Niedrigzinsphase abgehakt

Hamburger Volksbank schafft Basis für verbesserte Ertragslage

Die Hamburger Volksbank hat die Niedrigzinsphase durch strukturelle Bilanzveränderungen abgehakt. Die operativen Ergebnisse sollen ab 2024 deutlich höher ausfallen.

Hamburger Volksbank schafft Basis für verbesserte Ertragslage

Hamburger Volksbank liftet Ertragsniveau

Institut lässt Niedrigzinsphase durch strukturelle Bilanzveränderungen hinter sich

ste Hamburg

Die Hamburger Volksbank hat durch strukturelle Bilanzveränderungen die Niedrigzinsphase abgehakt und steuert auf ein deutlich höheres Ertragsniveau zu. Das ohne Sondereffekte im vergangenen Jahr um knapp 10% auf 19,9 (i.V. 22,1) Mill. Euro gesunkene Betriebsergebnis vor Bewertung soll 2024 bei 38,5 Mill. Euro landen, wie Vorstandssprecher Thorsten Rathje im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte. Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme wird eine Verbesserung auf 0,95 (0,45)% erwartet.

Mit dem neuen Ertragsniveau, das auch über 2024 hinaus deutlich höher als in der Vergangenheit ausfallen soll, werde man über einen ausreichenden Puffer verfügen, um aus eigener Kraft Eigenkapital zu bilden, höhere Dividenden zu zahlen und um für Risiken gewappnet zu sein, so Rathje. Den Vorschlag, für das vergangene Geschäftsjahr eine höhere Dividende von 4% nach zuvor 3% auf das Geschäftsguthaben von rund 81 Mill. Euro auszuschütten, habe die Vertreterversammlung bereits genehmigt.

Zinsswaps verkauft

Um die Ertragsbasis zu stärken, verkaufte die Volksbank infolge des gestiegenen Zinsniveaus Ende vorigen Jahres Derivate, mit denen sie sich im Volumen von 730 Mill. Euro vor rund einer Dekade gegen steigende Zinsen abgesichert hatte, und realisierte dadurch aufgebaute stille Reserven. Dies ergab 2023 einen zusätzlichen Zinsüberschuss von 98,6 Mill. Euro. Der Sondereffekt ließ den ausgewiesenen Zinsüberschuss auf 148,3 (52,2) Mill. Euro steigen. Ohne den Sondereffekt schrumpfte die wichtigste Ertragsquelle – gegen den allgemeinen Branchentrend – um rund 2,5 Mill. Euro auf 49,7 Mill. Euro.

Rathje erklärte, es habe gegolten, bei passender Situation die strukturellen Unterschiede zu den Bilanzen anderer Häuser zu bereinigen. Der letztjährige Abfluss von Einlagen, die man temporär refinanzieren müsse, sowie die Umschichtung in höher verzinsliche Produkte mit längeren Laufzeiten hätten Geld gekostet und zum Rückgang des Zinsüberschusses ohne Sondereffekt geführt. Der Einlagenabfluss um 148 Mill. Euro im vergangenen Jahr sei gestoppt, 2024 sei mit einem höheren Zinsüberschuss zu rechnen.

Wertpapierbestand verkauft

Zugleich wurden durch den Verkauf von Wertpapieren über 1,1 Mrd. Euro sowie durch Umwidmung von 200 Mill. Euro aus dem lange kaum rentierlichen Wertpapierbestand in das Umlaufvermögen stille Lasten von 121,9 Mill. Euro realisiert, wie Rathje weiter ausführte. Das Wertpapier-Bewertungsergebnis rutschte dadurch auf minus 126,1 Mill. Euro von zuvor minus 9,5 Mill. Euro ab. Bonitätsrisiken gebe es nicht, betonte der Bankchef.

Die Differenz von rund 23 Mill. Euro aus den beiden Verkaufsmaßnahmen sei zum Teil aus dem laufenden Jahresergebnis sowie durch Auflösung von Vorsorgereserven über 18,9 Mill. Euro gedeckt worden. Die Mittel aus dem Verkauf des Wertpapierbestands seien verwendet worden, um teure Refinanzierungsmittel zurückzuführen und Gelder höher verzinslich neu anzulegen.

„Fit für die Zukunft“

„Wir haben uns damit aus dem Niedrigzinsumfeld komplett herausgearbeitet“, sagte Rathje. Die Bank sei „fit für die Zukunft“. Durch das 2024 erwartete Ergebnis werde man deutlich mehr als in der Vergangenheit zur Eigenkapitalstärkung verwenden und die Bank „noch wetterfester machen“ können. Die 2023 ausgewiesene Gesamtkapitalquote von 16,3 (16,5)% erfülle aber die aufsichtsrechtlichen Anforderungen gut, so der Bankchef.

Rathje verwies auf die im vergangenen Jahr um 8,6% auf unter 4,2 Mrd. Euro gesunkene Bilanzsumme, die 2024 durch Reduzierung der Refinanzierungsmittel weiter auf 3,9 oder 4,0 Mrd. Euro schrumpfen dürfte. Gleichzeitig werde man aber im Kundenkreditgeschäft weiter wachsen. Nach einer Neugeschäftssteigerung um netto 131 Mill. Euro im vergangenen Jahr soll auch in diesem Jahr die strategische Vorgabe von mindestens 100 Mill. Euro erreicht werden.

Mitgliederzahl steigt

Auch bei den Mitgliedern soll sich die zuletzt wieder positive Entwicklung fortsetzen. Nach dem Rückgang im Vorjahr steigerte die Hamburger Volksbank 2023 die Zahl ihrer Mitglieder infolge der Einführung eines neuen Hausbankmodells um rund 500 auf 63.331. Das Institut hofft darauf, künftig neue Mitglieder auch dadurch zu gewinnen, dass sie Gelegenheit erhalten, über Vorhaben und Ideen der Bank und des Genossenschaftsverbunds mithilfe der VR Banking App abzustimmen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.