Großbanken lancieren Finanzierungsplattform

Deutsche Bank: Wir haben ein offenes Konzept - Zugang zu gesicherten Informationen wirkt gegen Betrug

Großbanken lancieren Finanzierungsplattform

bn Frankfurt – Die Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts schreitet voran. Sieben globale Spieler im Handelsfinanzierungsgeschäft – unter ihnen die Deutsche Bank – haben nach Angaben vom späten Mittwochabend mit Blick auf die Finanzierung von Lieferketten den Aufbau eines digitalen Handelsinformationsnetzes bis Jahresende vereinbart. Es sei das “erste inklusive, globale Multi-Bank-, Multi-Unternehmensnetz in der Handelsfinanzierung”, erklären ANZ, Santander, BNP Paribas, Citibank, Deutsche Bank, HSBC und Standard Chartered, die ihr Vorhaben zu Beginn kommender Woche auf der Zahlungsverkehrsmesse Sibos in Sydney präsentieren wollen. Mit Hilfe der Plattform sollen Unternehmen sicher und einfach Orders und Rechnungen einstellen und verifizieren können, um Handelsfinanzierungen von Banken ihrer Wahl zu erfragen. Indem die Plattform Banken den Zugang zu diesen gesicherten Informationen verschafft, soll sie wiederum Doppelfinanzierungen und Betrug entgegenwirken. Die Plattform decke damit einen bislang ungedeckten Bedarf an Finanzierungen bereits zu einem früheren Zeitpunkt in der Lieferkette, erklären die Initiatoren. Initiativen zur Digitalisierung des Firmenkundengeschäfts mit Hilfe von Plattformen häufen sich. Erst Mitte August hatte die US-Großbank J.P. Morgan, die nicht zu den Gründern des Trade Information Network zählt, bundesweit ihre Plattform Data Once gestartet, die Firmenkunden eine Reduktion des bürokratischen Aufwands etwa bei der Eröffnung von Konten und anderen aufsichtsrechtlich relevanten Prozessen verspricht. Mit Hilfe von Data Once sollen Unternehmen in Deutschland und im übrigen Europa, aber auch im Nahen Osten sowie in Afrika die Zeitspanne halbieren können, welche nötig ist, in neuen Märkten Einheiten zu etablieren, Konten zu eröffnen und neue Kunden aufzunehmen (Onboarding).An der Entwicklung des Trade Information Network beteiligen sich neben den sieben Banken, die zu den Gründern zählen, den Angaben zufolge mehr als 20 weitere Institute. Die Deutsche Bank hofft, dass das Netz in Sachen Handelsfinanzierung einen branchenweit ähnlichen Standard setzen wird wie Swift im Zahlungsverkehr: “Wir haben ein offenes Konzept. Es sollen so viele Finanzdienstleister wie möglich mitmachen”, sagt Daniel Schmand, Global Head of Trade Finance, der Börsen-Zeitung.Seinen Angaben zufolge hat Deutschlands größte Bank einen sechsstelligen Betrag ins Vorhaben investiert. Dieser floss vor allem in die Entwicklung, Rechtsberatung und Due Diligence. Hohe Ertragserwartung hegt Schmand eigenen Angaben zufolge dabei nicht. Er plant bestenfalls einen Break-even. Vielmehr soll die Verbesserung des Services im Zentrum stehen: “Wir versprechen uns davon, Kundenbedürfnisse schneller und besser zu erfüllen. Hätten wir die Plattform nicht, würde jede Bank eine separate Insellösung entwickeln oder diese bei Fintechs einkaufen”, sagt er.API-Programmier-Schnittstellen sollen Kunden die Anbindung erleichtern. Ab dem ersten Quartal des kommenden Jahres sollen ausgewählte Unternehmen das Netz testen. Der offizielle Start ist fürs dritte Quartal 2019 geplant.