Gründungsförderung hält die Wirtschaft auch künftig in Schwung

Innovative Ideen und alternative Problemlösungen intensivieren Wettbewerb, treiben Fortschritte voran

Gründungsförderung hält die Wirtschaft auch künftig in Schwung

Von Dr. Axel NawrathVorstandsvorsitzender L-BankStabiles Wachstum, sichere Arbeitsplätze, renommierte und innovative Unternehmen – Baden-Württemberg ist mit einer aktuellen Arbeitslosenquote von 3,7 % und einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von mehr als 40 000 Euro wirtschaftlich gut aufgestellt. Das Zusammenspiel von Industriegiganten von Weltruf, starken Mittelständlern und hochinnovativen Kleinunternehmen passt – auch was die regionale Verteilung betrifft.Der Südwesten ist das Bundesland mit den meisten Hidden Champions. Diese oft mittelständisch geprägten Weltmarktführer sind häufig nicht in den großen Zentren angesiedelt, sondern in eher ländlichen Regionen. Und die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist bundesweit, aber auch international ein Tempomacher. So nimmt das Land laut Innovationsindex des Statistischen Landesamts seit Jahren den ersten Platz unter den innovationsstärksten Regionen Europas ein. Dafür sorgen in Kooperation mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen nicht nur erfolgreiche große Konzerne, sondern vor allem die vielen kleinen und mittleren Unternehmen.Alles bestens also? Sind wir damit auch gut auf die Zukunft vorbereitet? Die Frage muss gestellt werden, denn die Organisation der Wirtschaft ist in einem tiefgreifenden Umbruch begriffen. Maschinen und Dinge treten in Interaktion, kommunizieren mit Menschen und alles vernetzt sich zu einer – hoffentlich – klugen Fabrik und intelligent verknüpften Wertschöpfungsketten. Wirken da die seitherigen Instrumente noch? Fragen, die uns dazu bewegt haben, unsere Förderung wieder einmal grundsätzlich auf den Prüfstand zu stellen.Unsere Ausgangshypothese lautete: Erfolg kommt nicht von alleine – das gilt auch für die Entwicklung der Wirtschaft in Baden-Württemberg. Der Erfolg ist Ergebnis des guten Zusammenspiels der marktwirtschaftlichen Akteure und der verschiedenen Einrichtungen der Wirtschaftsförderung sowie dem Einsatz der richtigen Instrumente. Und dabei spielt die L-Bank als Förderbank des Landes Baden-Württemberg eine wichtige Rolle. Die Förderbilanz der vergangenen Jahre verdeutlicht dies: In den zurückliegenden zehn Jahren wurden allein durch die L-Bank rund 28 Mrd. Euro an die baden-württembergische Wirtschaft ausgereicht.Eine stolze Leistung, Ergebnis auch der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie den Geschäftsbanken. Denn sie sind die Vertriebspartner, über die unsere Förderkredite zum Kunden kommen. Aber sind die Fördermittel auch gut angelegt? Oder überspitzt gesagt: Kam der Erfolg wegen oder trotz unserer Förderung zu Stande?Betrachten wir an dieser Stelle nur einen Ausschnitt der Förderung. Wenn es um zukünftige Entwicklung geht, sind die Existenzgründer der zentrale Ansatzpunkt. Sie wirken wie eine “Frischzellenkur” für den Mittelstand. Deshalb lohnt es sich, die Gründerlandschaft und die Gründungsförderung in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen. Für das Thema Existenzgründung ist der Länderbericht Deutschland des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2013 eine der zentralen Messlatten. Danach schneidet der Gründungsstandort Deutschland beim Kriterium der zentralen “gründungsbezogenen Rahmenbedingungen” international überdurchschnittlich gut ab. Ein Grund dafür ist die gute Ausprägung der öffentlichen Gründungsförderung.Wir haben für Baden-Württemberg eine gründliche Bestandsaufnahme gemacht. Seit der Neugestaltung der Gründungsfinanzierung im Jahr 2011 hat die L-Bank rund 2,4 Mrd. Euro in die Finanzierung von Unternehmensgründungen investiert, mehr als jedes andere Bundesland. Dabei ist im letzten Jahr das Finanzierungsvolumen der Förderkredite noch einmal sprunghaft auf 609 Mill. Euro gestiegen.Aber kommt das Geld auch an der richtigen Stelle an? Dazu wurde eine Studie bei der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung GmbH (GAW) in Auftrag gegeben, die unsere Gründungsförderung und deren volkswirtschaftlichen Nutzen genau unter die Lupe nimmt. Ergänzend dazu hat das ZEW erstmals sein Mannheimer Gründungspanel so auf Baden-Württemberg ausgeweitet, dass eine aussagekräftige Auswertung des baden-württembergischen Gründerverhaltens möglich war.Die Ergebnisse bestärken uns. Südwest-Gründer lassen sich Zeit vor dem Schritt in die Selbstständigkeit: Mehr als 14 Jahre arbeitet ein Gründer in seiner Zielbranche, bei einer gesamten Arbeitserfahrung von ca. 21 Jahren. Es steckt also viel Erfahrung und Know-how in den Gründungen. Die baden-württembergischen Gründer sind hoch qualifiziert: Über die Hälfte hat eine akademische Ausbildung, weniger als 4 % starten ohne Berufsabschluss in die Selbstständigkeit. Und die von der L-Bank geförderten Gründer in Baden-Württemberg gründen nicht, weil sie in Not sind, sondern weil sie eine Botschaft, eine Idee, ein Produkt, eine Mission haben. Selbstständigkeit ist für sie ein Instrument, um etwas zu bewegen! Mehr als 62 % der Gründer wollen Eigenverantwortung übernehmen und ihr eigener Chef sein. Rund 35 % der Gründer entdecken Marktlücken oder haben innovative Ideen, die sie verwirklichen.Die Förderprogramme erreichen also die Chancengründer – Gründer, die gestalten wollen und nicht durch eine unglückliche Entwicklung gezwungen sind, zu gründen. Die Existenzgründer intensivieren so mit selbstbewussten Konzepten, innovativen Ideen und alternativen Problemlösungen den Wettbewerb in Südwestdeutschland und treiben den Fortschritt voran. Die ausgelösten volkswirtschaftlichen Effekte unserer Programme zur Existenzgründungsförderung sind beachtlich. Durch sie wird bis 2022 eine zusätzliche Beschäftigung im Ausmaß von jährlich 3 400 Arbeitsplätzen, ein zusätzliches Regionalprodukt von jährlich 255 Mill. Euro sowie ein zusätzlich verfügbares Einkommen von durchschnittlich 165 Mill. Euro pro Jahr geschaffen.Wichtig ist hier das Adjektiv “zusätzlich”, denn diese Effekte treten über das unmittelbar durch die Förderdarlehen finanzierte Investitionsvorhaben hinaus auf. Dies macht die Hebelwirkung der Förderdarlehen deutlich. Attraktive Angebote von Förderkrediten sind deshalb auch in Zukunft eine Grundlage für stabile wirtschaftliche Entwicklung.