Herr Mantrisi, Sie zertifizieren mit Luxflag grüne und nachhaltige Kapitalanlageformen. Wofür steht ein Luxflag-Label?Ein Luxflag-Label steht für Transparenz und Glaubwürdigkeit. Wir sind eine Non-Profit-Organisation und stehen deshalb auch für ein größtmögliches Maß an Unabhängigkeit zum Beispiel in finanzieller Hinsicht. Denn wir müssen mit der Vergabe von Labels keinen Gewinn generieren. Zudem ist mit einem Siegel unseres Hauses eine sehr hohe Qualität verbunden. Können sich Privatanleger – auch aus Deutschland – an Sie wenden, wenn sie Fragen zu einem von Luxflag zertifizierten Kapitalmarktprodukt haben, und welche Informationen bekommen sie dann von Ihnen?Ja, selbstverständlich. Die Anleger können hier anrufen oder uns eine Mail schicken und können über die von uns zertifizierten Kapitalmarktprodukte Informationen bekommen. Das bedeutet, dass wir dem Anleger mitteilen, welche Kontrollen wir bei dem jeweiligen Produkt, zum Beispiel einem Investmentfonds, durchgeführt haben und in welche Assets der Fonds investiert. Wir können dem Anleger auch weiter gehende Informationsdokumente zukommen lassen. Wir sind in der Lage, dem Anleger sehr transparent unsere Vorgehensweise bei der Zertifizierung von Kapitalmarktprodukten darzulegen, was der Inhalt der jeweiligen Kontrollen war und wofür wir letzten Endes das Label vergeben haben. Wie viele unterschiedliche Labels haben Sie, wie viele Produkte haben Sie zertifiziert, und was kommt an neuen Labels hinzu?Wir haben derzeit fünf verschiedene Labels: Vier davon sind für Fonds, und ein Label ist für Green Bonds. Derzeit haben wir 95 Produkte, die wir zertifiziert haben. Aber wir sind natürlich immer dabei, die Marktentwicklung zu verfolgen und dementsprechend neue Labels zu evaluieren. Derzeit sehen wir uns im sozialen Bereich um, ob sich dort Opportunitäten für neue Labels ergeben. Das ist derzeit aber noch nicht finalisiert. Was wird sich für Privatanleger innerhalb der EU in Zukunft ändern?Eine fundamentale Änderung wird sich auf der Beratungsebene ergeben. Privatanleger werden ab einem gewissen Zeitpunkt in der Zukunft, den wir heute noch nicht genau abschätzen können, auch mit der Frage konfrontiert sein, ob sie ebenfalls in grüne und nachhaltige Kapitalmarktprodukte investieren wollen. Das wird Realität und wird den Markt und das Verhältnis von Beratern und Privatanlegern sehr stark verändern. Nach solchen Anlagekriterien wird heute noch nicht gefragt, aber das wird nicht so bleiben. Denn Green und Sustainable Finance wird sich sukzessive von einem rein von institutionellen Investoren dominierten Markt, der er heute praktisch noch ist, zu einem Segment weiterentwickeln, das auch die breite Masse der Retailanleger erreicht. Das wird dem Markt auch den nächsten Entwicklungsschub geben. Was ist Ihr dringender Rat an Privatanleger, die ihr Geld grün beziehungsweise nachhaltig anlegen wollen?Anleger sollten sich an Berater bei Banken oder Assetmanagern wenden und sich sehr ausführlich darüber informieren lassen, welche Produkte es in diesem Bereich von Green und Sustainable Finance gibt. Neben einer eingehenden Prüfung dieser offerierten Anlageprodukte sollten interessierte Investoren auch darauf achten, ob Labels für die Instrumente vergeben wurden und somit auch eine Qualitätskontrolle seitens externer Adressen stattgefunden hat. Man sollte sich somit ein Bild davon machen, ob das grüne Kapitalmarktprodukt auch genau das leistet, was es verspricht. Und schließlich sollten Anleger, die ihr Kapital grün und nachhaltig anlegen wollen, auch eine langfristige Perspektive für diese Investments mitbringen. Das ist keine Anlage für ein Quartal oder einen Monat, sondern wir sprechen hier von mehreren Jahren. Weil man ansonsten erhebliche Performancenachteile hat?Das ist im Umkehrschluss gerade nicht abzuleiten, obwohl das in vielen Köpfen leider immer noch so vorhanden ist. Die Klima- und Umweltprojekte sind aber von ihrer Natur aus meist doch sehr langfristig ausgelegt. Das muss man einfach wissen. Grün beziehungsweise nachhaltig und eine gute Performance schließen sich aber nicht mehr aus. Sie können in ein Produkt mit Umwelt- oder Klimaeinfluss – Impact wie man heute sagt – investieren und auch eine ansprechende Performance erzielen. Das ist ja das Gute an diesem Markt. Mario MantrisiGeneral Manager des Luxemburger Zertifizierers Luxflag