Leasinggeschäft

Grenke mit starkem Jahresendspurt

Die Leasingfirma Grenke befindet sich nach Betrugsvorwürfen vor mehr als einem Jahr allmählich auf Erholungskurs. Im vergangenen Jahr zog das Neugeschäft nach zuvor schwachem Verlauf im Schlussquartal wieder an.

Grenke mit starkem Jahresendspurt

spe Stuttgart

Die Grenke AG in Baden-Baden blieb 2021 mit ihrem Leasingneugeschäft zwar 18% unter dem Ergebnis des Vorjahres. Mit einem Wert von 1,66 Mrd. Euro liegt der Leasinganbieter in seinem Kerngeschäft aber im oberen Bereich der eigenen Prognose. Diese hatte Grenke erst im November mit 1,5 bis 1,7 Mrd. Euro angegeben. CEO Michael Bücker führte den Verlauf des Neugeschäfts auf einen Jahresschlussspurt durch eine Vertriebsoffensive zu­rück. So konnte Grenke das Leasingneugeschäft, das der Summe der Anschaffungskosten aller neu erworbenen Leasinggegenstände entspricht, im vierten Quartal um 22% auf 521 Mill. Euro gegenüber dem Wert des Vorjahresquartals steigern.

„Der positive Trend insbesondere in den letzten Dezemberwochen deutet zudem klar auf eine wiederkehrende Investitionsbereitschaft im europäischen Mittelstand hin“, sagte Bücker. Das Geschäft war laut Grenke von der Pandemie sowie im zweiten Halbjahr von globalen Lieferengpässen geprägt gewesen.

Auffallend ist für das vierte Quartal ein Rückgang der Deckungsbeitragsmargen, die Grenke regelmäßig zur Betrachtung der Profitabilität heranzieht. So sank die Deckungsbeitragsmarge 2 (DB2) des Leasinggeschäfts im Berichtszeitraum von 19,5 auf 16,3%, während die DB1-Marge von 13,1 auf 10,6% zurückfiel. Der DB2 entspricht dem Barwert der operativen Erträge eines Leasingvertrags inklusive Risikokosten, Service- und Verwertungsertrag. Der DB1 ergibt sich aus dem Barwert der Zinsüberschüsse abzüglich Provisionen an Dritte. CFO Sebastian Hirsch begründete den daraus abzulesenden Ertragsdruck mit gestiegenen Refinanzierungskosten sowie dem Abschluss von Neugeschäft mit wieder höheren Vertragswerten.

Grenke steht seit September 2020 unter Druck, nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring dem Unternehmen Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vorgeworfen hatte. Auch soll eine zwischengeschaltete Firma überhöhte Preise für Franchisefirmen bezahlt haben. Eine Untersuchung der von der BaFin beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars hatte später wesentliche Vorwürfe nicht bestätigt, aber Mängel in der Prävention und im Risikomanagement festgestellt. Die Kaufpreise für die Franchisefirmen seien zwar nicht systematisch überzeichnet, allerdings sei die ausgewiesene Rendite der Zwischengesellschaft im Nachhinein überhöht gewesen.

Auch wenn die Fundingkosten derzeit noch über dem Niveau vor der Pandemie liegen und Grenke sich laut Hirsch weiterhin in einem komplexen Marktgeschehen befindet, sei der Vorstand mit dem Deckungsbeitrag für das Gesamtjahr 2021 zufrieden. Im Umkehrschluss kann man folgern, dass dies für den Deckungsbeitrag des vierten Quartals nicht gilt. Hirsch versicherte, dass das Unternehmen 2022 die vorhandene Refinanzierung nutzen und neue Quellen erschließen werde, so dass das Wachstum des Leasingneugeschäftes mit fristenkongruenter Liquidität langfristig gesichert bleibe. Ungeachtet des Margendrucks ließ der Vorstand die im November für das Gesamtjahr abgegebene Gewinnprognose von 90 bis 100 Mill. Euro unverändert. Zuvor hatte Grenke für das Nachsteuerergebnis noch 60 bis 80 Mill. Euro prognostiziert.

Grenke AG
Kennzahlen nach IFRS
Neugeschäft in Mill. Euro20212020
Neugeschäft Leasing1657,82027,9
 International1145,51401,4
 DACH455,10561,10
Neugeschäft Factoring700,9647,8
 Deutschland209,2186,3
Grenke Bank Einlagengeschäft      1412,0      1537,3
Neugeschäft KMU-Kredite       33       119,30
DB2 Leasing-neugeschäft       292,3       372,9
 International221,8276,5
 DACH59,382,2
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