Großbanken setzen auf Blockchain

Konsortium mit UBS und Deutsche Bank zielt auf Einsparungen bei Clearing und Settlement

Großbanken setzen auf Blockchain

Die Banken sind lange Settlement-Zeiten leid und wollen mit Hilfe einer auf der Blockchain gespeicherten digitalen Währung eine direkte Anbindung an Zentralbankgeld schaffen. Das spart Zeit und senkt die Liquiditätserfordernisse.bg Frankfurt – Ein Konsortium von Großbanken, Wertpapierverwahrern und Brokern will einen entscheidenden Schritt zur Vereinfachung der Prozesskette in Clearing und Settlement vollziehen. UBS, Deutsche Bank, Santander, BNY Mellon, Clearmatics und Icap gaben am Mittwoch bekannt, dass sie im institutionellen Zahlungsverkehr eine sogenannte Utility Settlement Coin (USC) auf Basis der Blockchain-Technologie einsetzen wollen, die als “Digital Cash” unter Umgehung von Clearinghäusern direkt mit den Zentralbanken verrechnet wird. Kapitalbindung sinktDie Banken zielen mit dieser Initiative auf eine Verkürzung der bislang zeitaufwendigen Abwicklung von Kapitalmarkttransaktionen, für die Sicherheiten (Collateral) hinterlegt werden müssen. Schätzungen von Oliver Wyman zufolge fallen jährlich globale Kosten von 65 Mrd. bis 80 Mrd. Dollar für Clearing und Settlement in der Finanzindustrie an. Mit Verwendung der von UBS und Clearmatics entwickelten Settlement Coin könnten die Institute gelieferte Wertpapiere direkt mit der digitalen Platzhalterwährung bezahlen, die dann sofort wandelbar ist in echtes Zentralbankgeld. Damit würde das im Post Trade übliche Warten bis zum Abschluss einer Transaktion entfallen, was die Kapitalbindung senkt. Digitale ReplikationGespeichert würden diese Coins auf einer speziell gesicherten Blockchain, die UBS-Partner Clearmatics mit einer im Settlement von OTC-Derivaten erprobten Architektur namens Decentralized Clearing Network, DCN für die Automatismen im Gegenparteiengeschäft ertüchtigt. Daraus entstehen dann auf der Blockchain als dezentralem Register Kontrakte, die digitale Replikationen in Form der USC zum Beispiel von Währungspaaren wie Euro/Dollar abbilden.Im Umfeld des Konsortiums heißt es, dass bereits Verhandlungen mit der Bank of England laufen, ob dieses Modell einer begrenzten Kryptowährung – der Fachterminus lautet Central Bank Digital Currency (CBDC) – aufsichtlichen Segen erhalten könnte. Die Londoner Notenbank gilt als recht aufgeschlossen für den Einsatz digitaler Währungen und verschafft sich mit der Einrichtung eines Blockchain-Inkubators selbst Einblick in die Distributed Ledger Technology (DLT) – in akademischen Schriften der Londoner wird bereits mit der Ausgabe einer eigenen zentralbankgestützten Digitalwährung geliebäugelt. Neben der Bank of England sind auch andere Zentralbanken damit beschäftigt, die Auswirkungen von Digitalwährungen zu untersuchen.Der bei der UBS die Fintech-Initiative leitende Hyder Jaffrey gibt zu Protokoll, dass man auf einen sanften und im Umfang limitierten Start für USC Anfang 2018 zielt. Bis dahin wollen die Mitglieder des Konsortiums bei Regulatoren und Notenbanken um Kooperation und Zustimmung werben. Die müssten sich mit einer grundlegend veränderten Kapitalmarkt-Infrastruktur anfreunden können, bei der Clearinghäuser mit ihrem Management der zentralen Gegenparteien (CCP) derzeit ein unverzichtbarer Teil des Risikomanagements im Sinne auch der Finanzstabilität sind. Wertschöpfung verkürztDie Einbindung von BNY Mellon als klassischer Wertpapierverwahrer und Icap als Risikomanager im Nachhandel zeigt, dass das Konsortium einen breiten Ansatz fährt, der nicht alle Dienstleister aus der Wertschöpfungskette kippt. Santander gilt als sehr erpicht auf den Einsatz der Blockchain und hatte im Juni in einer neuen Payment-App erstmals den Dienst von Ripple für grenzüberschreitende Zahlungen eingesetzt. Die spanische Bank hat in einer Studie das Einsparpotenzial durch den Einsatz der Blockchain auf 15 Mrd. bis 22 Mrd. Euro bis 2022 beziffert – und dies insbesondere mit Beschleunigung bislang zäher Transaktionsprozesse begründet.Die Deutsche Bank hat sich bislang bedeckt gehalten, was sie konkret mit der Blockchain vorhat, nachdem man Ende 2015 ein erstes Experiment im Bondhandel erfolgreich abgeschlossen hatte. Edward Budd, Chief Digital Officer im Global Transaction Banking der Deutschen Bank, erklärte nun am Mittwoch, dass sich die Entwicklungen im DLT-Umfeld weiter beschleunigen dürften. Die Möglichkeiten zur Implementierung von zentralbankfähigen digitalen Währungen rücke “vollkommen zu Recht” ganz oben auf die Agenda in der Finanzindustrie, müssten doch derzeit fundamentale Prinzipien, wer wie Zugang zu Zentralbankgeld erhält, hinterfragt werden. Eine DLT-Struktur in Verbindung mit digitalem Cash könne Elemente des Clearing im Zahlungsverkehr langfristig transformieren, sagt Budd.Die in dem Konsortium als Triebfeder agierende UBS hatte im September mit der Nachricht über einen Utility-Coin-Prototypen im Settlement für Aufsehen gesorgt. Im November erfolgte dann ein Investment in den Fintech-Partner Clearmatics, der nun das Herzstück des neuen Clearingprozesses programmiert.Goldman Sachs gilt bislang als Vorreiter bei der Einführung einer Kryptowährung für das Settlement. Im April wurde ein Patent für “SETLcoin” angemeldet.