Standard Chartered liefert
Standard Chartered liefert
1 Mrd. Dollar Aktienrückkauf und ehrgeiziges Renditeziel – China bleibt im Fokus
hip London
Die britische Großbank Standard Chartered hat eine unerwartet hohe Dividende in Aussicht gestellt, nachdem ihr bereinigter Vorsteuergewinn 2023 um rund ein Zehntel über dem Schnitt der Analystenschätzungen lag. Das Institut kündigte zudem einen Aktienrückkauf von 1 Mrd. Dollar an. Für die kommenden Jahre setzte sich die Bank, die den Großteil ihres Geschäfts in den Emerging Markets macht, ambitionierte Renditeziele.
Niedrige Wertberichtigungen
CEO William "Bill" Winters sagte, die Bank wolle in den kommenden drei Jahren mindestens 5 Mrd. Dollar an die Anteilseigner ausschütten. Die Wertberichtigungen auf Problemkredite waren im Schlussquartal deutlich niedriger als von Analysten erwartet, weil die Bank Rückstellungen auflöste. Für ihr 2,5 Mrd. Dollar schweres Exposure im chinesischen Gewerbeimmobilienmarkt stellte Standard Chartered im Schlussquartal gerade einmal 18 Mill. Dollar zurück.
Weitere Abschreibung auf Bohai Bank
Das Institut schrieb im vierten Quartal weitere 153 Mill. Dollar auf ihre Beteiligung an der China Bohai Bank ab. Bereits im vergangenen Herbst hatte sie ihren Anteil von 16% um 700 Mill. Dollar wertberichtigt. Der Rivale HSBC hatte am Mittwoch mitgeteilt, 3 Mrd. Dollar auf seine Beteiligung an der Bank of Communications aus Shanghai abgeschrieben zu haben. Beiden hatte der Einstieg bei ihren jeweiligen Partnern vielfältige Chancen auf dem chinesischen Markt eröffnet, die ihnen ansonsten verschlossen geblieben wären.
"Die China-Story bleibt im Fokus"
"Die China-Story bleibt im Fokus", sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Der starke Unterschied der Performance des Onshore- und des Offshore-Geschäfts zeuge vom schwierigen Marktumfeld im Reich der Mitte. Während die Erträge offshore im abgelaufenen Quartal zu konstanten Wechselkursen um 29% wuchsen, legten sie Onshore nur um 12% zu. Im Gesamtjahr war der Abstand noch größer: Offshore wuchs das Geschäft um 42%, onshore lediglich um 4%. Zudem warf das Offshore-Geschäft dem Institut zufolge wesentlich mehr ab.
Standard Chartered | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
Gesamtjahr | ||
in Mill. Dollar | 2023 | 2022 |
Erträge gesamt | 18019 | 16318 |
Operative Kosten | 11551 | 10913 |
Wertberichtigungen | -508 | -836 |
Vorsteuerergebnis | 5093 | 4286 |
Nettoergebnis | 3469 | 2948 |
Eigenkapitalrendite (%) | 8,4 | 6,8 |
Nettozinsmarge (%) | 1,67 | 1,41 |
Kernkapitalquote (%) | 14,1 | 14,0 |
Leverage Ratio (%) | 4,7 | 4,8 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 823 | 820 |
Winters tritt auf die Kostenbremse
Die Dividende soll um die Hälfte auf 21 US-Cent je Aktie steigen. Analysten hatten im Schnitt lediglich 18 Cent angesetzt. Die Eigenkapitalrendite (RoTE) soll bis 2026 stetig bis auf 12% steigen. Zuletzt hatte sie bereinigt bei 10,1% gelegen. Die operativen Kosten will Winters dagegen bis dahin unter 12 Mrd. Dollar drücken. Im Schlussquartal hatten sie, anders als beim Wettbewerber HSBC, unter den Markterwartungen gelegen.
Die Guidance impliziere wesentliches Kurspotenzial, falls Standard Chartered liefern könne, schrieb Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson. Das Nettozinsergebnis wird vom Management für 2024 zwischen 10,0 Mrd. und 10,25 Mrd. Dollar verortet, was in etwa dem entsprach, was man am Markt auf der Rechnung hatte.
Abwärtsrisiken dämpfen Kursentwicklung
"Unser Aktienkurs spiegelt wenig von dem Optimismus wider, den wir für unsere Geschäftsaussichten haben, und scheint schwer von Sorgen über Abwärtsrisiken beeinflusst zu werden", schrieb Winters den Aktionären. Zu den Risiken zählten ein stärkerer Abschwung in den führenden Volkswirtschaften, hartnäckigen Inflationsdruck, einen schwachen Wohnimmobilienmarkt in der Volksrepublik China und die anhaltenden geopolitischen Spannungen. "Die Sorgen sind real und wir nehmen sie ernst." Die Bank bewahre eine starke Kapitalposition und Liquidität, um jeglichen negativen Auswirkungen gewachsen zu sein.