Bilanzpressekonferenz

Gewinnschub für rheinland-pfälzische Sparkassen

Ein kräftiger Zinszuwachs ließ das Betriebsergebnis vor Bewertung der 20 Sparkassen in Rheinland-Pfalz 2023 auf 862 Mill. Euro steigen. Das sind 55% mehr als 2022.

Gewinnschub für rheinland-pfälzische Sparkassen

Gewinnschub für Sparkassen in Rheinland-Pfalz

Zinsüberschuss wächst um ein Drittel – Dennoch lasten Unsicherheit und Wirtschaftsflaute auf Instituten, beklagt Verband

fir Frankfurt

Dank eines um fast ein Drittel gestiegenen Zinsüberschusses haben die 20 rheinland-pfälzischen Sparkassen im vergangenen Jahr ein Betriebsergebnis vor Bewertung erzielt, das mit 862 Mill. Euro um mehr als die Hälfte höher lag als 2022. Nach Bewertung vervierfachte sich das Ergebnis auf 430 Mill. Euro.

Alles in allem zufrieden mit 2023

„Insgesamt können wir einen zufriedenen Blick auf das Jahr 2023 werfen“, sagte der Präsident des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz, Thomas Hirsch, am Mittwoch in der Bilanzpressekonferenz. Ungeachtet des insgesamt guten Abschneidens hätten sich jedoch die geopolitischen Krisen, gesamtwirtschaftliche Eintrübung und überhaupt Unsicherheit negativ auf die Geschäftspolitik der Institute niedergeschlagen.

Rheinland-pfälzische Sparkassen
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20232022
Zinsüberschuss1.3891.055
Provisionsüberschuss490468
Verwaltungsaufwand1.037983
Betriebsergebnis vor Bewertung862557
Bewertungsergebnis−431−452
Betriebsergebnis nach Bewertung430105
Ergebnis vor Steuern403157
Jahresüberschuss19854
Cost-Income-Ratio (in %)54,663,8
Beschäftigte (Zahl zum 31.12.)10.14010.128

Kreditneugeschäft bricht ein

So legte zwar der Kundenkreditbestand leicht auf knapp 55 Mrd. Euro zu, doch bezeichnete Hirsch den Einbruch im Neugeschäft um 30% auf 7,8 Mrd. Euro als dramatisch. „Dieser Rückgang ist sehr, sehr bedenklich, auch mit Blick auf die Wirkung in der Wirtschaft“, sagte er. Hier machten sich die gestiegenen Kreditzinsen und Baumaterialkosten sowie höhere energetische Anforderungen bemerkbar.

Kundeneinlagen schrumpfen

Auch auf der Passivseite hätten die Sparkassen gespürt, dass der Markt Herausforderungen ausgesetzt ist, führte Verbandsgeschäftsführer Roman Frank aus. So schrumpften die Kundeneinlagen um 2% auf 58 Mrd. Euro – ihm zufolge ein eher ungewöhnlicher Vorgang, da in den Jahren zuvor Zuwächse zu verzeichnen gewesen seien. Dabei kam es innerhalb der Anlageklassen zu deutlichen Umschichtungen, wie seit der Zinswende generell zu beobachten ist. Die Kunden ziehen Sichteinlagen ab und legen in höher verzinsten Termingeldern an. Auch Spareinlagen wurden abgezogen: Sie betrugen mit 8,7 Mrd. Euro fast ein Viertel weniger als 2022.

Zuschreibungen und Vorsorge

Das Bewertungsergebnis lag mit minus 431 Mill. Euro nur leicht unter dem Vorjahreswert. Hier wurde einerseits vor allem angesichts der konjunkturellen Flaute Kreditrisikovorsorge von 335 Mill. Euro fällig, andererseits profitierten die Sparkassen von Zuschreibungen von 177 Mill. Euro auf im Eigenbestand gehaltene festverzinsliche Wertpapiere. 2022 waren noch durch den rapiden Zinsanstieg bedingte Wertberichtigungen im Wertpapiergeschäft in Höhe von 545 Mill. Euro fällig geworden. Wie von dem Verband erwartet, kamen dann 2023 Wertaufholungseffekte zum Tragen.

Mehr Provisionen

Neben dem um 334 Mill. auf 1,4 Mrd. Euro gestiegenen Zinsüberschuss, der von der Ausweitung der Zinsmarge profitierte, trug auch der Provisionsüberschuss seinen Teil zum Gewinnzuwachs der 20 Sparkassen bei. Mit 490 Mill. Euro nahmen sie hier fast 5% mehr ein.

Weitere Sprengungen

978 Geldautomaten betrieben die Sparkassen im Bundesland zum 31. Dezember 2023 – 56 weniger als zu Beginn des Jahres. Als einen Grund führte Hirsch versuchte oder ausgeführte Sprengungen ins Feld bzw. von der Polizei als zu risikoreich eingestufte Standorte. Insgesamt 12,5 Mill. Euro haben die Sparkassen im vergangenen Jahr für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben. „Diese Maßnahmen zeigen Wirkung“, so der Verband. „Seit dem letzten aus Tätersicht erfolgreichen Angriff auf Sparkassen-Automaten in Rheinland-Pfalz im Juli 2023 waren alle weiteren Versuche bis zum aktuellen Zeitpunkt erfolglos.“

2024 seien in Rheinland-Pfalz bisher sieben Angriffe zu verzeichnen gewesen, davon vier auf Automaten der Sparkassen. Für die Kriminellen ohne Erfolg, seien sie doch nicht zu Geld gekommen. Die angerichteten Schäden sind aber immens.

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