Gothaer kehrt DekaBank den Rücken
Die Berliner Sparkasse beendet eine Partnerschaft mit dem Kölner Versicherer Gothaer, der wiederum ein milliardenschweres Mandat von der DekaBank abzieht – unterm Strich kam das Wertpapierhaus der Sparkassen damit im Neugeschäft im dritten Quartal kaum vom Fleck. Der Verlust ist allerdings verkraftbar.jsc Frankfurt – Die DekaBank spürt Gegenwind im Neugeschäft: Der Kölner Versicherer Gothaer hat im September ein Mandat in mittlerer einstelliger Milliardenhöhe abgezogen und so den Absatz des Sparkassenhauses ausgebremst, wie die Gothaer am Mittwoch bestätigte. Unterm Strich sammelte die DekaBank im dritten Quartal 146 Mill. Euro ein und bewegt sich damit nur knapp über der Nullmarke, nachdem im ersten Halbjahr 10,6 Mrd. Euro erzielt worden waren. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Absatz seit Jahresbeginn halbiert (siehe Tabelle).Die Gothaer hatte ein Mandat bei der LBB-Invest geführt, die einst zur heute geschrumpften Landesbank Berlin gehörte, 2014 endgültig an die DekaBank überging und im April dieses Jahres neu geordnet wurde. Die Berliner Sparkasse, die unter dem Dach der Landesbank Berlin steht, hatte eine Vertriebskooperation mit der Gothaer beendet und mit der Versicherungskammer Bayern einen neuen Partner im Lebensversicherungsgeschäft gewonnen – und damit eine bestehende Kooperation ausgebaut. Über den Wechsel hatte zuerst der “Platow-Brief” berichtet.Die Gothaer bestreitet einen Zusammenhang. Die Entscheidung, das Mandat von der DekaBank abzuziehen, sei vor Monaten gefallen. Der Versicherer bündelt nun alle indirekten Anlagen bei HSBC Inka. Der Verlust dürfte für die DekaBank überschaubar sein: Das Mandat entfiel auf das sogenannte Master-KVG-Geschäft. Dabei bündelt eine Fondsgesellschaft die Mittel zentral, während das Vermögen auf Spezialfonds anderer Gesellschaften verteilt wird. Das Segment wirft typischerweise geringe Erträge und Margen ab. Zertifikate befeuert AbsatzDas Massengeschäft mit privaten Sparern über das Netz der Sparkassen setzte die DekaBank unverändert fort. 9,6 Mrd. Euro sammelte das Sparkassenhaus auf Neunmonatssicht ein nach 9,1 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Ähnlich wie Union Investment in der genossenschaftlichen Finanzgruppe setzt die DekaBank auf Sparpläne, um Privatleute bei der Stange zu halten. 4,4 Millionen Verträge zählt der Konzern bereits, 270 000 Sparpläne kamen seit Jahresbeginn unterm Strich hinzu.Knapp die Hälfte des Neugeschäfts mit privaten Sparern entfiel seit Jahresbeginn mit 4,3 Mrd. Euro auf Zertifikate. Die Bank hat unter Konzernchef Michael Rüdiger das Geschäft mit Retail-Zertifikaten 2013 aufgenommen und seither ausgebaut (siehe Grafik). Gefragt sind zinsbasierte Produkte, also strukturierte Anleihen und bonitätsabhängige Schuldverschreibungen, aber auch Aktienanleihen und Express-Zertifikate, die sich an einer Kursentwicklung anlehnen. Werden auch Papiere an institutionelle Anleger gezählt, kommt die Bank auf ein Volumen von 20 Mrd. Euro. Inklusive Fonds erreicht das Haus ein verwaltetes Vermögen von 288 Mrd. Euro.Zwar lebt die Gesellschaft, die 1999 aus der Bank DGZ und Fondsadresse Deka hervorgegangen war, auch vom Kreditgeschäft, erwirtschaftet aber vor allem im Assetmanagement Erträge. Der Provisionsüberschuss ist daher anders als bei vielen anderen Banken weitaus höher als das Zinsergebnis (siehe Tabelle). Das wirtschaftliche Ergebnis als eigenständige Steuerungsgröße der Bank bewegt sich mit 408 Mill. Euro nahezu auf Vorjahresniveau.—– Wertberichtigt Seite 6