Grenke drückt bei Sonderprüfung aufs Tempo
Der Finanzvorstand des Leasingunternehmens Grenke möchte möglichst schnell Resultate aus der in Auftrag gegebenen Sonderprüfung vorlegen, die Warth & Klein Grant Thornton übernimmt. Parallelen zum Fall Wirecard könne er nicht erkennen, sagt CFO Sebastian Hirsch zur Börsen-Zeitung. Von Thomas Spengler, Baden-BadenDie Grenke AG arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, die Ergebnisse der Sonderprüfungen über die von dem Leasingunternehmen geübte Übernahmepraxis von Franchisefirmen präsentieren zu können. Der Vorstand drücke aufs Tempo, um mit der gebotenen Gründlichkeit und dennoch so früh wie möglich die restlichen Ergebnisse mit Hilfe der involvierten Wirtschaftsprüfergesellschaften vorlegen zu können, sagte Sebastian Hirsch, der CFO des Unternehmens, der Börsen-Zeitung. Kein Vergleich mit WirecardHirsch erklärte, dass er keinerlei Parallelen zum Fall Wirecard sehe, wo 1,9 Mrd. Euro auf reine Luftbuchungen zurückgehen. Er beklagte, dass aus Vergleichen in der Öffentlichkeit oft “Gleichsetzungen” gemacht würden. Ohnehin sei Grenkes Geschäftsmodell singulär. Hirsch bekannte, dass die Hinzuziehung von Warth & Klein auch eine Reaktion auf die Kritik von Investoren gewesen sei, nachdem KPMG die jüngsten beiden Jahresabschlüsse von Grenke erstellt hatte. Zuvor war EY damit beauftragt worden. “Wir hatten also auch einen Wechsel des Abschlussprüfers, der noch nicht lange zurückliegt”, so Hirsch.Die Aufgabe von Warth & Klein Grant Thornton ist es nun, den Ausputzer zu spielen und insbesondere die Marktüblichkeit der Bewertungen, die Vorteilhaftigkeit der Transaktionen für Grenke sowie die Validierung der geschlossenen Kaufverträge unter die Lupe zu nehmen. Frühe Integration prüfenParallel dazu ist zu prüfen, ob es sinnvoll sein kann, die neu gegründeten Franchisefirmen künftig sofort in den Konzern zu integrieren. Folgt man den Vorwürfen von Perring, geschieht dies zu überhöhten Preisen. Davon, so der Vorwurf, würde Firmengründer Wolfgang Grenke profitieren, der die CTP-Mutter Sacoma AG erworben hat, allerdings erst im Januar dieses Jahres – und nicht schon früher, wie Perring suggeriert. Wolfgang Grenke lässt bekanntlich sein Aufsichtsratsmandat in der AG ruhen, um den Vorwurf eines Interessenskonflikts zu entschärfen. Jens Rönnberg, der seit November 2019 dem Aufsichtsrat angehört, vertritt Grenke seit 1. Oktober als stellvertretender Vorsitzender des Gremiums.Seit der indirekten Übernahme von CTP durch den Firmengründer hat es nach Angaben von Hirsch ohnehin keinen Aufkauf einer Franchisefirma mehr gegeben. Die jüngste Transaktion datiert auf 2018.Hirsch trat Perrings Behauptung des Kaufs zu überhöhten Preisen vehement entgegen und versicherte, in diesem Kontext habe man noch nie einen Goodwill abschreiben müssen.Auch Firmengründer Wolfgang Grenke hatte Vorwürfe, dass die Grenke AG in der Vergangenheit Franchisefirmen überteuert übernommen habe, zurückgewiesen. “Die Franchisegesellschaften hatten und haben nach dem Erwerb durch die Grenke AG weiterhin eine starke Performance, da sie auf die Nutzung von profitablem Wachstum ausgerichtet waren”, sagte er gegenüber Bloomberg. Grenke hatte angeboten, die von ihm gehaltenen Beteiligungen an Franchisefirmen an die Grenke AG zu verkaufen. “Der Wert müsste zunächst unabhängig ermittelt werden”, sagte er demnach. Als Bezahlung würde er Aktien der Grenke AG akzeptieren. Es sollte aber ein Preis für die Aktien angesetzt werden, der auf dem Niveau der Zeit vor dem Shortseller-Angriff liege. Gründer wehrt sichIndessen warf der Firmengründer dem Shortseller Perring nach Betrugsanschuldigungen gegen das Leasingunternehmen vor, im eigenen Interesse zu handeln und die Verunsicherung von Anlegern auszunutzen. Laut Grenke sollten “Marktmanipulationen” besser unterbunden werden. Perring habe auf 64 Seiten eine Mischung aus Fakten, Halbwahrheiten, Unwahrheiten und Unterstellungen geliefert, sagte Grenke gegenüber Bloomberg. Dass Perring seine Aussagen und Behauptungen als Meinung tituliere, zeige, dass er dafür keine Verantwortung übernehmen wolle und es ihm offensichtlich um den eigenen Vorteil gehe. “Er nutzt die Verunsicherung von Anlegern aus”, so Wolfgang Grenke. Grenke forderte, dass “Marktmanipulationen” gesetzlich wirksam unterbunden werden müssten. Mit dem weiteren Abarbeiten der Vorwürfe, die von Perring kamen, hofft indessen der Vorstand, verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmarkt wieder zurückzugewinnen. Dies äußert sich nicht nur im Aktienkurs, der am Donnerstag bei rund 40 Euro stagnierte, sondern auch in der Entwicklung der Grenke-Anleihen am Bondmarkt.Diese sind durchweg von einem Niveau auf oder über pari stark abgesackt, um sich hernach wieder ein Stück weit zu erholen. Aber wie ein Grenke-Bond mit Laufzeit bis Juli 2025 beispielhaft zeigt, notiert der Titel bei rund 84% nach 110% aus der Zeit vor der Shortseller-Attacke. Damit wirft die Anleihe eine Rendite von rund 7,8 % ab, was ein hohes Risiko impliziert und Junkbond-Niveau signalisiert. Das Longterm-Rating von Standard & Poor’s liegt aber unverändert bei “BBB+”, das Shortterm-Rating bei “A-2”. Zwar hat die Ratingagentur Grenke aufgrund der Veröffentlichungen um die Leerverkaufsattacke von Perring auf “Creditwatch” gesetzt. Den Zusatz “Negativ” hat Grenke aber im Mai aufgrund der Corona-Risiken von S&P erhalten.Indessen behält sich der Vorstand ein juristisches Vorgehen gegen Perring, dessen Shortselling-Position bei Grenke nie quantifiziert wurde, weiterhin vor. Dass sich die Parteien aber jemals vor Gericht kennenlernen werden, ist schon aufgrund des Firmensitzes von Perrings Analysehaus Viceroy Research im US-Bundesstaat Delaware unwahrscheinlich.