MIKROFINANZFONDS

Gutes tun!

Mikrofinanzinstitute eröffnen armen Menschen in Schwellenländern den Zugang zu Krediten. Mit entsprechenden Fonds erzielen Anleger auch eine soziale Rendite. Von Werner Rüppel Viele Menschen möchten mit ihrem Geld Gutes tun. In der Praxis erweist...

Gutes tun!

Mikrofinanzinstitute eröffnen armen Menschen in Schwellenländern den Zugang zu Krediten. Mit entsprechenden Fonds erzielen Anleger auch eine soziale Rendite.Von Werner RüppelViele Menschen möchten mit ihrem Geld Gutes tun. In der Praxis erweist sich das aber als schwierig. Wer zum Beispiel Bettlern am Hauptbahnhof Kleingeld gibt, bedient mitunter ausgeklügelte Bandenstrukturen, bei denen oft ein Reicher letztendlich abkassiert. Aber auch mit Spenden oder Geldanlagen ist es nicht immer einfach, tatsächlich Positives zu bewirken. Mit Mikrofinanz gibt es eine interessante Möglichkeit, Gutes zu tun, und sie steht schon seit mehreren Jahren auch privaten Anlegern offen. “Wer eine soziale Rendite anstrebt, ist bei Mikrofinanzfonds gut aufgehoben”, erklärt Edda Schröder, die Gründerin der auf Mikrofinanz spezialisierten Boutique Invest in Visions. Inzwischen werden in Deutschland fünf Mikrofinanzfonds im öffentlichen Vertrieb für Privatanleger angeboten (vergleiche Tabelle). Diese haben bisher durch stetige Erträge bei einem sehr niedrigen Risiko überzeugt. Hinzu kommt als weiterer Vorteil eine sehr geringe Korrelation zu anderen Assetklassen. So haben Mikrofinanzanlagen zum Beispiel auch in der Finanzkrise, als weltweit die etablierten Märkte einbrachen, keine größeren Wertverluste erlitten.Doch worum geht es bei Mikrofinanz eigentlich? Arme Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern hatten früher in der Regel keinen Zugang zu Krediten, um eine eigene wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Lediglich Kredithaie, die Zinsen von 100 % und mehr pro Jahr verlangten, bedienten dieses Segment. Abhilfe schaffen inzwischen lokale Mikrofinanzinstitute, die Menschen für bestimmte Investitionen Kleinstkredite zu wesentlich besseren Konditionen als die Kredithaie zur Verfügung stellen. Und dies auch meist ohne Sicherheiten oder mit lediglich dem Investitionsgut als Sicherheit. Entscheidend ist, dass die lokalen Mikrofinanzinstitute seriös arbeiten und sich auch um die Kreditnehmer kümmern und ihnen helfen, ihr Kleingewerbe aufzubauen. Nobelpreis für MikrokrediteBegründer der Mikrokredite ist der bengalische Wirtschaftsprofessor Muhammad Yunus, der dafür 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. “Mikrokredite vergrößern die Fläche, auf der Arme wachsen können und Kontrolle über ihr Leben gewinnen”, sagt Yunus. Er hat, um die Armut zu bekämpfen, 1983 in Bangladesch die sozial ausgerichtete Grameen-Bank (auf deutsch: “Dorf-Bank”) gegründet. Diese hat Mikrokredite vor allem an Frauen, die sich regelmäßig treffen und gegenseitig austauschen, vergeben. Denn in Entwicklungsländer gehen Frauen, die für die Familie verantwortlich sind, verantwortungsvoller mit Geld um als Männer. Noch immer dominieren daher meist Kredite an Frauen, doch ist ihr Anteil inzwischen geringer geworden. “Wir vergeben rund 60 % der Kleinstkredite an Frauen”, erläutert Schröder von Invest in Invision. Das erstaunliche an den Mikrokrediten ist ihre geringe Ausfallquote. Diese beträgt nur etwa 2 % bis 4 %. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Kreditsummen nicht hoch und zweckbestimmt sind. Hinzu kommt die Betreuung durch die Mikrofinanzinstitute. Darüber hinaus haben staatliche Regulierungen in verschiedenen Ländern dieses Segment gestärkt.Die in Deutschland zugelassenen Fonds legen alle breit gestreut ihre Gelder in Schuldverschreibungen und Darlehen der lokalen Mikrofinanzinstitute an. Eine genaue Kontrolle der Institute und der Investments vor Ort ist unerlässlich und auch gegeben. In der Regel berichten die Fonds auch umfänglich über ihre Investments. Alles in allem sind alle