Grenze für Hebelpapiere weckt Kritik
jsc Frankfurt – Die deutschen Vorgaben für den Vertrieb von Differenzkontrakten (Contracts for Differences, CFDs) an Privatanleger stoßen auf Widerstand der Anbieter: Wenn Kunden ungeachtet ihrer Erfahrungen und Kenntnisse nicht mit großen Hebeln handeln dürften, ließen sie sich entweder als professionelle Kunden einstufen oder eröffneten ein Konto bei einem Anbieter außerhalb der EU, schreibt der CFD-Verband in einer Stellungnahme vom Donnerstag. Er reagiert damit auf die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die am Dienstag per Allgemeinverfügung wesentliche Vorschriften festlegt hat und damit an Vorgaben der EU-Wertpapieraufsicht ESMA anknüpfte. Während die Vorgaben der ESMA nach EU-Recht alle drei Monate erneuert werden mussten, gilt die BaFin-Verfügung unbegrenzt. Ende Juli läuft die jüngste Erneuerung der Vorgaben durch die ESMA aus.Differenzkontrakte beziehen sich auf Basiswerte wie Aktien, Rohstoffe oder Währungspaare und erlauben es Anlegern, auf steigende oder fallende Kurse zu wetten. Die Instrumente sind gehebelt und vollziehen Kursentwicklungen somit um ein Mehrfaches nach. Das Konstrukt führt leicht zu Verlusten.Im Kern der Regulierung stehen zwei Vorgaben: Erstens ein Verbot der Nachschusspflicht, die von der BaFin bereits im Mai 2017 untersagt wurde und dabei auf Zustimmung des CFD-Verbands gestoßen ist. Anleger können also nicht über das eingesetzte Kapital hinaus belangt werden. Zweitens eine Hebelgrenze, die durch die ESMA im August 2018 einführt wurde und nun durch die Verfügung der BaFin auf Dauer verankert wird. Dagegen wehrt sich der Verband und schlägt vor, eine Investorenklasse für erfahrene Privatanleger einzuführen. Die Grenzen für Hebel reichen von 2 (für Kryptowährungen) bis 30 (für solide Währungspaare). Auch sieht die BaFin Risikowarnungen vor und befürwortet Grenzen für die Werbung.Differenzkontrakt ist nicht gleich Differenzkontrakt. So fielen in der Vergangenheit Anbieter auf Zypern auf, die mit undurchsichtigen Varianten in der EU Privatanleger geködert haben und Schulden später im jeweiligen EU-Land einklagen konnten. Heute warnt der CFD-Verband vor Anbietern aus Staaten außerhalb der EU, die mit größeren Hebeln hantierten. Auch die ESMA hatte vor wenigen Tagen vor Anbietern aus Drittstaaten gewarnt und zugleich die Branche ermahnt, Privatleute nicht leichtfertig als professionelle Investoren einzustufen, womit sich Vorschriften umgehen lassen.Zu den seriösen Plattformen, die auch im Verband organisiert sind, gehören etwa der Sparkassenanbieter S Broker, Flatex und die BNP-Paribas-Tochter Consorsbank. Mehr als drei Viertel der Anlegerkonten verzeichnen allerdings Verluste, wie aus Pflichtangaben der Anbieter jeweils hervorgeht. – Wertberichtigt Seite 8