BUNDESBANK/KFW

Gute Wahl, große Lücke

In der deutschen Finanzwelt steht ein bemerkenswerter Wechsel bevor: Wenn nicht noch eine Riesenüberraschung passiert, geht Bundesbankvorstand Joachim Nagel zur KfW Bankengruppe. Für Deutschlands Förderbank ist das eine gute Wahl. Sie darf sich auf...

Gute Wahl, große Lücke

In der deutschen Finanzwelt steht ein bemerkenswerter Wechsel bevor: Wenn nicht noch eine Riesenüberraschung passiert, geht Bundesbankvorstand Joachim Nagel zur KfW Bankengruppe. Für Deutschlands Förderbank ist das eine gute Wahl. Sie darf sich auf einen ausgewiesenen Finanz- und Marktexperten mit besten Kontakten freuen. Bundesbankchef Jens Weidmann hingegen muss eine große Lücke füllen. Leicht wird das ohnehin nicht – und es besteht die große Gefahr, dass die Politik ihm das noch schwerer macht.Dass Nagel von der Bundesbank zur KfW wechselt, dürfte zumindest auch damit zu tun haben, dass er sich ob der politischen Ränkespiele um die Vorstandsposten bei der Notenbank einer zweiten Amtszeit alles andere als sicher sein konnte. Nicht zuletzt auch solche Winkelzüge standen 2014 auch dem Aufstieg zum Vizepräsidenten entgegen.Wechsel von einer Notenbank und Bankenaufsicht hin zu einer Bank haben wiederholt für Kritik gesorgt. In der Tat kann das problematisch sein, wenn die Betroffenen Insiderinformationen über die Konkurrenz des neuen Arbeitgebers mitnehmen. Bei Nagels Wechsel ist das aber weniger der Fall, weil er zu einer staatlichen Förderbank wechselt. Dennoch ist es richtig, wenn er eine “Cooling off”-Periode einlegt. Entscheidender aber ist, dass solche Wechsel nichts Außergewöhnliches sein dürfen, wenn man in der Notenbank nicht nur altgediente Politiker oder Experten haben möchte, für die der Posten Krönung und Endstation zugleich ist.Die KfW bekommt in jedem Fall eine echte Verstärkung: Nagels Expertise in Finanzmarktfragen ist über die Bundesbank hinaus respektiert. Er war zudem zuletzt auch zuständig für Controlling, Rechnungswesen und Organisation – mithin also für den Gesamtüberblick über die Bilanz. Schließlich hat Nagel auch den internen Krisenstab der Bundesbank geleitet und war in vielen globalen Gremien aktiv.Entsprechend groß fällt die Lücke aus, die Weidmann zu schließen hat. Erschwerend kommt hinzu, dass letztlich nicht er, sondern die Politik entscheidet. Die Bundesbankvorstände werden von Bund und Bundesländern bestellt. Leider hat da in der Vergangenheit nicht immer die Expertise den Ausschlag gegeben, sondern häufig die Versorgung verdienter Parteifreunde. Die Bundesbank und Weidmann aber brauchen jetzt einen neuen “Marktkenner”. Das gilt umso mehr, als es die Bundesbank in Euroland immer schwerer hat, mit ihren Positionen und Argumenten durchzudringen. Das ist ein Umstand, der auch in der Politik für Unmut sorgt. Dann sollten die Politiker aber auch die richtige Lehre ziehen und bei Nagels Abgang eine gute Wahl treffen.