US-Investmentbank

Goldman will Rückzug aus dem Privatkundengeschäft beschleunigen

Die Investmentbank Goldman Sachs prüft Alternativen für die Anlageberatung abseits des Geschäfts mit sehr vermögenden Kunden. Damit beschleunigt das Geldhaus seinen Rückzug aus dem Consumer Banking.

Goldman will Rückzug aus dem Privatkundengeschäft beschleunigen

Goldman beschleunigt Strategiewende

Investmentbank prüft Verkauf von Anlageberatung – CEO Solomon peilt stärkeren Fokus auf sehr vermögende Kunden an

xaw New York

Die US-Investmentbank Goldman Sachs will ihren Rückzug aus dem Consumer Banking offenbar beschleunigen. Wie das New Yorker Geldhaus am Montag bestätigte, prüft es "Alternativen" für die Anlageberatung abseits des Geschäfts mit sehr vermögenden Kunden. Zuerst hatte die "Financial Times" über entsprechende Pläne berichtet.

Die unter dem Namen Personal Financial Management bekannte Sparte verwaltet Assets im Volumen von 29 Mrd. Dollar und besteht in dieser Form erst seit 2019. Sie ging aus der 750 Mill. Dollar schweren Übernahme des kalifornischen Investmentberaters United Capital hervor. Der Deal war Teil der 2016 begonnenen, unter dem seit 2018 amtierenden Goldman-CEO David Solomon vorangetriebenen Strategie, die Ertragsbasis des Geldhauses durch eine stärkere Präsenz im Privatkundenmarkt zu verbreitern.

Eigenkapitalrendite unter Druck

Zwischen Anfang 2020 und dem laufenden Jahr häufte das Finanzinstitut in der für das Consumer und Transaction Banking zuständigen Sparte Platform Solutions allerdings Verluste von mehr als 3 Mrd. Dollar an. Die Belastungen machen sich auf Konzernebene bemerkbar: Im zweiten Quartal 2023 sackte die Eigenkapitalrendite von Goldman auf 4% ab, nachdem sie im ersten Jahresviertel noch bei 11,6% lag. Zur Begründung führte das Geldhaus neben einer 485 Mill. Dollar schweren Wertminderung von Immobilieninvestments auch 504 Mill. Dollar an Goodwill-Abschreibungen in Verbindung mit dem Privatkundengeschäft an. 

Abschied von Privatkrediten

Bereits seit dem vergangenen Oktober stutzt Goldman die Retail-Plattform Marcus zurecht. Im Rahmen einer Reorganisation teilte Goldman das Consumer-Banking-Geschäft, zuvor an das Wealth Management angedockt, auf verschiedene Abteilungen auf. Im Januar folgte die Ankündigung, dass Goldman über Marcus keine Privatkredite mehr vergibt.

Zudem will die Bank wohl nicht mehr für neue Kreditkartenprogramme bieten. Im Februar machten Nachrichten die Runde, dass Goldman Verhandlungen über ein gemeinsames Projekt mit dem Mobilfunkanbieter T-Mobile US abgebrochen habe. Auch die 2019 begonnene Kartenpartnerschaft und andere Gemeinschaftsunternehmungen mit Apple will das Geldhaus inzwischen wohl an American Express veräußern. Noch im April lancierte Goldman in Kooperation mit dem Tech-Riesen ein Sparkonto.

Auch für die zur Privatkundensparte gehörige Tochter Greensky sucht die Wall-Street-Institution schon wieder einen Abnehmer. Goldman hatte die Übernahme des auf Kredite für die Hausumgestaltung spezialisierten Lenders erst im vergangenen Jahr durch einen zunächst mit 2,2 Mrd. Dollar bewerteten, letztlich 1,7 Mrd. Dollar schweren Aktiendeal abgeschlossen. „Greensky birgt hohes Potenzial, das Geschäftsmodell passt aber wohl nicht so gut zu Goldman“, räumte CFO Denis Coleman während eines Investorencalls zu den jüngsten Quartalszahlen ein.

Enttäuschende Gebote

Angeblich bietet ein Konsortium unter Führung der Investmentfirma Sixth Street, das auch den Private-Equity-Riesen KKR und die Allianz-Tochter Pimco beinhalten soll, für Greensky. Getrennt soll sich Apollo Global um den Lender bemühen. Laut Coleman ist sowohl ein Verkauf der Plattform als auch eine Veräußerung ihres Kreditportfolios im Gespräch. Die bisherigen Gebote sollen weit unter dem Wert von Greensky bei Übernahme liegen.

Während sich Goldman also zunehmend vom Geschäft mit weniger gut betuchten Privatkunden verabschiedet, stehen sehr vermögende Klienten stärker im Fokus der Bank. So legt das Geldhaus den Fokus insbesondere auf eine stärkere Präsenz im Asset- und Wealth Management, das stabilere Erträge liefern soll als das volatile Investment Banking. Als Vorbild sehen Beobachter an der Wall Street die traditionell schärfste Rivalin Morgan Stanley, die sich seit der Finanzkrise 2008 stärker auf die Vermögensverwaltung und Anlageberatung für sehr wohlhabende Kunden fokussiert.

Dem Geldhaus ist es so gelungen, die Bewertung anzukurbeln: In der nächstes Jahr endenden Amtszeit von CEO James Gorman wurde die Aktie zeitweise zum 1,98-Fachen des Buchwerts gehandelt, bei Handelsschluss am Montag lag das Verhältnis bei 1,54 und damit noch immer weit über dem Branchenschnitt. Goldman kam auf eine Price-Book-Ratio von 1,05.

Im zweiten Quartal steigerte das von Solomon geführte Geldhaus die Management- und sonstigen Gebühreneinnahmen in der Vermögensverwaltung allerdings bereits auf einen Rekordwert von 2,35 Mrd. Dollar. Die Mittel, die Goldman allein für sehr vermögende Kunden verwaltet, belaufen sich auf rund 1 Bill. Dollar und fallen damit um ein Vielfaches höher aus als die Assets der Abteilung Personal Financial Management. Allerdings muss die Investmentbank einige personelle Abgänge verzeichnen, die nach Ansicht von Wall-Street-Beobachtern die Fokussierung auf das Asset- und Wealth Management erschweren. Ende Juli verabschiedete sich mit Julian Salisbury der Chief Investment Officer der Sparte.

Die Investmentbank Goldman Sachs prüft Alternativen für die Anlageberatung abseits des Geschäfts mit sehr vermögenden Kunden. Damit beschleunigt das New Yorker Geldhaus seinen Rückzug aus dem Consumer Banking, nachdem der Ausflug ins Privatkundengeschäft die Eigenkapitalrendite erheblich belastet hat.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.