Hannover Rück mit starker Halbzeit
Eine entspannte Großschadenbelastung bescherte der drittgrößten Rückversicherung Hannover Rück zur Halbzeit einen kräftigen Ergebnisschub auf 405 (218) Mill. Euro. Der Beifall von der Börse blieb aber aus, weil die operative Marge im zweiten Quartal auf 6,8 (7,6) % zurücklief. Hier belastete die Bewertung von Inflationsswaps.m. Hannover – Ein zweistelliges Prämienwachstum von 13,1 %, moderate Großschäden und eine Kapitalanlagerendite von 3,8 % führten bei der Hannover Rück im ersten Halbjahr zu einem Ergebnis je Aktie von 3,36 (1,81) Euro. Die Schaden-Rückversicherung steuerte dazu 2,53 (1,36) Euro bei, während Leben-Rück 1,06 (0,61) Euro ablieferte.”Das erste Halbjahr ist für uns insgesamt erfreulich verlaufen”, betonte Vorstandsvorsitzender Ulrich Wallin. Sowohl das operative Ergebnis als auch der Konzerngewinn lägen deutlich oberhalb der Vergleichswerte des Vorjahrs.Die Großschadenbelastung blieb mit 132,4 Mill. Euro netto deutlich unter der kalkulierten Höhe. Für das Gesamtjahr wird eine Größenordnung von 560 Mill. Euro unterstellt. Mit diesem Volumen sollten auch die Ernteausfallversicherungen aus Dürreschäden in den USA abgedeckt werden können. IPO-Pläne der MutterAufgrund der weiterhin attraktiven Marktchancen in der Schaden- und Personen-Rückversicherung wird 2012 insgesamt ein “gutes” Ergebnis erwartet. Präziser äußert sich die Tochter der Talanx nicht, weil der Mutterkonzern mit Blick auf einen möglichen Börsengang um Zurückhaltung gebeten hatte. “Ich kann mir keinen Grund vorstellen, warum Talanx diesen Schritt nicht gehen sollte”, äußerte sich überraschend deutlich Finanzvorstand Roland Vogel gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters zu diesem Thema. Analysten erwarten im Schnitt im Gesamtjahr ein Nachsteuerergebnis von 740 Mill. Euro. Dies käme dicht an die bisherige Rekordmarke des Jahres 2010 von 749 Mill. Euro heran. PrämienerhöhungenBei der Bruttoprämie wird im Gesamtjahr eine Steigerung von “5 bis 7 %” erwartet. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass unliebsame Überraschungen bei Großschäden ausbleiben und es zu keinem Absturz am Kapitalmarkt kommt. Bei der Erneuerungsrunde konnte Hannover Rück Preiserhöhungen von 4 % durchsetzen. Das war deutlich mehr, als die Wettbewerber Munich Re und Swiss Re durchdrücken konnten.”Wir konnten die guten Ergebnisse aus der Erneuerungsrunde zu Beginn des Jahres in den Vertragserneuerungen zum 1. April in Japan, Korea und den USA teilweise sogar noch übertreffen”, berichtete Wallin. Erwartungsgemäß deutlich seien dabei erneut die Ratenerhöhungen aufgrund der Naturkatastrophen des Vorjahres für das Sach-Katastrophengeschäft ausgefallen.Die größten Schadenereignisse im zweiten Quartal waren die schweren Erdbeben im Mai in den italienischen Provinzen der Region Emilia-Romagna, aus denen eine Nettoschadenbelastung von insgesamt rund 61 Mill. Euro resultierte.Trotz des Niedrigzinsumfeldes ist die Hannover Rück mit der Entwicklung ihrer Kapitalanlagen zufrieden. Aus selbst verwalteten Kapitalanlagen von 30,3 (28,3) Mrd. Euro konnte ein Anlageerfolg von 553,2 (511,5) Mill. Euro gezogen werden, was einer Rendite von 3,8 % entsprach. Hier wirkt sich auch die günstige Entwicklung im Cash-flow aus (siehe Chart). Die Depotzinserträge reduzierten sich dagegen zinsbedingt leicht auf 156,3 (161,3) Mill. Euro. Für das Gesamtjahr werden 3,5 % angestrebt.Die unrealisierten Gewinne der erfolgswirksam zum Zeitwert bewerteten Bestände, die hauptsächlich von der Wertentwicklung der Inflation Swaps (Zero Coupon Swaps) und der ModCo (Modified-Coinsurance)-Derivate beeinflusst werden, haben sich wieder normalisiert, nachdem sie zu Jahresbeginn einen mächtigen Schub entfalteten. Insgesamt beliefen sie sich auf 2,9 (53,7) Mill. Euro.Auf Quartalsebene verlief die Entwicklung der unrealisierten Gewinne und Verluste sehr volatil. Während diese Position bis Ende März noch einen Gewinn von 84,6 Mill. Euro auswies, drehte sie im zweiten Quartal in einen Verlust von 81,6 Mill. Euro. Ursächlich waren gesunkene Inflationserwartungen sowie erhöhte Kreditaufschläge.Die Nettoprämie konnte bis zur Jahresmitte um 13,1 % auf 5,8 Mrd. Euro gesteigert werden. Einem versicherungstechnischen Verlust von 13 (446) Mill. Euro standen Kapitalerträge von 709 (673) Mill. Euro gegenüber. Während die Aktienquote unverändert unter 1 % liegt, wurden Unternehmensanleihen auf einen Anteil von 32 (30) % ausgebaut. Die Combined Ratio in der Schaden-Rück verbesserte sich auf 96,8 (110,3) %.An der Börse wurde die Aktie – nicht ganz nachvollziehbar – erstaunlich heftig um 3,5 % auf 47,78 Euro zurückgesetzt.