter Tatverdacht stehende frühere Vorstand fürs operative Geschäft, Jan Marsalek. Der Österreicher wird seit Wochen mit einem Haftbefehl gesucht. Er soll sich in Südostasien aufhalten. Als Beschuldigte werden zudem Finanzvorstand Alexander von Knoop und Produktvorstand Susanne Steidl von der Staatsanwaltschaft behandelt. Wirecard war nach Aufdeckung eines Bilanzlochs von 1,9 Mrd. Euro Mitte Juni zusammengebrochen. Wegen des Verdachts verschiedener Finanzstraftaten im Umfeld von Wirecard ermitteln Behörden weltweit, unter anderem in den USA, in Singapur und auf den Philippinen.Dieser Tage sickerte durch, dass US-Justizbehörden einer möglichen Verwicklung Wirecards in einen 100 Mill. Dollar umfassenden Fall von Bankbetrug mit Marihuana-Handel nachgehen. Demnach sollen zwei Geschäftsleute zusammen mit Zahlungsabwicklern US-Banken über die Herkunft der Gelder getäuscht haben, um unbemerkt gegen Handelsverbote verstoßen zu können. Zwei Insider bestätigten einen entsprechenden Bericht des “Wall Street Journal”.In der Vergangenheit wurden gegen Wirecard immer wieder Vorwürfe laut, die auch den Aktienkurs massiv bewegten. In Deutschland sahen Finanzaufsicht BaFin und Staatsanwaltschaft lange Zeit nur Anhaltspunkte für Marktmanipulation durch Außenstehende. Das Amtsgericht München urteilte dann allerdings in zwei Fällen, dass es dafür keine ausreichenden Beweise gebe. Ein Ermittlungsverfahren gegen Investoren und Journalisten wegen des Verdachts der Marktmanipulation dauert nach Angaben der Staatsanwaltschaft München noch an.