US-Banken

Goldman reißt nach unten aus

Goldman Sachs ringt mit anhaltenden Belastungen durch die Schwäche im Investmentbanking und einen kostspieligen Ausflug ins Privatkundengeschäft. Investoren reagieren auf die Ertragsentwicklung im ersten Quartal umso enttäuschter, weil andere Großbanken mit ihren Zahlen die Erwartungen deutlich übertreffen.

Goldman reißt nach unten aus

Goldman reißt nach unten aus

Verlustreicher Verkauf von Privatkundenkrediten belastet – Bank of America übertrifft Erwartungen im Auftaktquartal

Die Gewinne der US-Großbanken fallen im Auftaktquartal 2023 stärker aus als erwartet. Dennoch blasen die Anleger von Goldman Sachs Trübsal. Denn die Investmentbank steigert ihren Umsatz nicht nur weniger als erhofft, sondern hat auch mit anhaltenden Belastungen aus dem Privatkundengeschäft zu kämpfen.

Von Alex Wehnert, New York

Die Investmentbank Goldman Sachs kann sich trotz eines höher als erwartet ausgefallenen Ergebnisses nicht aus ihrer Rolle als Sorgenkind der Wall Street befreien. Für das Auftaktquartal 2023 vermeldete das Geldhaus am Dienstag einen verwässerten Gewinn von 8,79 Dollar pro Aktie, Analysten waren von 8,10 Dollar ausgegangen. Doch gegenüber dem Vorjahr ergibt sich ein Minus von 18,3%. Noch schwerer wog aus Anlegersicht, dass die Erträge mit 12,22 Mrd. Dollar sowohl 5% unter Vorjahreswert als auch klar unter den Erwartungen lagen.

Die Ergebnisse sind Ausdruck vielschichtiger Probleme. Denn einerseits stellt die restriktive Geldpolitik eine anhaltende Belastung dar: Die Erträge von Goldman aus der Dealberatung brachen um 27% auf 818 Mill. Dollar ein. Die gesamten Gebühreneinnahmen aus dem Investmentbanking sackten um 26% auf 1,58 Mrd. Dollar ab.

Andererseits macht sich der Ausflug von Goldman ins Consumer Banking weiter bemerkbar. Bereits im Januar verunsicherte die Mitteilung die Investoren, dass die Sparte Platform Solutions, in die auch die Privatkunden-Aktivitäten des Geldhauses fallen, seit 2020 Verluste von über 3 Mrd. Dollar angehäuft hatte.

Am Dienstag folgte die nächste Negativbotschaft: So vermeldete Goldman einen Verlust von 470 Mill. Dollar aus dem Teilverkauf des Kreditportfolios der Consumer-Banking-Plattform Marcus. Die verbleibenden Teile deklariert das Geldhaus um: Statt als Held-to-Maturity Assets – also Positionen, deren Wertveränderungen sich bis zur Fälligkeit nicht in der Bilanz niederschlagen – werden sie nun als zum Verkauf verfügbar ausgewiesen.

Aktie setzt zurück

Im frühen New Yorker Handel gab die Goldman-Aktie zeitweise um 2,7% nach. Die Enttäuschung der Investoren wurde dadurch verstärkt, dass andere US-Banken deutlich besser abschnitten als erwartet. Bereits am Freitag hatten J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo kräftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen vermeldet.

Am Dienstag überraschte auch Bank of America positiv: Das Kreditinstitut steigerte die Erträge im ersten Quartal um 13% auf 26,3 Mrd. Dollar – Analysten hatten 25,2 Mrd. Dollar erwartet. Unter dem Strich blieben 8,2 Mrd. Dollar hängen, der verwässerte Gewinn von 0,94 Dollar pro Aktie übertraf die Prognosen klar.

Neben den um 25% gekletterten Zinserträgen wirkte die unerwartet starke Entwicklung im Fixed-Income-, Devisen- und Rohstoff-Trading als Stütze. Der Anstieg um 29% auf 3,4 Mrd. Dollar half dabei, Belastungen durch Rückstellungen für faule Kredite auszugleichen. Im ersten Quartal stockte Bank of America die Risikovorsorge um 124 Mill. Dollar auf, nachdem sie im Vorjahreszeitraum noch 362 Mill. Dollar an Reserven aufgelöst hatte. Hinzu kamen höhere Abschreibungen im Volumen von 807 Mill. Dollar.

Analysten beobachten die Entwicklung der Risikovorsorge angesichts der Verwerfungen im Sektor genau. Denn die Furcht vor einer weiteren Ausbreitung der Turbulenzen hält sich hartnäckig. Gerade kleinere US-Institute ringen in der Folge mit einem Einlagenschwund, die Großbanken halten sich bisher allerdings solide. Bei Bank of America gingen die Einlagen zwar um etwas mehr als 20 Mrd. Dollar zurück, aber weniger deutlich als erwartet.

Mit Bank of New York Mellon grenzte auch ein Institut aus der zweiten Reihe den Einlagenschwund stärker ein als erwartet. Die Aktie des Hauses setzte ihre Schwäche dennoch fort. Denn der Gewinn pro Aktie fiel mit 1,12 Dollar zwar höher aus als prognostiziert, der Umsatz legte aber weniger deutlich zu als erhofft.

xaw New York