Darlehensgeschäft

GLS Bank kämpft in der Kreditvergabe

Die stark wachsende ethisch orientierte GLS Bank hält im Kreditgeschäft nicht mit dem hohen Zustrom bei den Einlagen mit. Zwar erreichte das Kreditneugeschäft der genossenschaftlichen Bank mit 1,1 Mrd. Euro einen Rekordwert, wie die Bank am Montag...

GLS Bank kämpft in der Kreditvergabe

jsc Frankfurt

Die stark wachsende ethisch orientierte GLS Bank hält im Kreditgeschäft nicht mit dem hohen Zustrom bei den Einlagen mit. Zwar erreichte das Kreditneugeschäft der genossenschaftlichen Bank mit 1,1 Mrd. Euro einen Rekordwert, wie die Bank am Montag auf einer Online-Pressekonferenz erklärte. Unterm Strich wuchs der Kreditbestand mit 12% auf 4,2 Mrd. Euro allerdings deutlich langsamer als die Summe der Einlagen, die um 19% auf 6,6 Mrd. Euro zulegte. Zum Teil ist der starke Zuwachs der Einlagen ein Ergebnis der Ersparnisschwemme in der Coronakrise. Aber auch die Zahl der Konten wuchs, und zwar um rund 32000 auf 204000.

Der Kreditbestand der 1974 aus der Waldorf-Bewegung heraus gegründeten Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken entfällt heute zu knapp einem Drittel auf erneuerbare Energien und gut einem Viertel auf Wohnhäuser, während sich der Rest auf Sozial- und Gesundheits-, Bildungs- und Kultureinrichtungen verteilt sowie auf Ernährung und eine nachhaltige Wirtschaft. Im Vergleich zu anderen Genossenschaftsbanken war der Kreditbestand der GLS Bank im Verhältnis zu den Kundeneinlagen bereits vor der Coronakrise niedriger als anderswo: 68% betrug der Wert per Ende 2019, während der Wert bei Kreditgenossenschaften insgesamt bei 85% lag, wie sich aus Zahlen des Bankenverbands BVR ableiten lässt.

Ein Flaschenhals im Kreditgeschäft besteht laut Vorstandssprecher Thomas Jorberg jedoch nicht: „Die Einlagen, die wir von unseren Kunden bekommen, können wir auch sinnvoll als Kredite ausgeben.“ Im Einlagengeschäft steuert die Bank bereits mit einem Negativzins von 0,5% für Kontobeträge ab 250000 Euro gegen. Im Jahr 2017 hatte das Institut einen jährlich erhobenen Mitgliedsbeitrag von 5 Euro im Monat für gewöhnliche Kunden eingeführt. Außerdem lenkt die Bank das Geschäft zunehmend in die Vermögensverwaltung. Die fünf Nachhaltigkeitsfonds der Bank, darunter ein Klimafonds, ein Mikrofinanzfonds und ein breiter aufgestellter Aktienfonds, erreichen zum Jahresende ein Gesamtvolumen von 985 Mill. Euro, nachdem die Bank vor drei Jahren lediglich 380 Mill. Euro ausgewiesen hatte.

Coronaeffekt gering

Unterm Strich erzielt die Bank moderate Gewinne: Aus einem gesamten Ertragstopf von 132 Mill. Euro blieb unterm Strich ein Bilanzgewinn von annähernd 10 Mill. Euro stehen. Die Bank unterhält gemessen an ihrer Größe mit einem Hauptsitz und sieben Filialen ein eher kleines Netz. Eine allgemeine Risikovorsorge von 27 Mill. Euro hat das Institut im vergangenen Jahr belastet, allerdings ist dieser Brocken nur etwas größer als im Jahr zuvor. Die Bank finanziere „sehr, sehr stabile Branchen“, sagte Bankchef Jorberg, seien es Biolebensmittel, erneuerbare Energien oder Wohnobjekte, die auch in der Pandemie durchfinanziert seien. Gleichwohl vergab die Bank 58 Mill. Euro Kredite als Coronahilfen. Aus den Töpfen der Förderbank KfW hat die GLS Bank 38 Mill. Euro an Notkrediten vermittelt.

Die Nachhaltigkeitsbank will sich nicht allein auf ihre anthroposophischen Wurzeln reduziert sehen und präsentiert sich als breit aufgestellte Nachhaltigkeitsbank. Damit trifft die Genossenschaft einen Nerv: Seit 2010 hat sich die Bilanzsumme der Bank auf 8 Mrd. Euro mehr als vervierfacht. Jenseits der Kirchenbanken ragt das Geldhaus damit als Nachhaltigkeitsinstitut hervor und lässt Umweltbank, Ethikbank und den deutschen Arm der niederländischen Triodos hinter sich. Das Institut könnte noch schneller wachsen, wären Bankkunden nicht so träge, wie Bankchef Jorberg erklärte. „Die Bank zu wechseln, ist für viele ein großer Schritt, obwohl er eigentlich ganz klein ist.“

Wertberichtigt Seite 8