IM GESPRÄCH: WOLFGANG GRENKE

Grenke stellt Entlastung in Aussicht

Firmengründer zeigt sich zuversichtlich, bald wieder im Aufsichtsrat der Grenke AG tätig zu sein

Grenke stellt Entlastung in Aussicht

Nach den Pfusch-Vorwürfen des Investors Fraser Perring geriet neben der Grenke AG auch der Firmengründer Wolfgang Grenke unter Druck. Mehrere Gutachten beschäftigen sich mit etwaigem Fehlverhalten in der Leasingfirma. Langsam legt sich der Rauch, und der Unternehmer hofft bereits auf eine Normalisierung.Von Thomas Spengler, StuttgartDer Unternehmer Wolfgang Grenke zeigt sich zuversichtlich, in den Aufsichtsrat des von ihm gegründeten Leasing- und Finanzierungsunternehmen Grenke AG in Baden-Baden zurückkehren zu können. Voraussetzung dafür sei, dass die von der Firma eingesetzten Gutachter KPMG sowie Warth & Klein Grant Thornton die Vorwürfe gegen ihn und die Firma entkräfteten. “Sofern alle Anschuldigungen widerlegt werden, sehe ich keinen Grund, mein Aufsichtsratsmandat nicht wieder aufzunehmen”, sagte der 69-Jährige im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Der Firmengründer lässt sein Mandat als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bereits seit dem 21. September ruhen, nachdem der britische Investor Fraser Perring Mitte September im Rahmen einer Leerverkaufsattacke dem MDax-Unternehmen unter anderem Bilanzfälschung, fehlende Liquidität, Geldwäsche und persönliche Bereicherung vorgeworfen hatte. Die Finanzaufsicht BaFin erklärte daraufhin, in alle Richtungen ermitteln zu wollen. Der Aktienkurs von Grenke hatte sich zeitweise auf bis zu 24,52 Euro mehr als halbiert. Am Freitag ging die Aktie an der Börse in Frankfurt mit 37,96 Euro aus dem Handel. Ganz erholt hat sich das Papier also noch nicht, nachdem es Mitte September kurz vor der Attacke von Perring bei etwa 55 Euro stand.Unter anderem kritisiert Perring das in seinen Augen intransparente Franchisesystem von Grenke, in dessen Rahmen Neugründungen insbesondere im Ausland zunächst von der konzernunabhängigen CTP Handels- und Beteiligungs GmbH mit Venture Capital ausgestattet wurden, bevor sie in der Regel nach frühestens vier Jahren von der Grenke AG übernommen wurden. Daraufhin hatte die Grenke AG am 29. Oktober angekündigt, dieses Konstrukt zu ändern und die Franchisefirmen innerhalb der kommenden 12 bis 18 Monate in den Konzern zu integrieren. “Erträgliche Größenordnung”In diesem Kontext hieß es ausdrücklich, Grenke würde dann auch eventuelle Verluste der Franchisefirmen übernehmen. “Die wird es mit großer Sicherheit auch geben”, sagte Grenke, “aber in erträglicher Größenordnung”. Wie der Firmengründer weiter ausführte, schreiben Franchisefirmen am Anfang immer Verluste. “Im günstigsten Fall wird der Break-even Point nach vier Jahren erreicht”, sagte Grenke. Derartige Buchverluste seien aber für die Firmen völlig normal – erst recht, wenn das Unternehmen erfolgreich sei. Ohnehin steht dagegen der Wert der Leasing- und Factoring-Verträge in der Bilanz.Grenke sagte weiter, er wisse noch nicht, was mit der CTP, deren Eigentümer er seit Januar ist, passieren werde, wenn die Franchiseunternehmen künftig von Anfang an in den Konzern integriert würden. “Es gibt dafür keine konkreten Pläne”, sagte er, der sich als “Fan” der bisherigen Struktur bekannte. Dabei waren aus seiner Sicht zwei Modelle erfolgreich miteinander verknüpft worden: Einerseits haben unternehmerisch agierende Leute das System eines Franchisegebers wie Grenke genutzt. Andererseits stand die Finanzierung von Start-ups durch die CTP. Und schließlich gab es die Zusage, dass die Grenke AG im Erfolgsfall die Jungunternehmen nach einigen Jahren erwirbt. “Das hat eine gewisse Dynamik entfaltet”, sagte Grenke. Dennoch könne er nachvollziehen, dass die Grenke AG sich ab einer gewissen Größe entscheidet, die Start-ups lieber von Anfang an zu integrieren. 20-jährige BörsengeschichteDer frühere Firmenchef, der 2018 vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechselte, verneinte ausdrücklich die Frage, ob sich das Familienunternehmen mit dem Börsengang im Jahr 2000 verhoben hat. “Nur so konnten wir unser darauffolgendes Wachstum erzielen”, sagt er rückblickend. Der Unternehmer hält durchgerechnet 8 % an der Grenke AG, die Familie kommt auf insgesamt rund 40 %. Nach dem Auftakt am damaligen Neuen Markt an der Frankfurter Börse wurde das Unternehmen 2003 Mitglied im S Dax, 2019 folgte der Aufstieg in den M Dax.Die weitere Entwicklung des Aktienkurses macht Grenke von zwei Aspekten abhängig. Zum einen hänge dies davon ab, inwieweit es der Geschäftsführung gelingen werde, den Markt wieder vom Geschäftsmodell zu überzeugen. “Ich bin hier sehr zuversichtlich”, sagte er. Und zum anderen komme es darauf an, wie sich die Corona-Pandemie weiterentwickeln werde – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Zumindest aktuell hat das Leasingunternehmen mit einem starken Rückgang beim Neugeschäft zu kämpfen. Auch in der Finanzmarktkrise mussten Rückgänge von rund 20 % verkraftet werden. Sobald sich die Aussichten verdichten, dass man die Pandemie in den Griff bekommt, “schöpfen wir neue Kraft”, sagte Grenke. Denn die Nachfrage nach einfachen Refinanzierungen sei weiterhin hoch, zeigt er sich überzeugt. Keine Klage gegen PerringDa die Familie Grenke nach eigenem Bekenntnis ihr Aktienpaket von 40 % ohnehin behalten möchte, habe sie keine Verluste aufgrund des stark gefallenen Börsenkurses realisiert. “Mein einziger Verlust ist der enorme zeitliche Aufwand, den mich die Beschäftigung mit Perrings Attacke kostet”, sagte Grenke. Verlierer seien diejenigen Privatanleger, die aufgrund gerissener Stopp-Loss-Aufträge Geld verloren haben. Eine Klage gegen Perring strebt Grenke nicht an. Auf die Frage, ob er denn daran denke, gegen den Shortseller juristisch vorzugehen, winkt er ab. Warum solle man gutes Geld schlechtem hinterwerfen? “Ich bezweifle, ob über eine Klage bei Perring und Viceroy etwas zu holen wäre.”Dennoch stellt Grenke ganz grundsätzlich die Frage nach dem “manipulativen Aspekt des Shortsellings”. Während Finanzdienstleister in Europa stark reguliert würden, dürften Shortseller ein Schattendasein führen – “ein Ungleichgewicht”, wie Grenke meint. Darüber hinaus sieht er das Instrument der Wertpapierleihe, das gedeckte Leerverkäufe erst ermöglicht, äußerst kritisch. Ob es wirklich im Sinne der Kunden von Verleihern sei, zu denen auch Publikumsfonds gehören, wenn diese gegen Gebühr Wertpapiere verleihen, um sie später zu einem geringeren Wert wieder zurückbekommen, fragt Grenke rhetorisch.