Goldman Sachs schlägt Prognosen

US-Investmentbank profitiert von stabilem Markt - Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren brummt

Goldman Sachs schlägt Prognosen

Goldman Sachs hat im dritten Quartal überraschend gut verdient. Die größte US-Investmentbank profitierte dabei in erster Linie von rentableren Investitionen als in der Vorjahresperiode. Dank der stabileren Marktentwicklung erzielte der Bereich “Investment & Lending” Nettoerträge von 1,8 Mrd. Dollar. In den Monaten Juli bis September 2011 waren noch Verluste von fast 2,5 Mrd. Dollar angehäuft worden.scd New York – Goldman Sachs hat die von den Notenbanken in Europa und den USA ausgelöste Entspannung an den Kapitalmärkten genutzt und im dritten Quartal weit mehr verdient als erwartet. Die größte US-Investmentbank vor Morgan Stanley verdiente unter dem Strich 1,51 Mrd. Dollar bzw. 2,85 Dollar je Aktie. Damit übertraf Goldman die Durchschnittsprognose der Analysten deutlich. Laut Thomson Reuters hatten sich diese im Schnitt nur auf 2,12 Dollar je Anteil eingestellt. In der Vorjahresperiode hatte die Bank in turbulentem Marktumfeld erst zum zweiten Mal in ihrer mittlerweile 13-jährigen Börsengeschichte rote Zahlen ausgewiesen. Das Minus von 84 Cent je Aktie war damals wesentlich von 2,5 Mrd. Dollar schweren Verlusten der Sparte “Investment & Lending”, in der Goldmans eigene Geschäfte zusammengefasst sind, verursacht worden. Dieses Jahr sorgte der Geschäftsbereich dank positiver Nettoerträge von 1,8 Mrd. Dollar für den unerwartet hoch ausgefallenen Gewinn.Allerdings lief das Geschäft für die fünftgrößte US-Bank nach Bilanzsumme auch in anderen Bereichen weit besser als in den turbulenten Monaten Juli bis September 2011. Der Nettoertrag im Investment Banking legte fast um die Hälfte auf 1,16 Mrd. Dollar zu. Besonders die Einnahmen im Underwriting-Geschäft stiegen deutlich im Vergleich zum miserablen Vorjahr. Die Erträge aus Aktienemissionen verdoppelten sich auf 189 Mill. Dollar. Die Unterstützung bei der Ausgabe von Schuldtiteln brachte mit 466 Mill. Dollar sogar fast dreimal so viel ein wie vor einem Jahr. Hier profitierte die Bank wie andere US-Institute auch vom niedrigen Zinsumfeld, das die Fremdkapitalaufnahme für Unternehmen attraktiver gemacht hat. Lediglich die Beratungserträge waren bei Goldman minimal (- 3 %) rückläufig.Leicht gestiegen sind auch die Umsätze im Bereich “Institutional Client Services” (ICS). Die Erträge aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Währungen und Rohstoffen kletterten um 28 % auf 2,22 Mrd. Dollar. Damit übertrafen sie das bereits verbesserte Niveau des zweiten Quartals. Die Erträge im Aktienhandel und damit verbundene Gebühren schrumpften allerdings unter Vorjahresniveau, sodass der gesamte Bereich ICS lediglich 4,18 Mrd. Dollar einspielte – knapp 3 % über Vorjahresniveau. Von früheren Hochs ist die Bank somit weit entfernt (siehe Grafik).”Die Performance in diesem Quartal war generell solide angesichts des weiterhin herausfordernden ökonomischen Umfelds”, sagte Chief Executive Officer (CEO) Lloyd Blankfein. Nach dem gestrigen Rücktritt von Citigroup-CEO Vikram Pandit ist Blankfein neben Jamie Dimon von J.P. Morgan Chase einer der beiden letzten noch im Amt verbliebenen US-Bankenchefs aus der Zeit der Finanzkrise. In den vergangenen Jahren hatte Goldman Sachs ein kontinuierliches Abschmelzen der Erträge zu bewältigen und hatte deswegen die Kosten deutlich heruntergefahren. CEO Blankfein versprach, die diesbezügliche Disziplin beizubehalten. In den ersten neun Monaten ist allerdings der Vergütungsaufwand um ein Zehntel gestiegen. Getrieben wurde der Personalkostenanstieg von einer Verdreifachung des Gewinns (siehe Tabelle). Je Angestelltem fiel das Vergütungsplus sogar noch höher aus. Die Zahl der Mitarbeiter sank binnen zwölf Monaten von 34 200 auf 32 600.Die Goldman-Aktie notierte am Dienstagmittag in New York mit dem Gesamtmarkt knapp 1 % fester. Im Markt war eine positive Überraschung bereits erwartet worden. Erst Mitte vergangener Woche hatten die Analysten der International Strategy & Investment Group angekündigt, dass Goldman die Durchschnittsprognose wohl am deutlichsten schlagen werde.