Bilanzbetrug

Haftstrafen für ehemalige Wirecard-Manager

In Singapur sind zwei ehemalige Manager von Wirecard Asia zu Haftstrafen verurteilt worden. Das Verfahren gegen den als Marsalek-Vertrauten geltenden James Henry O’Sullivan beginnt im Juli.

Haftstrafen für ehemalige Wirecard-Manager

Haftstrafen für ehemalige Wirecard-Manager

bg Frankfurt

In Singapur sind zwei ehemalige Wirecard-Manager zu Haftstrafen verurteilt worden. Es handele sich um die ersten strafrechtlichen Verurteilungen im Wirecard-Komplex, heißt es. In München läuft zurzeit noch der Prozess gegen den ehemaligen CEO Markus Braun und weitere Vorstände. Der als einer der Hauptverantwortlichen geltende Jan Marsalek befindet sich noch immer auf der Flucht.

Finanzmittel falsch dargestellt

Verurteilt wurde nun James Wardhana zu 21 Monaten Haftstrafe, Chai Ai Lim bekam 10 Monate Haft aufgebrummt. Beide hatten sich 2022 schuldig bekannt, als Vorwürfe gegen sie erhoben wurden. Die “Financial Times” schreibt, dass es in dem Verfahren zwei weitere Beschuldigte gebe. Ihnen wird vorgeworfen, Finanzmittel falsch dargestellt zu haben – ein Kernstück aller Wirecard-Verfahren, wird doch versucht, gerichtlich darzulegen, dass Bankguthaben ausgewiesen wurden, die es gar nicht gab.

Über Singapur liefen Payment-Aktivitäten von Wirecard. Wardhana war mit dem Processing von Zahlungen für Wirecard Asia beschäftigt. Chai war Head of Finance bei Wirecard Asia. Ihr Geständnis dürfte auch von Belang sein für weitere Verfahren, gaben sie doch an, sich mit Vorgesetzten verschworen zu haben, um Kontoguthaben von Wirecard Asia zu verschleiern.

Vorgesetzter auf der Flucht

Der Vorgesetzte der beiden befindet sich noch auf der Flucht. Aber Edo Kurniawan steht auf der Fahndungsliste von Interpol. Kurniawan war gut eine Woche nach Berichten der “Financial Times” über seine Verstrickungen in die Affäre verschwunden.

In Singapur beginnt im Juli der Prozess gegen James Henry O’Sullivan. Ihm wird Dokumentenfälschung vorgeworfen, es droht bei Verurteilung eine sehr lange Haftstrafe. Ihm wird vorgeworfen, dass über Konten seiner Firmen jahrelang hohe Summen von Wirecard-Geldern geflossen sind und er dann Dokumentenfälschung bei Treuhandvermögen begangen habe. Der britische Staatsbürger wird verdächtigt, eng mit Marsalek unter einer Decke gesteckt zu haben. Beide sollen Gelder in die eigene Tasche abgezweigt haben. Zudem war der Brite die zentrale Figur bei Wirecards berüchtigtem Drittpartner Senjo in Singapur, mit dem Wirecard einen Großteil ihres angeblichen Umsatzes erzielte.

Rechtshilfeersuchen beantragt

Die Staatsanwaltschaft München hatte noch vor seiner Festnahme in Singapur im September 2021 ein Rechtshilfeersuchen nach Singapur übermittelt, um zu klären, welche Rolle der Brite in dem Skandal um den früheren Dax-Konzern spielte. Zu einem Verfahren in Deutschland ist es bislang nicht gekommen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.