Grenke berichtet scheibchenweise

Zwischenbericht von Wirtschaftsprüfer treibt Kurs

Grenke berichtet scheibchenweise

Von Thomas Spengler, StuttgartEine neue Wasserstandsmeldung der Grenke AG hat zumindest vorläufig den Markt beruhigt. Nach Bekanntgabe erster Ergebnisse interner Prüfungen schoss gestern der Aktienkurs des Leasingunternehmens in Baden-Baden in der Spitze um 11 % nach oben. Grenke steht seit Mitte September unter Beschuss des britischen Shortsellers Fraser Perring, der dem MDax-Unternehmen Betrug, Bilanzfälschung und Geldwäsche vorhält. Daraufhin hatte der Aufsichtsrat zwei Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit Sonderprüfungen beauftragt.Als ein Teilergebnis stellte nun der Vorstand dar, dass die Ergebnisbeiträge der vier größten Franchisegesellschaften, die seit 2008 erworben wurden, “insgesamt im Rahmen von Erwartungen” lägen, die eine Investition in Beteiligungen rechtfertigten. “Die Übernahmen können daher als für den Grenke-Konzern positiv bezeichnet werden”, heißt es in der Mitteilung. Ungenau bleibt bei dieser umständlichen Formulierung die Bedeutung des Begriffs “positiv”. Auch bleibt damit offen, ob gegebenenfalls einzelne Franchisefirmen keinen Ergebnisbeitrag leisten und nur aggregiert ein Gewinn herauskommt. Darüber hinaus beschreibt der Grenke-Vorstand die Methode der Kaufpreisfindung durch ein Multiplikator-Verfahren, das unter anderem auf den potenziellen Gewinnen der Franchisefirmen beruht. Insgesamt enthalte das Bewertungsverfahren Merkmale, die dem Geschäftsmodell und der Ausrichtung auf junge, stark wachsende Unternehmen Rechnung trügen. Eine derartige Vorgehensweise zur Kaufpreisfindung für Franchiseunternehmen werde deshalb von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) “als grundsätzlich sinnvoll” bezeichnet. Damit deutet der Vorstand an, dass der Vorwurf, Grenke habe für die Franchisefirmen zu viel bezahlt, ins Leere laufen könnte. Perring und sein Analysehaus Viceroy Research in Delaware (USA) hatten die Übernahmepraxis von Franchisefirmen als überteuert kritisiert. KPMG weitet Prüfung ausWie es weiter hieß, hat die ebenfalls beauftragte Prüfungsgesellschaft KPMG ihre Tätigkeit unter anderem auf die Ordnungsmäßigkeit des Geschäftsbetriebs sowie bestimmter Geschäftsprozesse ausgedehnt. Außerdem würde die Existenz des Zahlungsmittelbestandes und des Leasinggeschäftes validiert. “Wir nutzen diese Situation auch als Chance und arbeiten an einem Zukunftsbild, das vor allem den gestiegenen Erwartungen an Governance und Transparenz unseres stark gewachsenen Unternehmens gerecht wird”, wird die Vorstandsvorsitzende Antje Leminsky zitiert. Überdies prüfe man selbst verschiedene Optionen für eine Weiterentwicklung des Franchisemodells, so CFO Sebastian Hirsch.Auf dem falschen Fuß erwischt haben dürfte der Kurssprung die US-Beteiligungsgesellschaft Gladstone, die laut Bundesanzeiger ihre Leerverkaufsposition kürzlich von 0,73 % auf 0,81 % aufgestockt hat. Der größte bekannte Leerverkäufer in Grenke-Aktien ist der britische Ableger von BlackRock. Leerverkaufspositionen sind ab 0,50 % des Aktienkapitals meldepflichtig. Die von Perring gehaltene Position ist bislang nicht publik.