Handeln in stürmischen Zeiten

Risikoreduzierte Anlageprodukte bieten gewissen Schutz bei fallenden Kursen - Auch attraktive Erträge in Seitwärtsphasen möglich

Handeln in stürmischen Zeiten

Der Herbst naht und das Wetter kann manchmal blitzartig umschlagen. Der Himmel verdunkelt sich und es beginnt heftig zu stürmen und zu regnen. Auch an der Börse entlädt sich die Spannung manchmal in Unwettern. Dann brechen die Kurse innerhalb weniger Tage oder Wochen um viele Prozentpunkte ein. Nicht selten ist dann der komplette Gewinn eines Jahres weggespült. Die jüngsten Turbulenzen sorgten bereits dafür, dass der Dax seit Jahresbeginn zuletzt mehr als 6 % verloren hat. Mit nachfolgenden Beispielen sollen Wege aufgezeigt werden, mit denen Anleger ihre Depots vor Sturmschäden schützen können. Sieben Korrekturen Das jüngste Beispiel für ein Börsengewitter liegt noch gar nicht lange zurück: Am 28. August 2018 notierte der Dax noch bei knapp 12 600 Punkten. Nur zwei Wochen später war sein Wert um mehr als 700 Zähler auf etwas unter 11 900 Punkte geschrumpft. Obwohl der Dax in den zurückliegenden fünf Jahren per Saldo kräftig hinzugewonnen hat, kam es in dieser Zeitspanne zu sieben Phasen, in denen der deutsche Leitindex temporär mehr als 1 000 Punkte verloren hat.Viele Marktteilnehmer sind der Meinung, dass sich in absehbarer Zeit der Himmel über der Börse wieder verdunkeln könnte. Sie verweisen dabei auf eine ganze Reihe von Risikofaktoren wie die Spannungen im Nahen Osten, den hohen Ölpreis, die abnehmende Konjunkturdynamik oder auch die sich eintrübende Geschäftsstimmung durch den Handelskonflikt zwischen China und den USA. Was also tun als Anleger? Blitzableiter gesuchtSich aus dem Aktienmarkt verabschieden? Das ist mangels attraktiver Anlagealternativen vermutlich keine gute Idee. Eine pfiffige Lösung in dieser Zwickmühle können risikoreduzierende Anlageprodukte darstellen. Gemeinsam ist diesen Anlagen, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen einen gewissen Rückfallschutz bei fallenden Kursen, zum Beispiel begrenzt durch eine Barriere, bieten. Oder sie sind mit einer Mindestrückzahlung ausgestattet. Produkte mit Risikopuffer ermöglichen es, auch in schwächeren Börsenphasen oder Seitwärtsmärkten attraktive Erträge zu erzielen. Papiere mit einer Mindestrückzahlung wiederum sorgen für eine Verlustbegrenzung, egal wie tief die zugrunde liegende Aktie oder der Aktienindex fällt. Im übertragenen Sinn würden solche Anlageprodukte ähnlich wie ein Blitzableiter Schutz im Falle von Kursgewittern bieten.Als eine Art Blitzableiter kann sich beispielsweise ein Express Plus Zertifikat erweisen. Dieses Produkt bietet die Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung zum Nennbetrag zuzüglich eines Ertragsanteils. Sollte es zu keiner vorzeitigen Rückzahlung kommen, greift am Laufzeitende eine Ertragsbarriere. Bei Emission des Zertifikats werden mehrere Kursmarken festgelegt. Dazu zählen die Levels, die für die vorzeitige Rückzahlung ausschlaggebend sind, sowie die Ertrags-Barriere. Schließt der zugrunde liegende Basiswert am ersten Bewertungstag nach einem Jahr auf oder über dem Schlusskurs des anfänglichen Referenzkurses (Startwert), wird das Zertifikat mit einem Nennwert von 1 000 Euro und einem Ertrag vorzeitig zurückgezahlt. Falls nicht, verlängert sich die Laufzeit automatisch bis zum nächsten Bewertungstag. Am zweiten Bewertungstag sinkt das Rückzahlungslevel beispielsweise auf 90 % des Startwertes. Gleichzeitig verdoppelt sich der Rückzahlungsbetrag pro Zertifikat. In den folgenden Jahren reduziert sich das Rückzahlungslevel weiter, während der Rückzahlungsbetrag jeweils pro Zertifikat weiter steigt. Sollte es zu