Vor der Restrukturierung

Katar schrumpft Barclays-Anteil

Der Großaktionär Katar hat die in der Finanzkrise eingegangene Beteiligung an Barclays weiter reduziert. Das zeugt nicht von großem Vertrauen in die Effizienzsteigerungspläne von CEO C.S. Venkatakrishnan.

Katar schrumpft Barclays-Anteil

Staatsfonds von Katar schrumpft Barclays-Anteil

Aktienverkauf vor dem nächsten Restrukturierungsprogramm soll mehr als eine halbe Milliarde Pfund einspielen

hip London

Das Emirat Katar will seine Beteiligung an der britischen Großbank Barclays drastisch reduzieren. Wie Bloomberg berichtet, verkauft der Staatsfonds QIA (Qatar Investment Authority) mehr als 361 Millionen Aktien. Dadurch schrumpft der zweitgrößte Aktionär seinen Anteil an der Deutsche-Bank-Rivalin voraussichtlich von 5,3% auf 2,9%. Der Block Trade soll der Finanznachrichtenagentur zufolge 510 Mill. Pfund einspielen. QIA muss dafür einen Abschlag beim Preis hinnehmen. Genannt wird ein Verkaufspreis von 141 Pence. Die Aktie notiert bereits darunter.

Kein Vertrauensvotum

Es ist kein Vertrauensvotum für Barclays-CEO C.S. Venkatakrishnan. Bei der Bekanntgabe der Neunmonatszahlen hatte er für das kommende Jahr ein weiteres Restrukturierungsprogramm angekündigt. Seitdem reißen die Spekulationen über mögliche Schritte zur Effizienzsteigerung nicht ab. Neben Stellenstreichungen wurde auch die Trennung von wenig rentablen Kunden in den britischen Medien durchdiskutiert.

Rettung aus der Finanzkrise

Barclays kam dank einer Kapitalspritze aus Katar ohne Staatshilfe durch die Finanzkrise, während sich Royal Bank of Scotland (heute: Natwest) und Lloyds Banking Group nur mit Hilfe des Steuerzahlers über Wasser halten konnten. Die Begleitumstände der Kapitalerhöhungen des Jahres 2008 und eines Milliardenkredits der Bank an das Emirat Katar beschäftigten bereits die Finanzaufsicht und die Betrugsbekämpfungsbehörde SFO (Serious Fraud Office).

Altaktionäre unzufrieden

Das Institut hatte Investoren wie Challenger Universal, ein Investmentvehikel des ehemaligen Premiers Hamad bin Jassim bin Jabr al-Thani, davon überzeugt, 4,5 Mrd. Pfund Kapital einzuschießen. Im Oktober 2008 holte sich Barclays weitere 7,3 Mrd. Pfund. Die von der Transaktion zunächst ausgeschlossenen Altaktionäre waren von den großzügigen Konditionen der Kapitalaufnahme nicht begeistert. Das SFO interessierte aber etwas ganz anderes: Barclays ließ unerwähnt, dass insgesamt 322 Mill. Pfund an Qatar Holding gezahlt wurden, einen der großen Zeichner der beiden Kapitalmaßnahmen. Die Finanzaufsicht FCA hatte Zweifel an der Darstellung von Barclays geäußert, dass es sich um Zahlungen für Beratungsleistungen gehandelt habe. Nach jahrelangen Ermittlungen platzte das vom SFO gegen den ehemaligen CEO John Varley angestrengte Verfahren. Ein Geschworenengericht entschied später, auch die Vorwürfe gegen drei weitere Barclays-Manager fallenzulassen.

Die Bank bekam im Oktober vergangenen Jahres von der FCA eine Geldstrafe von 50 Mill. Pfund aufgebrummt, weil sie bestimmte Vereinbarungen nicht offengelegt hatte. Barclays wollte sich damit nicht abfinden und kündigte an, Rechtsmittel einzulegen.

Auch früher schon verkauft

Bei dem nun bekannt gewordenen Block Trade handelt es sich nicht um das erste Mal, dass sich Katar von einem Teil ihrer Beteiligung trennt. Man sollte also nicht zu viel hineininterpretieren. Im November 2009 verkaufte das Emirat Barclays-Aktien für 1,4 Mrd. Pfund, was den Kurs im Anschluss stark belastete. Im November 2012 veräußerte es für 740 Mill. Pfund Dividendentitel der Bank. Damals bekam man für eine Barclays-Aktie noch 244 Pence.

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