Grüne Kredite auf dem Vormarsch

Banken erwarten für 2019 hohe Dynamik

Grüne Kredite auf dem Vormarsch

ak Düsseldorf – Grüne Kredite werden immer populärer. Nachdem Henkel Ende vergangenen Jahres mit einem Green Loan über 1,5 Mrd. Euro den Türöffner in Deutschland spielte, sind weitere Unternehmen gefolgt. Die jüngste Transaktion geht auf das Konto der Stadtwerke München. Als einer der größten deutschen Kommunalversorger vereinbarte das Unternehmen jetzt eine grüne Kreditlinie über 500 Mill. Euro. Die Zinskonditionen sind an die CO2-Einsparungen des Unternehmens gebunden. Die Stadtwerke wollen bis 2025 so viel Ökostrom mit eigenen Anlagen erzeugen, wie die bayerische Landeshauptstadt benötigt. Bis 2040 soll auch der Bedarf an Fernwärme CO2-neutral gedeckt sein, vor allem aus Tiefengeothermie.Koordinator des Stadtwerke-Kredits war Unicredit. Zum Bankenkonsortium gehören außerdem HSBC Deutschland, die LBBW und Skandinaviska Enskilda Banken. Zwei Formen von Green LoansGreen Loans, das jüngste Produkt in der Welt von Green Finance, treten in zwei Varianten auf. Im Fall der Stadtwerke haben die Zinskonditionen eine Nachhaltigkeitskomponente. Verschlechtert sich der Darlehensnehmer in diesem Punkt, zahlt er mehr Zinsen. Wirtschaftet er nachhaltiger, sinkt der vereinbarte Zinssatz. Im anderen Fall ist das aufgenommene Bankdarlehen explizit für ein grünes Projekt vorgesehen. Für diese Form hat die Loan Market Association, ein in London ansässiger Interessenverband der Finanzwirtschaft, im vergangenen Jahr Green Loan Principles veröffentlicht. So hat beispielsweise der spanische Versorger Iberdrola nach diesen Kriterien im vergangenen Jahr drei Windparks in Mexiko finanziert.Unicredit, die auch bei der ersten Green-Loan-Transaktion von Henkel bereits zu den Koordinatoren zählte, sieht für den Markt weltweit 2019 eine hohe Dynamik. Im ersten Quartal sei das Volumen an neu vergebenen grünen und nachhaltigen Krediten um 70 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, berichtete ein Sprecher: “Wir erwarten, dass sich dieser Anstieg im Jahresverlauf fortsetzt – auch im deutschsprachigen Raum.” Ein Grund hierfür sei, dass immer mehr Unternehmen bestehende Kreditlinien ablösten oder refinanzierten, um Nachhaltigkeitskriterien zu verankern. Im vergangenen Jahr betrug das weltweite Volumen an Green Loans laut Bloomberg 36 Mrd. Dollar.Auch die LBBW registriert steigendes Interesse. Für die Landesbank ist Green Finance ein Wachstumsgebiet, das es dem Haus ermöglicht, mit ihren Unternehmenskunden intensiver ins Geschäft zu kommen. So vereinbarte die LBBW Ende Januar mit dem Anlagenbauer und Technologiekonzern Voith eine grüne Kreditlinie über einen dreistelligen Millionenbetrag. Sie umfasst eine Bar- und eine Avaltranche. Die Höhe der Avalprovision hängt von der Nachhaltigkeitsentwicklung bei Voith ab. Das wird gemessen mit einem Rating von ISS-Oekom. Auch bei Henkel hängt der Zinssatz von gleich drei Nachhaltigkeitsratings ab.Die LBBW allerdings glaubt, dass die Frage der Nachhaltigkeit auch ohne harten Faktor im Kreditvertrag künftig bei der Darlehensvergabe eine immer größere Rolle spielen wird. Denn nachhaltig wirtschaftende Unternehmen verfügten in der Regel auch über bessere langfristige Aussichten und damit eine höhere Bonität.