Goldenes Zeitalter für Milliardäre

Die UBS untersucht, wo und wie die Superreichen dieser Welt ihre Vermögen machen und was sie antreibt

Goldenes Zeitalter für Milliardäre

Die UBS ist stark im Geschäft mit den Superreichen – und durchleuchtet die Anatomie dieses Marktes und seiner Protagonisten mit Akribie. Ergebnis: Die meisten Milliardäre sind Selfmade-Unternehmer.dz Zürich – Finanzieller Reichtum ist vergänglich und mit ihm auch die Macht und der Ruhm der Unternehmer, die diesen einst geschaffen hatten. Das wusste auch der schwedische Großindustrielle Alfred Nobel, als er sein Vermögen 1901 jener Stiftung vermachte, die bis heute jedes Jahr eine Reihe von herausragenden Leistungen in Wissenschaft und Gesellschaft mit dem Nobelpreis ehrt. Alfred Nobel ist sozusagen der Prototyp eines Unternehmerphänomens, wie man es in der jüngeren Zeit wieder vermehrt beobachten kann. “Wir leben in einer Welt, die viele Chancen bietet und in der große Vermögen verdient werden, ähnlich wie damals in der Gründerzeit”, sagte Josef Stadler, UBS-Manager Leiter des weltweiten Geschäfts mit superreichen Privatkunden, den sogenannten “Ultra High Net Worth Individuals” (UHNWI), auf einer Pressekonferenz in Zürich.Die Großbank verwaltet nach eigenen Angaben rund 500 Mrd. sfr für solche Kunden, damit sieht sie sich selber als führendes Institut in diesem Markt. Grund genug also, die Anatomie dieses Marktes und seiner Protagonisten genauer zu durchleuchten. Zusammen mit der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat UBS die Entstehung der größten Privatvermögen seit 1995 in den 14 Ländern mit den weltweit meisten Milliardären (75 %) untersucht und daraus zahlreiche Schlüsse gezogen.Alfred Nobel, so viel sei vorweggenommen, passt immer noch erstaunlich gut ins Bild der Milliardäre der Neuzeit, wenn auch mit einigen nicht unwesentlichen Abstrichen. Nobel war ein Chemiker und ein wissenschaftliches Multitalent, und als Sohn eines Industriellen wuchs er in einer begüterten Familie auf. Auch die Milliardäre der aktuellen Generation verfügen mehrheitlich über eine akademische Bildung (82 %), und nur eine Minderheit stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Nur 8 % der amerikanischen Milliardäre blicken auf eine Tellerwäscherkarriere zurück, in Europa sind es sogar bloß 6 %, nur in Asien, wo der materielle Wohlstand der Neuzeit erst im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte markant zugenommen hat, ist diese Quote mit 25 % deutlich höher.Nobel verdankte seinen Reichtum seinen zahlreichen Erfindungen, auf deren Grundlage er die ersten internationalen Monopole erschuf. Auch heute noch gibt es “recht viele” Milliardäre, die ihr Vermögen auf der Grundlage von Monopolstrukturen erwirtschaftet haben, räumte Studienleiter und PwC-Partner Matthias Memminger ein. In den gut einstündigen Interviews, welche die Autoren der Studie mit rund 30 Milliardären geführt haben, erklärten viele, Monopolstrukturen seien ihr bevorzugtes Geschäftsumfeld.Doch im Unterschied zu Nobels Zeiten sorgen heutzutage Kartellgesetze dafür, dass Monopole früher oder später aufgebrochen werden. Ähnlich wie zu Nobels Zeiten sind auch in der Neuzeit die meisten Milliardäre Selfmade-Unternehmer. Von den 1 300 Milliardären, welche die Studie im Untersuchungszeitraum identifiziert hat, haben nicht weniger als zwei Drittel ihr Vermögen selber erarbeitet und nicht bloß geerbt. Im Unterschied zur Gründerzeit stammen allerdings nur 16 % der Superreichen aus Europa. Die Hälfte hat ihren Reichtum in Amerika geschaffen, eine Mehrheit von ihnen (30 %) erstaunlicherweise nicht im Technologie-, sondern im Finanzbereich. Es ist zu vermuten, dass die Politik der US-Notenbank diesen Unternehmern wesentliche Hilfen geboten hat. Seit dem großen Börsenkrach von 1987 lassen die US-Währungshüter in zunehmender Intensität und Kadenz die Notenpresse laufen. Das damit einhergehende Tiefzinsumfeld ist zweifellos ein wesentlicher Grund für den Erfolg von Hedgefonds- und Private-Equity-Gesellschaften, die besonders viele Milliardäre hervorgebracht haben.Ein neueres Phänomen ist schließlich, dass zunehmend auch Frauen zum Club der Selfmade-Milliardäre gehören. Die Mehrheit der neuen Milliardärinnen stammt aus Asien, und die Frauen repräsentieren inzwischen rund 10 % der Kaste der Superreichen. Nach dem Vorbild Nobels sehen die Ultrareichen unserer Zeit in philanthropischen Engagements für die Gesellschaft offenbar ein geeignetes Instrument, der Nachwelt ein dauerhaftes Vermächtnis zu hinterlassen. Doch während die Unternehmer von einst ihre Spenden vornehmlich entlang bestehenden Institutionen verteilten, zielen die neuen Milliardäre verstärkt auf ganz eigenständige Projekte, deren Nutzen sich direkt messen lässt. Die Entwicklung könnte als Zeichen für das gewachsene Misstrauen gegenüber staatlichen Einrichtungen gewertet werden.