Großaktionär Delfin will mehr Einfluss
Machtkampf bei Mediobanca
Großaktionär Delfin will mehr Einfluss bei Mediobanca
Bei der italienischen Investmentbank tobt ein Machtkampf
bl Mailand
In Italiens Finanzwelt tobt seit Wochen ein neuer Streit. Die Beteiligungsholding Delfin, die die Interessen der Erben des 2022 verstorbenen Unternehmers Leonardo Del Vecchio bündelt, kämpft um mehr Einfluss im Verwaltungsrat der Investmentbank Mediobanca.
Delfin ist mit 19,8% größter Aktionär des Instituts und hat gerade das Angebot des Mediobanca-Verwaltungsrats, bei der Neubestellung des Gremiums Ende Oktober 4 der 15 Posten besetzen zu können, abgelehnt. Angeblich will Delfin bestimmen, wer künftig Präsident des Verwaltungsrats wird.
Erinnerung an Generali-Streit
Die Auseinandersetzung erinnert an den Streit bei der Versicherung Generali, bei dem im vergangenen Jahr Delfin und der verbündete Aktionär Francesco Gaetano Caltagirone bei der Hauptversammlung eine krachende Niederlage erlitten hatten. Doch anders als bei Generali gibt es bei der Mediobanca keine strategischen Differenzen.
Kein Aktionär fordert eine Strategieänderung und auch die großzügige Dividendenpolitik findet allerseits Zustimmung. CEO Alberto Nagel ist unumstritten. Es gibt also kein Alternativprojekt wie seinerzeit bei Generali.
Warum die Fronten so verhärtet sind, ist deshalb unklar. Bei der Aktionärsversammlung droht eine scharfe Konfrontation, wenn es nicht noch in letzter Sekunde eine Einigung gibt. Unklar ist die Position Caltagirones, der bei der Mediobanca 9,8% der Anteile hält und bei Generali im Einklang mit Delfin handelte. Unklar ist auch, ob alle Del-Vecchio-Erben die Konfrontationshaltung von Delfin-Chef Franceso Milleri uneingeschränkt unterstützen.
Lähmung möglich
Die Perspektive eines anhaltenden Konflikts könnte im schlimmsten Fall zu einer Lähmung im Verwaltungsrat führen, dann nämlich, wenn sich Delfin bei der Wahl zum Verwaltungsrat mit einer eigenen Liste mit sieben Kandidaten für das Aufsichtsgremium durchsetzen sollte. Das aber würde außerdem Probleme mit der Europäischen Zentralbank (EZB) heraufbeschwören, meinen Analysten von Equity. Dann könnte Delfin womöglich gezwungen sein, den anderen Delfin-Aktionären ein Übernahmeangebot vorzulegen. Bisher hat Delfin stets erklärt, sich als reiner Finanzinvestor zu verstehen.