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Goldman auf dem Absprung bei der Apple Card

Amex ist ein heißer Kandidat, um von Goldman Sachs das Kreditkartengeschäft für Apple zu übernehmen. Der neue Partner hätte einiges zu bieten.

Goldman auf dem Absprung bei der Apple Card

Goldman Sachs auf dem Absprung bei der Apple Card

American Express gilt als Interessent für das Kreditkartengeschäft – Mehr Akzeptanz und Service im US-Geschäft

bg Frankfurt

In den USA bahnt sich die spektakuläre Beendigung einer Partnerschaft von Big Tech und Banking an. Denn es gibt Gerüchte, Goldman Sachs wolle sich aus der Rolle als Dienstleister von der Apple Card verabschieden. In der Branche heißt es, dass American Express (Amex) diese Rolle übernehmen könnte – und das würde dem Experten Nourdine Abderrahmane von der Tech- und Banking-Beratung LPA zufolge einige Vorteile für Apple bringen. „Amex ist in den USA viel besser am Point of Sale und im Online-Geschäft vertreten als Goldman. Die Nutzung der Karten ist sehr hoch, und Amex hat im Handel deutlich höhere Gebühren verankert, als Goldman das könnte. Zusammen mit der höheren Akzeptanz wäre das für Apple attraktiv und für Amex besser wirtschaftlich darstellbar.“

Apple kassiert den Löwenanteil

Damit spielt Abderrahmane darauf an, dass Apple sich beim „revenue share“ in der Regel vorteilhaft aufgestellt hat. Die Spanne für Goldman dürfte bei 20/80 bis 40/60 liegen – und das auf Basis einer geringeren Interchange-Gebühr als zum Beispiel bei Amex. Für Apple ging es initial darum, einen Partner zu haben, der den Zugang zum Mastercard-Netz herstellt – während sich jetzt für Goldman Sachs zeigt, dass das komplette Consumer-Finance-Geschäft verlustträchtig ist.

Hohe Anlaufverluste

In den ersten neun Monaten habe Goldman mit der Sparte Platform Solutions einen Verlust von 1,2 Mrd. Dollar geschrieben und über drei Jahre hätten sich die Anlaufverluste auf rund 3 Mrd. Dollar summiert, rechnet Abderrahmane vor. Deswegen zog Goldman-Chef David Solomon Ende Februar den Stecker und kündigte den Abbau von Platform Solutions an. Neben dem Kreditkartengeschäft, wo auch General Motors ein Kunde ist, will Solomon auch den (2002 akquirierten) Online-Kreditgeber Greensky losschlagen. Es sei klargeworden, dass man gewisse kompetitive Fähigkeiten nicht besitze und bei einigen Dingen zu schnell unterwegs gewesen sei, was die operative Umsetzung beeinträchtigt habe, so Solomon vor Investoren Ende März.

Zusätzliche Optionen

Abderrahmane weist darauf hin, dass die Skalierbarkeit im Retail-Bereich für Goldman viel schwieriger darzustellen sei als für Amex, deren Kerngeschäft viel näher dran sei. Zudem verfüge Amex über Premium-Dienste, die Apple grundsätzlich für die Exklusivität der Marke nutzen könnte. „So etwas verbindet Apple gerne im eigenen Ökosystem. Amex hat einen Concierge-Service für Blackcard-Mitglieder, darauf ließen sich eigene Angebote lancieren. Auch der Bereich Firmenkunden-Karten könnte sich für Apple öffnen.“

Am Einlagengeschäft, wie es über Apple Cash seit kurzem mit einem Zinsangebot von 4,15% betrieben wird, zeigt Amex aber offenbar kein Interesse. Da kurzfristige US-Staatsanleihen derzeit bei etwa 5,5% notieren, ergäbe sich da immer noch eine attraktive Zinsspanne für ein Online-only-Produkt, wie Abderrahmane sagt. Das könnte Apple bei Bedarf einfach weiterführen, wenn es im Gesamtkontext der Bank Sinn ergibt.

Übernehmen könnte Amex aber das Pay-Later-Angebot, das erst im März in der Goldman-Apple-Allianz dazukam. Die Pay-Later-Funktion wird von Apple für App-Käufe eingesetzt, es werden dabei zinslose Darlehen von 50 bis 1.000 Dollar über die Tochter Apple Financing vergeben – notwendig wäre also nur eine technische und regulatorische Payment-Anbindung.

Komplexer Übergang

Es deutet also viel darauf hin, dass die Apple Card bald keine Mastercard mehr ist, sondern eine American Express. Die Übertragung des Geschäfts auf einen neuen Partner wäre dann aber ein aufwendiges Projekt.

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