keiner vorzeitigen Rückzahlung kommen, greift am Laufzeitende die Ertragsbarriere. Diese Barriere liegt oftmals nur bei 60 % des Startwertes oder noch tiefer. Der Puffer im Falle von Kursverlusten beträgt also 40 % oder mehr. Dennoch haben Anleger die Chance auf einen Ertrag. Diese Zertifikate können sich sowohl auf Indizes wie den Euro Stoxx 50 oder auf Einzelwerte wie beispielsweise Daimler oder RWE beziehen. Anlage mit fester ZinszahlungMit starken Argumenten warten auch Express Aktienanleihen Protect auf. Auch bei diesen Wertpapieren schützt eine Barriere am Laufzeitende vor Kursverlusten. Bei diesen Produkten erhalten Anleger während der Laufzeit eine festgelegte jährliche Zinszahlung – unabhängig von der Kursentwicklung der Aktie. Derweil wird jährlich am Beobachtungstag geprüft, ob die zugrundeliegende Aktie auf oder über der Ertragsbarriere liegt. Ist dies der Fall, endet die Laufzeit vorzeitig und der Anleger erhält den Nennbetrag zurück. Andernfalls verlängert sich die Laufzeit – maximal bis zum Laufzeitende. Notiert der Basiswert am finalen Beobachtungstag auf Höhe der eingebauten Barriere, werden neben der festgelegten Zinszahlung auch der Nennwert gezahlt. Andernfalls bekommt der Anleger entsprechend dem vorab definierten Bezugsverhältnis Aktien in sein Depot gebucht. In diesem Fall können Verluste entstehen.Für Anleger, die ihre Verluste im Fall von Kursturbulenzen möglichst gering halten wollen, könnte eine Höchststand-Anleihe mit Mindestrückzahlung interessant sein. Mit diesem Wertpapier können Anleger am Laufzeitende Jahren zu 100 % an der positiven Entwicklung des Basiswertes teilhaben. Oder es greift die 90-prozentige börsentägliche Höchststandsicherung – je nachdem, was für den Anleger vorteilhafter ist. Für den Fall, dass sich die Strategie von Anfang an negativ entwickeln sollte, ist das Verlustrisiko begrenzt. Denn ab Einbußen von mehr als 10 % würde das Produkt mit der Mindestrückzahlung von 90 % (bezogen auf den Nennbetrag) zurückgezahlt. Investieren mit BonuschanceZu den Klassikern unter den Anlageprodukten gehören Bonus-Zertifikate. Sie überzeugen vor allem durch ihre transparente Funktionsweise: Wird eine bestimmte Barriere von der zugrunde liegenden Aktie während der Laufzeit niemals berührt oder unterschritten, erhält der Anleger am Laufzeitende automatisch den Bonusbetrag (bzw. Bonuslevel) ausbezahlt. Bei verletzter Barriere dagegen wird dem Inhaber die zugrunde liegende Aktie geliefert. In diesem Fall erleidet er einen Verlust, sofern sich der Kurs des Basiswertes bis zur Fälligkeit nicht mindestens bis auf Höhe des Kaufpreises des Zertifikats erholt hat.Je nach dem, ob das Bonus-Zertifikat mit oder ohne Cap ausgestattet ist, können Anleger an weiteren Kursanstiegen des Basiswertes partizipieren oder nicht. Bonus-Cap-Zertifikate nehmen nicht an steigenden Kursen des Basiswertes über den Cap hinaus teil. Dafür sind aber die Barriereabstände oder Seitwärtsrenditen mitunter höher als bei klassischen Bonus-Zertifikaten ohne Cap. Variante Deep-Produkte Für sicherheitsorientierte Anleger, die sich auch gegen größere Kursrückschläge absichern wollen, können sich sogenannte Deep-Bonus-Produkte als interessante Variante erweisen. So werden Bonus-Cap-Zertifikate genannt, deren Barriere zum Kaufzeitpunkt 40 % oder mehr vom aktuellen Kursniveau des Basiswertes entfernt ist. Solch starke Rücksetzer sind zwar nicht auszuschließen, aber vergleichsweise selten. Zu beachten ist: Strukturierte Produkte sind Schuldverschreibungen des Emittenten. Im Falle einer Insolvenz kann es zu Verlusten, schlimmstenfalls bis zum Totalverlust kommen.—-Sebastian Bleser, Experte für Anlageprodukte bei HypoVereinsbank onemarkets