Gewinnsprung bei Vatikanbank IOR
tkb Mailand – Die einstige Skandalbank des Vatikans, IOR (Istituto per le Opere di Religione), hat den Gewinn im Vorjahr auf 69,3 Mill. Euro verzwanzigfacht. Damit haben die von Papst Franziskus kurz nach seinen Amtsantritt im März 2013 eingeleiteten Reformen Erfolg gezeigt.Ausschlaggebend für den Gewinnsprung waren nach Angaben der Bank die gesunkenen Kosten und die positive Entwicklung im Handelsgeschäft. 55 Mill. Euro des Gewinns werden als Dividenden an den Heiligen Stuhl überwiesen, die restlichen 14,3 Mill. Euro als Reserven des IOR verbucht. Die Vatikanbank soll sich in Zukunft auf Geheiß von Papst Franziskus nur mehr auf den Zahlungsverkehr für Orden, Vatikan-Angestellte und Geistliche konzentrieren und die Missionen finanzieren. Selbständige Investitionen auf den Finanzmärkten sind nicht vorgesehen. Beobachter gehen davon aus, dass das IOR nach dem zurückliegenden Reformprozess in diesem Jahr seine endgültige Gestalt erhält.Die einst wegen ihrer Skandale und des Verdachts auf Geldwäsche berüchtigte IOR hat seit 2013, dem Beginn der Bilanzsäuberung, 4 614 Konten gesperrt. Zu Jahresende 2014 zählte die Bank noch 15 181 Kontoinhaber. Über 2 000 “schlafende Konten” wurden entdeckt. Einst hatten auch mächtige Politiker, Diktatoren und Mafiabosse beim IOR ihre Depots.Die operativen Kosten der Vatikanbank sanken im Jahresvergleich von 32,2 auf 28,9 Mill. Euro. Als Wachstumsmotor erwiesen sich die auf 36,7 Mill. Euro mehr als verdoppelten Handelserträge. Auch die Provisionserlöse legten leicht zu, während die Zinserträge um 5,8 % zurückgingen.Verschiedene Fälle von Geschäftsmissbrauch innerhalb des IOR seien an die vatikanischen Behörden gemeldet worden, teilte die Bank mit. Zum ersten Mal ermittelt die Justiz des Kirchenstaates wegen Bankdelikten. Im Dezember war bekannt geworden, dass gegen zwei ehemalige Topmanager des Instituts wegen Veruntreuung in Millionenhöhe ermittelt wird.—– Wertberichtigt Seite 8