"Gute Basis für Kapitalmarktunion"
Nach Auffassung von Martin Merlin, für Finanzinstitute zuständiger Direktor der EU-Kommission, wird die Novellierung der Finanzmarktrichtlinie Mifid die Wachstumsaussichten Europas stärken. Teilnehmer der Jahreskonferenz des europäischen Börsenverbands Fese äußerten in einer Podiumsdiskussion jedoch auch Verbesserungswünsche.ck Oslo – Die als Mifid II bezeichnete Novellierung der Finanzmarktrichtlinie Mifid wird die Wachstumsaussichten Europas verbessern. Das erklärte Martin Merlin, Direktor der Direktion G – Finanzinstitute der Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen der EU-Kommission, in einer Podiumsdiskussion auf der Jahreskonferenz des europäischen Börsenverbands Fese (Federation of European Securities Exchanges) in Oslo. So setze Mifid II einen starken Rahmen für das ordentliche Funktionieren der Märkte. Mifid II werde die Transparenz verbessern, was zur Senkung der Finanzierungskosten der Unternehmen beitragen könne. Ferner werde der Wettbewerb zwischen den Marktbetreibern erhöht, Schlupflöcher würden geschlossen und es werde für einen fairen Wettbewerb gesorgt.Mifid II könne allerdings nur gewisse Probleme angehen. Es müsse noch mehr getan werden, um Märkte zu schaffen, die das Wachstum förderten. So müsse im Rahmen der Kapitalmarktunion der Fremdkapitalüberhang abgebaut und eine Aktienkultur in Europa geschaffen werden. Für Unternehmen müsse der Zugang zu den Märkten erleichtert werden. Dies und effizientere Märkte werde hoffentlich dazu beitragen, die Kapitalkosten zu senken. Mifid II sei eine gute Basis, auf der die Kapitalmarktunion aufbauen könne. Aber es müsse noch mehr geschehen. Die europäischen Kapitalmärkte seien unterentwickelt und müssten daher weiter entwickelt werden. Ferner seien sie zu fragmentiert und müssten stärker integriert werden.Jorge Yzaguirre, Director des spanischen Börsenbetreibers BME, erklärte, Mifid II mit gemischten Gefühlen zu betrachten. Sorgen bereiteten ihm die Hochfrequenzhändler, die kontrolliert werden müssten. Es sei nicht klar, ob sie in einer Krise als Marketmaker weiterhin im Markt sein oder komplett verschwinden würden. Zufrieden sei er mit dem Zwang, auf Handelsplattformen zu handeln. Es sei wichtig, dass mehr Handel auf Handelsplattformen stattfinde. Die Best-Execution-Vorschriften seien zu schwammig. Derzeit sei es sehr einfach, zu handeln, wo man wolle.Guillaume Prache, Managing Director von Better Finance, einer Organisation, die die Interessen der Privatanleger vertritt, beklagte, dass diese diskriminiert würden. Mifid II sei nur für professionelle Marktteilnehmer gemacht. Prache beklagte, dass die erste Version der Mifid zu einer extrem zersplitterten Marktlandschaft geführt habe. Derzeit gebe es in Europa 66 Plattformen. In den USA seien es nur 13. Dabei sei der US-Markt nach Transaktionsvolumen dreimal größer. Nur 40 % des Handels fänden an den Börsen statt. Information der übrigen Plattformen seien für Retail-Investoren schwer zugänglich. Für Privatanleger sei es daher nur eingeschränkt möglich, vernünftige Limits zu setzen. Better Finance fordere daher, dass Handelsdaten leicht, kostenlos und innerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens zur Verfügung gestellt werden.