Grundsolide Bilanz mit Schönheitsfleck
Von Bernd Neubacher, StuttgartEine grundsolide Bilanz, mit einem Schönheitsfleck, hat Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV), am Freitag auf einer Pressekonferenz in Stuttgart präsentiert. Vorläufigen Zahlen zufolge haben die 168 Genossenschaftsbanken des Bundeslandes 2019 ungeachtet des Zinstiefs ihr Betriebsergebnis vor sowie nach Risiko gesteigert (siehe Tabelle). Der Jahresüberschuss ist um ein Drittel in die Höhe gesprungen dank eines günstigen Basiseffekts, nachdem der Kursrutsch an den Börsen Ende 2018 größere, aber eben nur vorübergehende Abschreibungen im Wertpapierbestand nach sich gezogen hatte. Kam das Betriebsergebnis vor Risiko nur um 0,6 % voran, so erhöhte es sich nach Bewertung um 26 %.Als entsprechend entspannt beschreibt Glaser die Risikolage, was der Wahrnehmung des in der Automobilindustrie verankerten Bundeslandes außerhalb von dessen Grenzen zuwiderlaufen mag. In der Industrie seien die Volks- und Raiffeisenbanken weniger stark engagiert, sehr wohl aber bei deren Zulieferern, erklärte Glaser. Laufe es in einer Branche verhaltener, so schlage dies daher sehr wohl auf die Bilanzen durch. Gleichwohl “sehen wir im Augenblick noch keine Auffälligkeit”, erklärte er. Ähnlich hatte sich mit Blick auf den Autosektor vor Wochen LBBW-Chef Rainer Neske geäußert.Für das laufende Jahr stellt Glaser eine ähnliche Ergebnisentwicklung wie 2019 in Aussicht, “vorbehaltlich externer Ereignisse”. Die mit dem Coronavirus verbundenen Folgen könne man dabei noch nicht erahnen, schränkte er ein.Zur Frage einer Einführung negativer Einlagezinsen betonte er, der Verband dürfte schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen keine entsprechenden Empfehlungen zur Zinspolitik geben. “Klar ist aber auch: Je weiter sich der Nullzins in die Ergebnisse frisst, um so eher beschäftigen sich Banken mit der Frage, ob sie negative Zinsen berechnen müssen.” 2019 hat sich das Einlagevolumen der Genossenschaftsinstitute um 6 % erhöht, zwei Drittel des Volumens von 133 Mrd. Euro entfallen auf täglich fällige Einlagen. Nach drei Zusammenschlüssen unter Primärinstituten 2019 rechnet der Verband 2020 mit sieben bis acht Fusionen in seinem Gebiet. Sorgenkind im VerbandKeiner dieser Fusionskandidaten ist die in Bedrängnis geratene Volksbank Heilbronn, wie er auf Nachfrage festhielt. Für das Institut, das sich an Credit Default Swaps sowie an Cum-cum-Geschäften verhoben hat, seine Eigenmittelzielkennziffer verfehlt und mit der Sicherungseinrichtung des Bundesverbands BVR präventiv in Kontakt steht, sind im Markt Übernahmeszenarien entworfen worden, denen zufolge etwa die Volksbank Stuttgart oder die Institute in Sulmtal bzw. im Kraichgau einspringen. Der Verband stehe mit der Bank und mit der Sicherungseinrichtung in Gesprächen, erklärte Glaser. Das Institut unternehme “große Anstrengungen, um Themen aufzuarbeiten, die aufgearbeitet werden müssen”, und werde in der “Implementierung der notwendigen Steuerungsinstrumente” unterstützt. Er sei “guten Mutes, dass nun geschäftspolitische Entscheidungen getroffen wurden, welche die Bank in ein ruhiges Fahrwasser bringen”.Auf die Frage, ob der Fall dem Prüfungsverband des BWGV Anlass zu Selbstkritik gebe, sagte Glaser, natürlich überprüfe man sich immer wieder. Bislang gebe es aber keine Indikation für Verschulden.