Hannover Rück setzt auf höhere Preise

CEO Henchoz: Corona verändert den Markt - Branchendritter will von Flucht in Qualität profitieren

Hannover Rück setzt auf höhere Preise

Im Gleichgang mit den Ratingagenturen und großen Wettbewerbern erwartet die Hannover Rück steigende Preise für ihre Risikodeckungen. Ursachen sind niedrige Zinsen, hohe Großschadenbelastungen und als Beschleuniger die Covid-19-Pandemie. Der Aktie gab das an der Börse keinen Schub.tl Frankfurt – Die Hannover Rück rechnet wie andere Rückversicherer mit steigenden Preisen für Deckungen, die sie Erstversicherern zur Verfügung stellt. Die zunehmende Dynamik von Preiserhöhungen der zurückliegenden Vertragserneuerungsrunden im Januar, April und Juni/Juli dieses Jahres (mit hohen einstelligen bzw. niedrigen zweistelligen Prozentsätzen) werde sich auch in den Vertragserneuerungen zum 1. Januar 2021 und danach fortsetzen, sagte Sven Althoff, der bei dem Branchendritten im Vorstand für die Schadenrückversicherung verantwortlich ist, bei einer Präsentation anlässlich des ausgefallenen Versicherertreffs in Monaco. Fundamentale Anpassungen”Covid-19 ist aus unserer Sicht ein ähnlich marktveränderndes Ereignis wie die Terroranschläge des 11. September 2001 oder die Hurrikane Katrina, Rita und Wilma im Jahr 2005″, sagte Althoff. “Wir sehen die Covid-19-Pandemie als Katalysator für fundamentale Preis- und Konditionsanpassungen bei Erst- und Rückversicherern. Die Ausprägungen werden allerdings je nach Region und Sparte unterschiedlich sein.”Schätzungen, wie hoch die Schadenbelastung durch die Pandemie sein wird, wollte Konzernchef Jean-Jacques Henchoz noch nicht abgeben. Gleiches gilt für den erwarteten Konzerngewinn des laufenden Jahres. Dafür sei noch zu unsicher, wie die Pandemie weiter verlaufen werde und wie die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wirkten.Die Pandemie ist aber nicht der einzige Grund für den sich verhärtenden Markt. Dies zeigt sich schon daran, dass die Preise für Rückversicherungsdeckungen bereits vor Ausbruch der Pandemie gestiegen sind. Als weitere Gründe nannte Henchoz die abermals zurückgegangenen, niedrigen Zinsen und die Großschäden der vergangenen drei Jahre. Deshalb fordert er eine hohe Disziplin bei der Preisfindung, sprich man verzichte auf Beitragswachstum, wenn der Preis aus Sicht der Hannover Rück nicht risikoadäquat ist.Wie andere Marktteilnehmer auch beobachtet der mehrheitlich zum Talanx-Konzern gehörende Rückversicherer eine Flucht in die Qualität. Gesucht seien also Unternehmen, die über eine gute Kapitalausstattung, eine große Expertise in der Zeichnung von Risiken und ein weltweites Vertriebsnetz verfügen. Die Hannover Rück sieht sich von diesem Trend begünstigt. So biete man im Rahmen der strukturierten Rückversicherung maßgeschneiderte Lösungen zum Schutz der Bilanz eines Erstversicherers. Erstversicherer in Nordamerika, Europa und Asien fragten diese Lösungen auf ganzheitlicher Basis nach, so dass Vertragsverhandlungen mit den Vorstandschefs sowie den für Finanzen und Risiko verantwortlichen Vorständen geführt würden. Gesucht seien Volatilitätsdeckungen, aber auch Hilfen zur Kapitalerleichterung im Rahmen von Solvency II. