IM INTERVIEW: FRIEDRICH MERZ

"Gewisse Exzesse dürfen nicht mehr stattfinden"

Der neue Chairman von BlackRock Deutschland verlangt von der heimischen Wirtschaft eine bessere Unternehmensführung zur Förderung der Aktienkultur

"Gewisse Exzesse dürfen nicht mehr stattfinden"

– Herr Merz, ist der Chairman von BlackRock Deutschland ein Frühstücksdirektor?Nein, natürlich nicht. Zunächst bin ich – ganz formal gesprochen – der aktienrechtliche Aufsichtsratsvorsitzende der deutschen Aktiengesellschaft. Allein das ist ja mehr als ein Frühstücksdirektor.- Und nicht ganz so formal gesprochen?Wir haben uns mit der Muttergesellschaft darauf verständigt, dass ich eine Rolle wahrnehme, die wir in der deutschen Corporate Governance so erst langsam kennenlernen, nämlich die Aufgabe eines “active chairman”.- Also aktiver als der klassische Aufsichtsratschef?Ja. Allerdings bin ich auch nicht der operative Übervorsitzende. Das Management liegt beim CEO und der Geschäftsführung. Aber ich versuche in meiner Position, das Management aktiv zu unterstützen – strategisch und in der Geschäftsentwicklung in Deutschland. Das umfasst Gespräche mit einzelnen Kunden, die Teilnahme an Konferenzen und eben auch Gespräche wie heute mit Ihnen.- Wie unabhängig ist BlackRock Deutschland gegenüber dem Konzern?Auch hier wieder eine formale und eine pragmatische Antwort. Die formale lautet: Eine Aktiengesellschaft ist natürlich unabhängig und muss es auch aktienrechtlich sein. Die pragmatische ist: Selbstverständlich sind wir Teil der BlackRock-Gruppe. Aber New York und London lassen uns sehr viel Freiheit, das deutsche Geschäft voranzubringen.- Wie drückt sich diese Unabhängigkeit aus?Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Unmittelbar nach dem Brexit-Votum haben wir eine Telefonkonferenz gemacht für die wichtigsten Investoren im deutschsprachigen Raum. Das haben wir zwar mit London abgestimmt. Aber wir haben diese Konferenz mit mehr als 500 Teilnehmern auf Deutsch geführt und dabei die deutsche Einschätzung der britischen Entscheidung zum Thema gemacht.- Ohne Vorgaben des Konzerns?Wir waren in Zusammenarbeit mit unserer globalen Research-Einheit auf die verschiedenen Szenarien vorbereitet, sind aber in der Einschätzung der Märkte und der Konsequenzen des Referendums spezifisch auf die Fragen unserer deutschen Kunden eingegangen.- Sie machen uns neugierig: Wie lautet Ihre Einschätzung?Wir machen uns erhebliche Sorgen nach der britischen Entscheidung um den Zusammenhalt in der Europäischen Union und um die Stabilität der Kapitalmärkte. Die neu entstandene Lage in Europa hat natürlich Auswirkungen auf unsere Entscheidungen als Vermögensverwalter.- Sind wir in einer Situation wie 2007 vor dem Ausbruch der Finanzkrise?Nein, wahrscheinlich nicht. Aber es kann durchaus sein, dass wir wieder eine lang anhaltende krisenhafte Situation für den Finanzsektor vor uns haben. Die wird vielleicht nicht so eruptiv verlaufen wie 2008, uns aber möglicherweise dauerhaft in Atem halten – mit ständigen kleineren Korrekturen nach unten.- Ist das, was am britischen Immobilienmarkt passiert, besorgniserregend?Meiner Ansicht nach ist die Entwicklung bei den Staatsanleihen besorgniserregender. Denn diese Situation gleicht sehr der Situation, die wir vor zehn Jahren erlebt haben. Die Flucht in die Staatspapiere war damals der erste Indikator für eine Rezession – und so könnte es nun wieder sein.- Sie rechnen also mit einer Krise?Wir wollen sie nicht herbeireden. Aber wenn die Nachfrage nach Bundesanleihen steigt, obwohl das Renditeniveau bereits unter der Nulllinie liegt, und wenn wir sehen, dass in Großbritannien im zweiten Halbjahr 2016 ziemlich sicher eine Rezession droht, von der nach und nach die ganze Europäische Union erfasst werden könnte – dann ist das schon eine schwierige Lage.- Was heißt das für Ihre Wertpapier-Portfolios?Darüber befinden unsere Fondsmanager ja in erster Linie auf Basis der Wünsche unserer Kunden. Denn die Kunden entscheiden, in welche aktiv verwalteten Mandate oder welche Indexfonds sie gehen wollen und in welche nicht. Da sehen wir bislang noch keine Trends. Aber das wird vermutlich zum Ende des dritten Quartals besser zu erkennen sein.- Können Sie verstehen, wenn Anleger Aktien meiden?Jetzt aus allen Aktien rauszugehen, wäre sicherlich ein großer Fehler. Wir sehen zwar große Volatilitäten. Aber es gibt nach wie vor eine ganze Reihe von Gesellschaften, die sehr stabil im Markt sind, die gut aufgestellt sind und die vor allem einen stabilen Cash-flow zeigen – und das heißt: Dividendenfähigkeit.- Solche Titel halten Sie für krisenresistent?Die Entwicklung zeigt: Fonds mit dividendenstarken Titeln in ihrem Portfolio sind sehr viel krisenfester als beispielsweise Immobilienfonds. Insofern ist Teil unserer Aufgabe, den Kunden zu sagen: Geht jetzt nicht panikartig aus allem raus und flüchtet nicht in Staatsanleihen!- Erwarten Sie, dass der Fokus der Investoren von Großbritannien auf den europäischen Kontinent dreht?Das hängt entscheidend von der Entwicklung in Großbritannien selbst ab und von der Präsentation des Finanzplatzes Frankfurt. Ich möchte noch mal daran erinnern: Noch ist nichts passiert, außer dass ein Exit-Votum der Mehrheit der britischen Bevölkerung von einigen Marktteilnehmern vorweggenommen wurde. Größere Bewegungen weg aus London wird es wohl erst geben, wenn der Exit tatsächlich vollzogen wird. Und es ist noch ziemlich unklar, wohin das Geschäft dann ziehen wird.- Aber Märkte warten doch nicht zwei Jahre?Richtig, es werden ja auch bereits Investitionen gestoppt. Aber erst wenn Artikel 50 des EU-Vertrags gezogen wird, läuft die Uhr – und von da an wird es voraussichtlich eine massive Verschärfung der Lage geben.- Welcher kontinentaleuropäische Finanzplatz wird das Rennen machen?Da konkurrieren einige Standorte miteinander, die sehr unterschiedliche Wettbewerbsvoraussetzungen besitzen. Frankfurt hat einen großen Standortvorteil durch den Sitz der Europäischen Zentralbank. Immerhin ist das mittlerweile die wichtigste Regulierungsbehörde für die Banken. Der Dialog mit dem Regulierer ist in Frankfurt also am einfachsten zu organisieren.- Aber?Natürlich stellt sich auch die Frage, wie attraktiv die Standortbedingungen im Übrigen sind. Für Holdingsitze sind Luxemburg und Amsterdam sicherlich steuerlich interessante Standorte. Ich denke trotzdem, dass am Ende des Tages Frankfurt der Gewinner sein kann.- Wie ist Ihre Prognose für die Börsenfusion?Als Aktionär kommentieren wir solche Vorhaben grundsätzlich nicht öffentlich. Aber ganz grundsätzlich: Ökonomisch macht ein Zusammenschluss Sinn, auch wenn der Sitz der gemeinsamen Holding wohl nicht außerhalb der Europäischen Union liegen kann. Ernsthaft kann sich in Frankfurt niemand vorstellen, dass der Holdingsitz des größten europäischen Börsenplatzes außerhalb der Europäischen Union liegt.- Und was ergibt sich daraus?Das müssen die Fusionspartner entscheiden. An dem ökonomischen Rational hat eigentlich nie jemand ernsthaft gezweifelt, und daran wird sich auch durch einen Brexit nichts ändern.- BlackRock ist der größte Einzelaktionär der Deutschen Börse?Ja, wenn man aktiv und passiv gehaltene Anteile zusammenzählt, dann sind wir der größte Einzelaktionär der Deutschen Börse und der zweitgrößte bei der LSE.- Die novellierte EU-Aktionärsrechte-Richtlinie strebt einen intensiveren Dialog zwischen institutionellen Investoren und dem Aufsichtsrat von Unternehmen an. Ist das in Ihrem Sinne?Ich zweifele daran, dass man das alles durch EU-Richtlinien regeln muss. Verantwortungsvolle Investoren führen den Dialog ohnehin. Und verantwortungsvolle Unternehmensführungen suchen das Gespräch mit ihren Aktionären. Das muss man nicht gesetzlich erzwingen.- Die EU möchte ja gerne, dass dieser Dialog transparenter stattfindet.Was heißt das: transparenter? Wir gestehen ja auch anderen Anteilseignern zu, dass sie mit dem Management reden. Das alles auf dem offenen Markt auszutragen, ist nicht sinnvoll. Das führt dann womöglich zu einem Profilierungs- und Eitelkeitswettbewerb, der niemandem nutzt, am allerwenigsten dem Unternehmen selbst.- Wie klären Sie Ihre Investoren darüber auf, wie Sie sich entscheiden?Wie Sie das ja in den vergangenen Jahren sicherlich verfolgt haben, äußert sich BlackRock selten öffentlich. Es gibt allerdings den regelmäßigen Brief unseres CEO und Chairmans Larry Fink, der auch an die deutschen Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzenden gerichtet ist – und diesen Brief veröffentlichen wir. In diesem Brief kommt zum Ausdruck, wie BlackRock bestimmte Dinge sieht und welche Ansprüche wir an eine verantwortungsvolle Unternehmensführung stellen.- Sie sagen, man muss nicht alles durch die EU regulieren lassen. Worauf könnte man verzichten?Ehrlich gesagt überblicke ich zurzeit nicht den ganzen Umfang der europäischer Regulierung. Aus Brüssel kam einmal die Ansage: bessere Regulierung statt mehr Regulierung. Aber ich habe den Eindruck, die EU-Institutionen sind doch wieder auf dem Weg hin zu mehr Regulierung.- Zum Beispiel?Zum Beispiel mit dem Vorschlag zur Einlagensicherung. Der kommt überstürzt – noch bevor die Verabredungen eingehalten werden, die man für die nationalen Sicherungssysteme getroffen hat.- Was beunruhigt Sie am meisten mit Blick auf Aufsicht und Regulierung?In der Rückschau auf die Finanzkrise bereitet mir Sorgen, dass die Amerikaner mit ihrer Zwangskapitalisierung der Banken die Dinge wohl richtig gemacht haben, während wir mit unserer zaghaften, freiwilligen Rekapitalisierung zu wenig Mut hatten. Und entsprechend haben jetzt viele europäische Banken Probleme.- Und die US-Banken?Die US-Banken sind mehrheitlich so stark wie nie und haben das Geld an den Staat zurückgezahlt.- Ist das ein Plädoyer für schärfere Kapitalanforderungen, so wie sie jetzt unter dem Stichwort Basel IV diskutiert werden?Wir müssen alle ein volkswirtschaftliches Interesse an ertragsfähigen, handlungsfähigen, starken europäischen Banken haben. Davon sind wir in Europa leider sehr weit entfernt. Es gibt einzelne Ausnahmen, aber insgesamt ist die Situation der Banken in Europa besorgniserregend.- Genau deshalb denken ja Aufseher in Basel über Kapitalanforderungen nach.Wenn wir über Basel IV und Kapitalanforderungen reden, warum sprechen wir denn dann nicht wenigstens auch einmal darüber, dass die Banken einmal damit anfangen müssen, Eigenkapital für Staatsanleihen zu unterlegen? Die Bankbilanzen sind voll mit Staatsanleihen, weil sie dafür keine Eigenkapitalunterlegung brauchen. Die Banken können damit aber nur Geld verdienen, wenn sie sehr große Volumina bewegen. Das ist keine gesunde Entwicklung. Und da müssen wir heraus – auch wenn vor allem die hoch verschuldeten Staaten selbst daran nur ein geringes Interesse haben.- Ganz aktuell sind es ja weniger die Staatsanleihen als vielmehr die faulen Kredite, die in den Bankbilanzen für große Probleme sorgen.Das betrifft vor allem den völlig aus dem Ruder gelaufenen Immobilienmarkt in einigen südeuropäischen Ländern. Aber das Grundproblem der mangelnden Eigenkapitalausstattung der Banken ist damit allein nicht erklärt.- Es gibt mittlerweile immer mehr Forderungen, die angeschlagenen italienischen Banken staatlich zu rekapitalisieren. Was halten Sie davon?Das Beispiel Amerika zeigt, dass dieser Weg – einmalig und gegen Zinszahlungen – nicht falsch ist. Europa hat sich aber für einen anderen Weg entschieden, und es wäre in jedem Fall hilfreich, wenn allgemein geltende Regeln nicht gleich wieder in Frage gestellt werden, sobald ein – im Übrigen lange vorhersehbares – Problem konkret wird. Die Europäische Union ist gerade dabei, Regeln zu implementieren mit einer Haftungskaskade unter Einbeziehung der Aktionäre und Gläubiger. Der erste Fall, der diese Kaskade auslösen soll, würde dann gleich in eine ganz andere Richtung gelöst. Da steht ein Stück Glaubwürdigkeit der Politik der Europäischen Union auf dem Spiel. Aber wie gesagt, vielleicht überdenkt die EU die Lösung des Bankenproblems ja noch einmal ganz grundsätzlich.- Sie bangen um das Vertrauen in die EU?Eines der größten Probleme der europäischen Politik ist doch, dass es keine Kontinuität und keine Glaubwürdigkeit mehr gibt. Aber wir Deutsche sind da vermutlich ziemlich schlechte Ratgeber, schließlich haben wir ja damit angefangen, den Maastricht-Vertrag zu brechen. Das hat einen Domino-Effekt nach sich gezogen. Und diese Erosion der europäischen Rechtsordnung hat eine gefährliche Dimension angenommen.- Trägt nicht auch die EZB zum Vertrauensschwund bei? Wie gehen Sie als Assetmanager mit der Nullzinsphase um?Das Geschäft wird anspruchsvoller, weil die Kunden fragen, wo sie denn überhaupt noch positive Renditen erwirtschaften können. Wir nehmen wahr, dass die Ersparnisbildung trotzdem nicht abnimmt, weil sich die Leute Sorgen über ihre Altersvorsorge machen.- Was ergibt sich daraus für Black-Rock?An dieser Stelle kommt ein ganz wichtiger Auftrag auf uns zu – gemeinsam mit der ganzen Finanzindustrie: Wir müssen es schaffen, aus der Kombination von gesetzlicher, privater und betrieblicher Altersvorsorge ein Paket entstehen zu lassen, das die Alterseinkommen der Bevölkerung einigermaßen sichert. Da gibt es aus unserer Sicht eine relativ einfache Antwort, die aber schwierige Diskussionen nach sich zieht – und die lautet: Ohne die Kapitalmärkte geht es nicht.- Was ist zu tun?Wir müssen unseren Beitrag dazu leisten, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Kapitalmärkte im Allgemeinen und in die Aktienmärkte im Besonderen zurückkehrt. Und da dürfen wir den Fehler, den wir zwei Mal gemacht haben in Deutschland, einmal mit der VW-Privatisierung und dann mit der Telekom-Privatisierung, nicht wiederholen.- Was war daran falsch?Der Fehler war, große Teile der Bevölkerung in einen einzigen Titel zu treiben. Kein Assetmanager macht das. Der Staat hat es zwei Mal gemacht und zwei Mal fundamentale Erschütterungen in das Vertrauen in die Aktienkultur ausgelöst. Das müssen wir jetzt korrigieren, aber das ist eine sehr mühsame Aufgabe.- Nochmals die Frage: Was heißt das für BlackRock?Gesellschaftspolitisch haben treuhänderische Assetmanager wie BlackRock einen Auftrag, der ist so groß wie nie zuvor. Der Auftrag lautet, das Vertrauen in die Aktienmärkte so wiederherzustellen, dass ein großer Teil der Bevölkerung davon überzeugt ist, dass Flucht in die Sachwerte nicht nur Immobilien oder Gold im Safe der Bank bedeutet und schon gar nicht Bargeld unter dem Kopfkissen. Der wichtigste Sachwert einer Bevölkerung ist die Unternehmensbeteiligung. Und die beste Form der Unternehmensbeteiligung ist die Aktie. Und die beste Aktie ist die, die nicht als Einzeltitel gekauft wird, sondern in einem Fonds liegt.- Das führt aber auch zur Debatte über Vermögensverteilung.Ich bin der Letzte, der bestreitet, dass auch über Vermögensverteilung gesprochen werden muss. Aber der beste Weg hin zu mehr Vermögen ist die Beteiligung an Unternehmen. Vermögend wird man nur über Beteiligung an Unternehmen. Da hinzukommen, muss das Ziel eines großen Teils der Bevölkerung werden.- Glauben Sie, dass das EU-Vorhaben einer Kapitalmarktunion vor diesem Hintergrund nützlich ist?Ja. Allerdings kann Brüssel nur den Rahmen vorgeben. Ausschöpfen müssen den Rahmen die nationalen Akteure. Brüssel kann dafür sorgen, dass die Spielwiese größer wird. Aber Brüssel kann nicht dazu beitragen, dass die deutsche Bevölkerung auch tatsächlich auf diese Spielwiese geht. Das ist die Aufgabe der nationalen Akteure.- Also für Sie?Ja. Und das ist der Grund, warum ich im vorigen Jahr, als ich gefragt wurde, ob ich mir diese Rolle vorstellen kann, mit Überzeugung ja gesagt habe. Denn ich denke, dass ich auch persönlich dort eine Rolle spielen kann.- Welche?Auf der einen Seite, weil ich verstehe, wie es funktioniert. Auf der anderen Seite, weil ich eine – ohne zu übertreiben – gewisse öffentliche Wahrnehmung auslösen kann.- Wie lautet dabei Ihre Botschaft?Wir wollen mit darauf achten, dass gewisse Exzesse in den Unternehmen in Zukunft nicht mehr stattfinden. Wir wollen das Vertrauen der Bevölkerung im Allgemeinen und der Aktionäre in den Kapitalmarkt wieder stärken. Und da haben wir alle zusammen eine Aufgabe. Auch ich persönlich.- Sie sprechen eine gute Unternehmensführung an?Wir werden keine Kultur der Aktie etablieren, wenn nicht gleichzeitig eine bessere Kultur der Unternehmensführung gewährleistet wird. Da halten sich 95 % der Vorstände und Aufsichtsräte daran, aber die wenigen, die es nicht tun, stellen das ganze System in Frage.- Inwieweit ist BlackRock ob seiner Größe nicht selbst systemrelevant?Darauf gibt es zwei Antworten. Erstens: Wir sind in über 80 Ländern vollreguliert, in Deutschland von der BaFin, wir bewegen uns also nicht im sogenannten grauen Kapitalmarkt, sondern wir sind auch als Nichtbank vollständig reguliert. Wir sind keine Bank, weil wir ausschließlich als Treuhänder das Geld unserer Kunden verwalten.- Und zweitens?Unsere gefühlte Marktmacht ist zwar groß, und wir sind mit großen Zahlen unterwegs – so wie viele Vermögensverwalter. Aber verglichen mit dem gesamten Markt liegen wir bei 2 %. Ich käme nicht auf den Gedanken, dass ein Unternehmen mit 2 % Marktanteil unter verschärfte Beobachtung gestellt werden muss. Und nochmals: Dies ist nicht unser Geld, sondern das unserer Kunden, das wir in deren Auftrag anlegen.- Aber Sie haben mehr Einfluss, als es diese 2 % ausdrücken?Wir sind zwar der größte Einzelaktionär bei vielen Unternehmen, aber wir sind damit immer noch in der Minderheit.- Haben Sie nicht Sorge, als Schattenbank reguliert zu werden?Nein, ganz und gar nicht. Denn wir sind keine Schattenbank, und das sehen auch die Regulierer bislang so. Wir verleihen kein Geld. Wir nehmen kein Geld bei der Zentralbank auf. Wir sind kein Kredithaus. Wir machen keine Bankgeschäfte. Wir sind ein treuhänderischer Vermögensverwalter – und als solcher voll transparent und reguliert. Ich sehe überhaupt keinen Bedarf, uns irgendwie in diese Diskussion miteinzubeziehen.—-Das Interview führten Claus Döring, Stephan Lorz und Detlef Fechtner.