Gewinnsprung bei Credit Suisse

Reingewinn legt um 47 Prozent zu - Investment Banking und Kapitalmarktgeschäft werden eine Sparte

Gewinnsprung bei Credit Suisse

tl Frankfurt – Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat im ersten Halbjahr unerwartet gut abgeschlossen und mit einem Nettogewinn von 2,5 Mrd. sfr, was plus 47 % gegenüber dem Vorjahr entspricht, das beste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre erzielt. Im zweiten Quartal lag das Plus noch bei 24 % auf 1,2 Mrd. sfr. Verwaltungsratspräsident Urs Rohner kündigte deshalb an, “die zweite Hälfte des vollen Dividendenbetrags von 0,2776 sfr brutto je Aktie gemäß ursprünglichem Antrag an die Aktionäre für das Geschäftsjahr 2019 auszuschütten”, sofern die Aktionäre auf der außerordentlichen Generalversammlung am 27. November zustimmen und es die Markt- und Wirtschaftsbedingungen zuließen. Eine erste Tranche von 0,1388 sfr je Aktie wurde bereits am 11. Mai ausgezahlt (vgl. BZ vom 10. April). Aus zwei mach einsKonzernchef Thomas Gottstein kündigte außerdem den bereits zuvor gerüchteweise kolportierten Konzernumbau an. Die Investmentbank-Dienstleistungen sollen wieder aus einer Hand angeboten werden, das heißt, die Handelssparte Global Markets und die in der Fusionsberatung sowie im Wertpapier-Emissionsgeschäft tätige Sparte Investment Banking and Capital Markets (IBCM) werden zur globalen Investment Bank (IB) zusammengelegt. Brian Chin, bisher CEO der Handelssparte und Mitglied der Geschäftsleitung, wird die IB leiten, während David Miller, bisher CEO von Investment Banking and Capital Markets, zukünftig unter Chin Leiter des Kapitalmarkt- und Beratungsgeschäfts innerhalb der IB wird. Miller gehört damit ab morgen nicht mehr der Geschäftsleitung an. Zusammengelegt werden auch die beiden Abteilungen Risiko und Compliance, so dass Lara Warner ab 1. August als Group Chief Risk and Compliance Officer fungiert.Die Vermögensverwaltung bleibt ein zentrales Standbein der Bank. Mittelfristig sollen mindestens zwei Drittel des eingesetzten Kapitals diesem Bereich zugeteilt werden.Durch die Reorganisation sollen ab 2022 jährlich rund 400 Mill. sfr (372 Mill. Euro) eingespart und vollständig in Wachstumsinitiativen der Gruppe reinvestiert werden. Den Restrukturierungsaufwand setzt die Bank mit insgesamt 300 bis 400 Mill. sfr an, die mit Ablauf des Programms innerhalb eines Jahres anfallen sollen. Einen groß angelegten Stellenabbau werde es aber nicht geben, sagte Gottstein, der im Februar den CEO-Posten von Tidjane Thiam übernommen hat.Der bereinigte Geschäftsaufwand für das laufende Jahr soll zwischen 16,0 und 16,5 Mrd. sfr liegen. Bisher wurden etwa 16 Mrd. sfr angekündigt. Als Finanzziele gibt Credit Suisse mittelfristig eine Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) von 10 bis 12 % (bisher 10 bis 11 %, früher mehr als 12 %) an, eine Quote des harten Kernkapitals (CET 1) von rund 12 % (unverändert) und eine Leverage Ratio des harten Kernkapitals von rund 4 % (neu – das regulatorische Minimum liegt bei 3,5 %). Die letzten beiden Werte werden mit 12,5 % bzw. 4,5 % bereits aktuell übertroffen. Die ordentliche Dividende solle nachhaltig um mindestens 5 % pro Jahr zulegen, die Aktionäre sollen mittelfristig mindestens 50 % des Reingewinns erhalten. Viel Platz für NachhaltigkeitBreiten Raum räumt die Credit Suisse in ihren gestern präsentierten Strategieplänen der Nachhaltigkeit ein. So sollen in den nächsten zehn Jahren mindestens 300 Mrd. sfr für nachhaltige Finanzierungen zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören erneuerbare Energien, Green/Blue/Transition Bonds, kohlenstoffarme Energielösungen und Finanzierungen mit Ausrichtung an den SDGs der Vereinten Nationen. Davon ausgenommen sind Unternehmen, die mehr als 25 % ihrer Umsätze mit dem Abbau von Kraftwerkskohle oder mit Kohlekraft erwirtschaften. Kredite für Öl- und Gasprojekte in der Arktis soll es von der Credit Suisse gar nicht mehr geben.