Grüne Schuldscheine als Alternative
Vom Boom nachhaltiger Schuldtitel profitieren nicht allein Green Bonds. Auch das Geschäft mit grünen Schuldscheindarlehen wächst dynamisch. Die Helaba hält sie für eine attraktive Finanzierungsalternative gerade aus Sicht von mittelständischen Unternehmen mit niedrigerem Finanzierungsbedarf.fed/lee Frankfurt – Der Markt für nachhaltige Schuldscheindarlehen wächst. “Grüne und ESG-linked-Schuldscheine sind eine attraktive Alternative für Unternehmen, die das erforderliche Mindestvolumen eines Green Bonds und die damit einhergehenden Publikationspflichten überfordern würden”, sagte Hans-Dieter Kemler, der im Vorstand der Helaba für das Corporate Banking verantwortlich ist, am Freitag auf der Veranstaltung “Kreditgeschäft der Zukunft” von PwC und Börsen-Zeitung.Im vergangenen Jahr summierten sich die Emissionen in dem vergleichsweise jungen Marktsegment auf 2,7 Mrd. Euro. Für Aufsehen sorgte vor allem das grüne Schuldscheindarlehen, das der Automobilbauer Porsche aufnahm, um die Entwicklung eines Elektroautos zu finanzieren. In diesem Jahr dominierten ESG-linked-Emissionen, deren Erlöse nicht zwingend in nachhaltige Projekte fließen müssen. Bei diesem Finanzierungsinstrument ist der Kupon an das Nachhaltigkeitsrating des Emittenten geknüpft, was nach Einschätzung Kemlers dazu beitragen kann, das gesamte Nachhaltigkeitsprofil von Unternehmen zu verbessern. Mit dieser Art von Schuldscheinen nahmen Unternehmen wie Dräger, Aurubis und der TÜV Rheinland im bisherigen Jahresverlauf 1,5 Mrd. Euro auf. Dazu kamen projektbezogene grüne Schuldscheine im Volumen von 500 Mill. Euro (siehe Grafik).Die Helaba gehört zu den wichtigsten Arrangeuren in diesem Geschäftsfeld, dem Kemler wegen der großen Bedeutung des Mittelstands für die hiesige Volkswirtschaft großes Wachstumspotenzial beimisst: “Den nachhaltigen Umbau unserer Wirtschaft können schließlich nicht allein die Dax-Konzerne stemmen.” Und gerade für kleinere Unternehmen mit niedrigerem Fremdfinanzierungsbedarf böten sich Schuldscheine an. Green Bonds seien schließlich nur “ein Baustein nachhaltiger Finanzierung”. Industrialisierung erwartetNachhaltigkeit ist freilich lediglich einer der Trends, der derzeit Kreditgeschäft verändert. Tomas Rederer, Partner bei PricewaterhouseCoopers (PwC), zeigte in Thesen zum Kreditgeschäft der Zukunft andere bestimmende Tendenzen auf. So wird sich nach seiner Einschätzung der Online-Anteil an den Kreditprozessen binnen zwei Jahren verdoppeln. Rederer erwartet eine nachhaltige Industrialisierung und rechnet mit dem “Ende der Manufaktur”. Zudem zeigte sich der PwC-Experte überzeugt davon, dass es die Auslandsbanken auf dem deutschen Markt ernst meinen – entgegen mancher Spekulation, dass sich gerade ausländische Institute sofort wieder zurückziehen, wenn die Marktbedingungen schwieriger werden, wie in der Coronakrise. Den Banken empfiehlt er, zu “Ökosystemplayern” zu werden, also etwa zu Plattformanbietern, die neben klassischen Finanzdiensten auch Non-Bank- oder Near-Bank-Angebote offerieren.Zu den Trends im Kreditgeschäft gehören auch organisatorische Veränderungen in den Instituten. Oliver Burda, Vorstand der Santander Consumer Bank, berichtete darüber, dass sein Haus bereits vor Corona begonnen habe, die Arbeitswelt zu flexibilisieren. Ziel sei es, alle Plätze remotefähig zu machen, um besser mobil arbeiten zu können. Santander werde andererseits niemanden ins Homeoffice drängen.