Trotz Aufwind im Kapitalmarktgeschäft

Gestresste Konsumenten stellen US-Banken vor Probleme

Amerikas Großbanken haben im dritten Quartal weniger schwach abgeschnitten als befürchtet. Doch in die Melodie vom stärkeren Konjunkturoptimismus mischen sich anhaltend düstere Töne aus dem Privatkundengeschäft.

Gestresste Konsumenten stellen US-Banken vor Probleme

Gestresste Verbraucher stellen US-Banken vor Probleme

Gewinn von Bank of America bröckelt ab – Stärke des Kapitalmarktes stützt Goldman

xaw New York

Bei Amerikas Großbanken schleichen sich schiefe Töne in die klangvolle Melodie des deutlich gestiegenen Konjunkturoptimismus und Aufschwungs an den Kapitalmärkten. Denn der Druck, unter dem US-Konsumenten trotz einer abebbenden Inflation stehen, sowie geldpolitische Lockerungen schlagen sich in den Bilanzen der Geldhäuser nieder.

So erodieren die Zinsmargen der Finanzinstitute: Bei Bank of America ging das viel beachtete Profitabilitätsmaß gemäß Veröffentlichung vom Dienstag im dritten Quartal auf 1,92% zurück, womit es deutlich unter dem Vorjahreswert von 2,11% lag. Denn inzwischen sind auch die größten Banken der USA gezwungen, mit höheren Zinsen um Einlagenkunden zu werben, während ihre Einnahmen aus dem Kreditgeschäft aufgrund niedrigerer Zinsen unter Druck stehen.

Kreditkosten beunruhigen Citigroup-Investoren

Der Rückgang der Zinserträge drückte den Nettogewinn von Bank of America zum Vorjahr um 12% auf 6,8 Mrd. Dollar. Während die Wall Street mit einer noch schwächeren Entwicklung gerechnet hatte und die Aktien des Geldhauses im frühen Handel am Dienstag im Aufwind lagen, zeigten sich Citigroup-Investoren trotz eines geringer als erwartet ausgefallenen Gewinnrückgangs um 9% auf 3,24 Mrd. Dollar weniger beruhigt. Denn die Kreditkosten des New Yorker Instituts sprangen um 45%.

Am vergangenen Freitag hatten J.P. Morgan und Wells Fargo noch mit besser als erwartet ausgefallenen Ergebnissen für Optimismus gesorgt. Der Branchenprimus hob seine Prognose für die Nettozinserträge im Gesamtjahr 2024 von rund 91 auf 92,5 Mrd. Dollar an – allerdings ging die Summe der in den USA gehaltenen Einlagen im abgelaufenen Quartal zurück.

Verkauf von Kartengeschäft bremst Goldman

Selbst Goldman Sachs, die von einer angeheizten Trading- und Dealmaking-Aktivität infolge der Fed-Zinssenkungen profitiert und am Dienstag einen Gewinnsprung um 45% auf 2,99 Mrd. Dollar vermeldete, wird vom Privatkundengeschäft gebremst. Zwar wird das Geldhaus eine mit hohen Ausfallraten behaftete Kreditkartenpartnerschaft mit General Motors an Barclays los – der Verkauf der Kooperation und andere Faktoren drückten den Vorsteuergewinn im dritten Quartal aber um 415 Mill. Dollar.

Branchenkenner Greg Hertrich, Leiter US-Bankenstrategie bei Nomura, sorgt sich zudem davor, dass Marktteilnehmer die Folgen der Regulierungsflut im Sektor unterschätzen. So werde es als Erfolg gewertet, dass die Fed nach hartem Gegenwind aus der Finanzbranche bei einer geplanten Erhöhung der Kapitalquoten im Rahmen der Umsetzung des globalen Bankenpakets Basel III zurückgerudert habe.

Verschiebung zu Nichtbanken treibt Analysten um

„Angesichts der ursprünglich geplanten Aufschläge von bis zu 20% auf das harte Kernkapital führender Geldhäuser gerät aus dem Blick, dass die nun angepeilten 9% noch immer eine stattliche Erhöhung darstellen“, betont Hertrich. Hinzu kämen neue Richtlinien für Bankmerger der Einlagensicherung FDIC. Zunehmende Hindernisse für Banken könnten dazu führen, dass sich Assets weiter zu Intermediären ohne Einlagengeschäft verschöben – eine vergleichsweise lax regulierte und intransparente Ecke des Finanzmarkts.

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