Leasingspezialist setzt auf wachsendes Neugeschäft

Grenke richtet Fokus auf wachsendes Neugeschäft

Grenke erwartet 2025 Gewinnwachstum trotz Unsicherheiten nach einem herausfordernden Jahr 2024 im Leasingmarkt.

Grenke richtet Fokus auf wachsendes Neugeschäft

Grenke verspielt bei Anlegern Kredit

Leasingspezialist will durch weiter wachsendes Neugeschäft die Grundlage für die Gewinne von morgen legen

Trotz eines starken Neugeschäfts 2024 misstrauen Anleger der Zukunftsstrategie der Grenke AG in Baden-Baden. Angesichts eines kräftigen Gewinnrückgangs sackte der Börsenkurs des Leasingspezialisten gestern in der Spitze um knapp 19% ab und damit auf das tiefste Niveau seit 2012.

spe Stuttgart

„Offensichtlich ist der Markt mit unserer Performance nicht zufrieden“, gestand der CEO des SDax-Unternehmens, Sebastian Hirsch, anlässlich der Bekanntgabe der Zahlen für das Berichtsjahr 2024 zu. Nun gelte es, Ruhe zu bewahren, bis sich der Kurs wieder einpendele. Die Enttäuschung der Anleger geht unter anderem auf das um 19,2% auf 70,2 Mill. Euro gesunkene Konzernergebnis zurück, obwohl dieser Wert noch innerhalb der im Oktober 2024 angepassten Erwartung von 68 bis 76 Mill. Euro liegt.

Mehr Firmeninsolvenzen

Hintergrund war eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen, deren Tempo nicht vorhersehbar gewesen sei, wie Hirsch sagte. Vor allem in den Kernmärkten Frankreich, Spanien und Deutschland musste Grenke im Berichtsjahr gestiegene Aufwendungen für Schadensabwicklung und Risikovorsorge von 44,3% auf 131,0 Mill. Euro hinnehmen. Die Schadenquote, der Quotient aus Schadensabwicklung und Risikovorsorge zum Vermietvolumen, betrug für das vergangene Gesamtjahr 1,3% nach 1,0% im Vorjahr.

„Neues Level“ im Neugeschäft

Parallel zu der rückläufigen Gewinnentwicklung konnte Grenke ihr Leasing-Neugeschäft 2024 um rund 19% auf knapp 3,1 Mrd. Euro steigern – was für das Unternehmen ein neues Level bedeute, wie Hirsch sagte. Schließlich generiere man durch die daraus entstehenden Rückflüsse über die kommenden vier Jahre die Erträge von morgen.

Gewinnwachstum erwartet

Für das laufende Jahr geht der Vorstand davon aus, dass Grenke die Zunahme der Unternehmensinsolvenzen vor allem noch im ersten Halbjahr 2025 zu spüren bekommt. „Insgesamt dürfte sich das Risikolevel auf dem uns bekannten Normalniveau einpendeln“, so der CEO. Unterm Strich aber rechnet man bei dem Leasingspezialisten mit einem Gewinnwachstum, weil die Erträge aus dem Leasinggeschäft „absehbar“ weiter anziehen würden. Laut Finanzvorstand Martin Paal wird sich das starke Neugeschäft mit den guten Margen aus dem abgelaufenen Jahr positiv auf das Zinsergebnis auswirken.

Vor diesem Hintergrund erwartet Grenke für das laufende Geschäftsjahr ein zweistelliges Wachstum im Leasing-Neugeschäft und geht von einem Neugeschäftsvolumen zwischen 3,2 Mrd. und 3,4 Mrd. Euro sowie einem Konzernergebnis von 71 bis 81 Mill. Euro aus. Diese Erwartungen basieren auf der Annahme einer Schadenquote von rund 1,6% und einer DB2-Marge, die Grenke zur Bewertung der Profitabilität heranzieht, von mehr als 16,5%. Für 2024 wurde der Dividendenvorschlag von 0,47 auf 0,40 Euro gesenkt.

Aufkauf von Franchisefirmen

Wie CFO Paal weiter sagte, bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der beschlossene Verkauf des defizitären Factoringgeschäfts noch vor Ostern über die Bühne gehen werde. Fortschritte mache man auch bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie, die 2025 mit 15 Mill. Euro zu Buche schlägt. Als bedeutende Maßnahme bewertet hierbei Hirsch den „Schritt in die Cloud“, die Grenke auf Sicht die Nutzung von drei Rechenzentren erspare. „Kurzfristig“ soll auch der Aufkauf der letzten fünf von einst 16 Franchisefirmen vollzogen werden. Mit den Eigentümern der noch ausstehenden Gesellschaften in Kanada (drei), Chile und Lettland habe man eine „Grundeinigung“ erzielt, sagte Hirsch, ohne eine konkrete Prognose abgeben zu wollen. Schon mehrfach war der Aufkauf immer wieder verschoben worden. Bekanntlich gibt es eine gewisse Brisanz, weil sich auf der Verkäuferseite auch Firmengründer Wolfgang Grenke befindet, der rechnerisch 8% an dem Baden-Badener Konzern hält.

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