Goldman muss für Strategiewende Gewinneinbruch verkraften
Goldman muss Gewinneinbruch verkraften
Verkauf von Kreditplattform Green Sky belastet – Einnahmen aus strategisch zentraler Vermögensverwaltung sacken ab – Trader stützen Bank of America
xaw New York
Der beschleunigte Rückzug aus dem Privatkundengeschäft verschärft den kurzfristigen Druck auf die Gewinne von Goldman Sachs. Für das dritte Quartal vermeldete die US-Bank einen Rückgang des Überschusses um 33% auf 2,06 Mrd. Dollar, der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn ging noch etwas stärker zurück.
Damit zeigte sich Goldman zwar ebenso wie beim Erlös, der um 1% auf 11,82 Mrd. Dollar zurückging, robuster als an der Wall Street erwartet. Die Stimmung im frühen New Yorker Handel am Dienstag hob dies allerdings nicht, da bei Anlegern und Analysten nach dem achten aufeinanderfolgenden Gewinnrückgang zum Vorjahr die Schwierigkeiten der begonnenen Strategiewende im Fokus stehen.
Goldman hat im großen Stil Konsumentenkreditsalden der Plattform Marcus abgebaut. Im August zurrte die Bank den Verkauf der Sparte Personal Financial Management fest, die Anlageberatung abseits des Geschäfts mit sehr vermögenden Kunden liefert. Besonders im Blickpunkt steht derzeit aber die in der vergangenen Woche angekündigte Veräußerung der Ratenkreditplattform Green Sky, deren Übernahme das Geldhaus erst 2022 abgeschlossen hatte.
Die damalige Aktientransaktion war 1,7 Mrd. Dollar schwer, der Verkaufspreis soll nun lediglich in der Region um 500 Mill. Dollar liegen. Goldman will den Deal mit der Käufergruppe um die Investmentfirma Sixth Street im ersten Quartal 2024 zum Abschluss bringen, im abgeschlossenen Jahresviertel drückten Wertberichtigungen in Verbindung mit der Ratenkreditplattform den Vorsteuergewinn um 203 Mill. Dollar. Hinzu kamen Belastungen im Volumen von 728 Mill. Dollar durch Abschreibungen aus alten Investments im Asset- und Wealth Management.
Diese Sondereffekte reduzierten auch die annualisierte Eigenkapitalrendite um 3,1 Prozentpunkte auf 7,1%. Dies bedeutete allerdings eine Erholung gegenüber dem zweiten Quartal, in dem sie infolge von Goodwill-Abschreibungen in Verbindung mit Green Sky und Wertminderungen von Immobilieninvestments auf 4% abgesackt war.
Stabiles Investment Banking
Seit dem vergangenen Oktober legt Goldman das Augenmerk allerdings wieder stärker auf das zentrale Kapitalmarktgeschäft. So legte der Ertrag der Sparte Global Banking and Markets nun um 6% auf 8,01 Mrd. Dollar zu. Die Gebühren aus dem Underwriting und der Beratung im Investment Banking entwickelten sich dabei gegenüber dem Vorjahr stabil.
„Das Umfeld ist nach wie vor schwierig, doch die Märkte öffnen sich langsam wieder“, betonte CEO David Solomon in einem Investorencall. In den USA habe es seit Anfang September vier große Initial Public Offerings gegeben. „Wir waren bei drei davon führender Underwriter und bei einem weiteren Börsengang entscheidend beteiligt – das kann keine andere Bank für sich beanspruchen“, sagte Solomon. Mit der Vermögensverwaltung stellt Goldman zudem ein zweites Zugpferd in den Mittelpunkt. Die verwalteten Assets in der Sparte sind im vergangenen Quartal zwar aufgrund von Performance-Effekten um 34 Mrd. auf 2,68 Bill. Dollar gefallen, haben langfristig aber stark zugelegt. Die Einnahmen aus Management-Gebühren fielen mit rund 2,41 Mrd. Dollar so hoch aus wie nie.
Dennoch hat die Sparte an Schwung verloren: Die Erlöse in der Geschäftseinheit sackten um 20% auf 3,23 Mrd. Dollar ab, wobei sich insbesondere Verluste aus Private-Equity-Investments bemerkbar machten. Zugleich trugen Wertminderungen in Immobilienanlagen zu steigenden operativen Ausgaben bei. Der Nettogewinn im Asset- und Wealth Management brach in der Folge um 86% ein.
Dass die Anleger auf Solomons Bekräftigung, die Investmentbank besitze das Potenzial für weitere Marktanteilszugewinne und könne die Mittelzuflüsse in der Vermögensverwaltung noch ankurbeln, wenig enthusiastisch reagierten, ist laut Analysten auch auf den Vergleich mit anderen Großbanken zurückzuführen. Denn breiter aufgestellte Institute wie J.P. Morgan mussten zuletzt zwar sinkende Gebühreneinnahmen aus dem Investment Banking hinnehmen. Allerdings beschert ihnen die restriktive Geldpolitik steigende Nettozinserträge.
Am Dienstag übertraf auch Bank of America mit einem Anstieg des Nettogewinns um 10% auf 7,8 Mrd. Dollar die an der Wall Street herumgereichten Prognosen deutlich. Der Nettozinsertrag legte gegenüber dem Vorjahr um 4,5% auf 14,38 Mrd. Dollar zu und trug dazu bei, dass die konzernweiten Erlöse um 3% auf 25,18 Mrd. Dollar kletterten. Entsprechend zeigte sich die Aktie des nach Bilanzsumme zweitgrößten US-Geldhauses im New Yorker Vormittagshandel am Dienstag robust.
Wie bei der direkten Konkurrentin J.P. Morgan wandern aber zunehmend sorgenvolle Blicke auf die steigenden Zinsaufwendungen. Noch übertreffen die Vorteile durch wachsende Einnahmen aus dem Kreditgeschäft aus Sicht der Großbanken die Nachteile durch höhere Eigenfinanzierungskosten und Einlagenzinsen. Doch unter kleineren Finanzinstituten ist bereits ein harter Wettbewerb um Depositen entbrannt, der auf den Zinsmargen lastet. Beobachter erwarten, dass auch die Profitabilität der großen Universalbanken ab dem kommenden Jahr abflachen wird.
Neue Dealmaking-Chancen
Bank of America profitiert unterdessen auch von einer stärkeren Performance ihrer Trader. Die Aktien-Handelstische des Geldhauses steigerten ihre Einnahmen im abgelaufenen Quartal um 10% auf einen Rekordwert von 1,7 Mrd. Dollar. Auch die Gebühreneinnahmen aus dem Investment Banking zogen leicht an. CEO Brian Moynihan sieht nun große Gelegenheiten im Dealmaking für mittelgroße Kunden. Bank of America habe die Größe des entsprechenden Teams verdoppelt.
Goldman-CEO Solomon hob den Kampf um Talente indes als zentrale Herausforderung hervor. In Bezug auf Ausgaben für neue Aktienrückkaufprogramme zeigte er sich allerdings zurückhaltend. Denn um die Umsetzung des Basel-III-Rahmenwerks in den USA bestehe noch viel Unklarheit. Solomon kritisierte die entsprechenden Pläne von US-Regulatoren scharf. Sie gingen über den internationalen Standard hinaus und gefährdeten damit Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des US-Finanzmarktes.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat im dritten Quartal zwar weniger schwach abgeschnitten als von Analysten befürchtet. Aufbruchsstimmung will unter Anlegern aber nicht aufkommen – zu sehr stehen die Kosten des Rückzugs aus dem Privatkundengeschäft im Fokus. Zugleich trumpft die Konkurrenz auf.