angebotenen Fonds daher konservativ ausgerichtet.Einen Makel gibt es aber: Mit dem geringen Risiko der Fonds, das auch an ihrer niedrigen Volatilität deutlich wird, gehen insbesondere im Vergleich zu herkömmlichen Aktienanlagen relativ niedrige Renditen einher. Wer also sein Vermögen möglichst rasch und deutlich steigern möchte, der ist hier fehl am Platz.Der von Invest in Visions gemanagte IIV Mikrofinanzfonds war 2011 das erste Produkt, das zum öffentlichen Vertrieb hierzulande zugelassen wurde. Der Fonds konnte über die Jahre sein Vermögen kontinuierlich steigern und wurde 2016, als zu viele neue Mittel auf einmal hereinkamen, auch einmal vorübergehend geschlossen. Inzwischen liegt das Fondsvolumen bei knapp 700 Mill. Euro.Zur Auswahl stehen die R-Klasse für Privatanleger mit einer Mindestanlage von 100 Euro sowie die kostengünstigere I-Tranche für Institutionelle mit einer Mindestanlage von 30 000 Euro. Der breit gestreute Fonds ist nach eigenen Angaben auf der Suche nach profitablen Mikrofinanzinstituten und nicht nach reiner Gewinnmaximierung. Durch den Fonds werden gut 264 000 Kreditnehmer unterstützt mit einer durchschnittlichen Kreditsumme von 2162 Dollar.Eingeschränkte LiquiditätAnders als herkömmliche Investmentfonds sind Mikrofinanzprodukte keine vollkommen liquiden Assets, die täglich verkauft werden können. Käufe sind meist nur monatlich und die Rückgabe mitunter auch wie beim IIV Mikrofinanzfonds nur einmal im Quartal möglich. Für den langfristig orientierten Anleger dürfte diese eingeschränkte Liquidität aber kein Problem darstellen.Ein Pionier in Sachen Mikrofinanz ist auch Günther Kastner vom österreichischen Assetmanager C-Quadrat. Inspiriert von Muhammad Yunus hat Kastner bereits 2006 die Plattform Vision Microfinance gegründet. In Deutschland können inzwischen zwei Fonds von Vision Microfinance erworben werden. Anleger sollten dabei das 490 Mill. Euro schwere währungsgesicherte Produkt bevorzugen, das eine niedrige Volatilität von 0,39 % p. a. aufweist. Unterstützt werden durch den Fonds, der in 45 Schwellenländern tätig ist, übrigens rund 326000 Kleinstunternehmer und damit inklusive ihrer Familien immerhin rund 1,6 Mill. Menschen. Bei dem C-Quadrat-Fonds auf lokale Währungen (Local Currency) führen die hohen Schwankungen der Währungen der Schwellenländer zu einer deutlich höheren Volatilität von 3,00 % p. a. Zudem weist das Local-Currency-Produkt auch mit 2,74 % pro Jahr im Vergleich hohe laufende Kosten auf. Soziale Rendite stets wichtigDarüber hinaus hat Ende Januar 2015 die sozial und nachhaltig ausgerichtete Bank im Bistum Essen den KCD-Mikrofinanzfonds III aufgelegt. KCD steht übrigens für Kirche, Caritas und Diakonie. Der Erwerb des Fonds ist monatlich möglich, wobei die Mindestzeichnung 1000 Euro beträgt. Verkauft werden kann nur zum Ende eines Quartals. Die Bank im Bistum Essen verfügt über langjährige Erfahrung bei Mikrofinanz und managt daher den Fonds selbst. Auch der KCD-Mikrofinanzfonds weist neben einem stetigen Wertzuwachs eine bemerkenswerte soziale Rendite auf: der Fonds unterstützt rund 56 000 Mikrounternehmer und damit einschließlich Familie rund 280 000 Menschen. Der durchschnittliche Mikrokredit beträgt übrigens 1234 Euro.”Durch den Einsatz von Mikrofinanz darf für die Menschen vor Ort kein Schaden entstehen”, so lautet die oberste Maxime des GLS Alternative Investments – Mikrofinanzfonds. Um dies zu erreichen, bestehen Mindestanforderungen an die Mikrofinanzinstitute. Der Fonds wird gemanagt von der Frankfurt School Financial Services, eine Tochter der Frankfurter School of Finance & Management, die seit mehr als 20 Jahren Finanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern berät. Der Kauf des Fonds ist monatlich, die Rückgabe halbjährlich möglich.Alles in allem überzeugen die risikoarmen Mikrofinanzfonds in der Tat durch ihre soziale Rendite. Anleger, die mit ihrem Geld Gutes tun wollen, finden hier ein passendes Produkt.