Grundzüge des EU-Bankenpakets stehen
Grundzüge des
EU-Bankenpakets stehen
Kompromiss zu strikteren Eigenkapitalvorgaben kommt in der Branche gut an
rec/ahe/wf/lee Brüssel/Berlin
15 Jahre nach der Weltfinanzkrise zeichnen sich striktere Eigenkapitalvorschriften für Europas Banken ab. Unterhändler von Europaparlament und EU-Staaten haben sich auf Grundzüge für die Umsetzung des internationalen Bankenpakets Basel III geeinigt. Dabei ist eine Reihe von Übergangsfristen vorgesehen, was in der Branche für überwiegend positive Reaktionen sorgt und Kritiker bemängeln.
In der EU tätige Banken müssen sich darauf einstellen, dass sie ab Anfang 2025 schrittweise mehr Eigenkapital vorhalten und weitere Auflagen erfüllen müssen. Momentan halten Europas Großbanken die Eigenkapitalvorgaben durchweg ein, wobei Deutschlands Institute im europäischen Mittelfeld liegen.
Herzstück des über Jahre ausgehandelten Bankenpakets ist, den Einsatz interner Modelle zu beschränken. Damit berechnen Banken individuell ihre Kreditrisiken, um daraus das erforderliche Eigenkapital abzuleiten. Dem Einsatz dieser internen Modelle werden künftig schrittweise Grenzen gesetzt.
Für Bankenverbünde greifen die Eigenkapitalvorgaben bis auf Weiteres nur auf der obersten Konzernebene und nicht für jedes Mitgliedsinstitut. Das war dem Vernehmen nach einer der letzten strittigen Punkte und ein wichtiges Anliegen von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Für die Finanzierung von Mittelständlern ohne Kreditrating und von Wohnimmobilien sind ebenfalls Übergangsfristen vorgesehen.
In der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) ist von einer guten Balance die Rede. Daniel Quinten vom Bankenverband BVR drängt federführend für die DK darauf, letzte Detailfragen bis zur Sommerpause zu klären. Für den Finanzexperten Sebastian Mack vom Jacques Delors Centre haben die EU-Gesetzgeber hingegen die Chance verpasst, die Stabilität des europäischen Finanzsystems zu stärken.
Bankenverband zufrieden
Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), bezeichnet das Trilog-Ergebnis in einer ersten Reaktion als „guten Kompromiss“. Im Interview der Börsen-Zeitung fordert er zugleich, die europäische Regulierung weiter zu justieren – etwa im Bereich der Verbriefung. Der im Bankenpaket gefundene Kompromiss gelte schließlich nur bis 2032. Er verhindert lediglich den zu erwartenden höheren Kapitalbedarf. „Verbriefungen müssen aber insgesamt weniger kapitalintensiv werden, um sie attraktiv zu machen“, sagt Herkenhoff. „Die Kommission sollte dies in der kommenden Legislaturperiode prüfen.“