Genossen prüfen Kontrollprozesse

Spesen-Affäre um Bayerns Verbandschef überschattet Mitgliedertreffen

Genossen prüfen Kontrollprozesse

sck Unterschleißheim – Die Affäre um vermutlich falsche Spesenabrechnungen des Verbandspräsidenten Stephan Götzl hat bei Bayerns genossenschaflicher Interessenvertretung eine verschärfte Prüfung der internen Kontrollmechanismen zur Einhaltung von Verhaltensregeln (Compliance) ausgelöst. Auf dem Mitgliedertreffen des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) kündigte Konrad Irtel, der Chef des Kontrollgremiums (Verbandsrat), Konsequenzen an. Mit Hilfe einer Anwaltskanzlei werde analysiert, “an welchen Stellen womöglich die verbandsinternen Kontrollprozesse zu verbessern sind”, sagte er auf der Tagung in Unterschleißheim bei München. “Wir werden nach Vorlage des Ergebnisses dann aufgerufen sein, unsere Schlüsse zu ziehen, die gegebenenfalls notwendigen Änderungen einzuleiten und schließlich konsequent nachzuhalten.”Ende Mai war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft München gegen Götzl wegen des Untreueverdachts ermittelt. Er soll private Ausgaben zu Lasten des GVB abgerechnet haben. Nach diesen Vorwürfen trennte sich der Verband von Götzl (vgl. BZ vom 24. Juni). Der langjährige GVB-Vorstandsvorsitzende und Präsident geht zwar offiziell Ende Juli, sein Amt übt er aber faktisch nicht mehr aus.Der zweitgrößte genossenschaftliche Regionalverband in Deutschland sucht nun einen Nachfolger. Auf dem Mitgliedertreffen kristallisierte sich aber noch nicht heraus, wer das Erbe von Götzl antreten könnte.Irtel zeigte sich trotz dieses Imagekratzers kämpferisch für die Zukunft. “Die Genossenschaften in Bayern waren gestern erfolgreich, sind es heute und werden es auch morgen sein.” Er warb um Vertrauen bei den Mitgliedern für die Arbeit des GVB. Irtel betonte die Stärke der genossenschaftlichen Kreditinstitute in der Fläche. Digitalisierung als “Chance”Das sei ein Wettbewerbsvorteil der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Zeitalter der Digitalisierung. “Denn im Gegensatz zu unseren digitalen Konkurrenten gibt es uns heute schon analog.” Wenn es den Kreditgenossen gelinge, das analoge Filialnetz mit den Kunden zu verbinden, dann seien sie “dem Bankkunden zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort nah”. Irtel bezeichnete die Digitalisierung daher als Chance, die Marktposition der genossenschaftlichen Primärinstitute in Bayern “zu festigen”.