Autofinanzierer im Visier
Britische Aufsicht nimmt Autofinanzierer ins Visier
Banken drohen Entschädigungsforderungen in Milliardenhöhe
hip London
Die britische Finanzaufsicht hat offenbar Zweifel daran, dass Verbraucher, die zu viel für ihre Autofinanzierungen bezahlen mussten, angemessen entschädigt werden. Es gebe eine große Zahl von Beschwerden von Kunden, die mit Blick auf für sie unvorteilhafte Kommissionsvereinbarungen zwischen Händlern, Brokern und Autofinanzierern Kompensation fordern, teilte die Financial Conduct Authority (FCA) mit.
Siegreiche Beschwerdeführer
Die Aufsichtsbehörde hatte 2021 die bis dahin gängige Praxis untersagt, die den Händlern ermöglichte, die Zinsen nach Gutdünken festzusetzen. Die Firmen weisen den Großteil der Forderungen zurück, die sich auf die Zeit vor dem Verbot beziehen. Der Financial Ombudsman Service entschied zuletzt in zwei Fällen im Sinne der Beschwerdeführer. Betroffen waren Black Horse, der zur Lloyds Banking Group gehörende größte Autofinanzierer des Landes, und Barclays Partner Finance. Es wurden auch bei Gerichten Klagen eingereicht.
Das "nächste PPI"
Das sei das "nächste PPI" sagte der TV-Finanzexperte Martin Lewis. In Großbritannien wurden zwischen 1990 und 2010 bis zu 64 Millionen Restschuldversicherungen (Payment Protection Insurance, PPI) verkauft. Die Institute zahlten 38 Mrd. Pfund Entschädigung an 12 Millionen Geschädigte, was in den Medien als "Quantitative Easing für alle" bezeichnet wurde. Lloyds Banking Group steuerte mit 22 Mrd. Pfund den größten Teil dazu bei. Prozessfinanzierer und auf Massenklagen spezialisierte Kanzleien positionieren sich bereits für eine Neuauflage des PPI-Skandals. Es dürfte sich allerdings um ein kleineres Volumen handeln.
FCA bietet sich an
"Wenn wir herausfinden, dass es weit verbreitetes Fehlverhalten gegeben hat und dass die Verbraucher dadurch verloren haben, werden wir bestimmen, wie sich am besten sicherstellen lässt, dass Menschen, denen man eine Entschädigung schuldet, auf ordentliche, konsistente und effiziente Weise einen Ausgleich erhalten", verlautbarte die FCA, die bereits den PPI-Entschädigungsprozess organisiert hatte. Man werde in diesem Zusammenhang auch umstrittene rechtliche Fragen von allgemeiner Wichtigkeit klären.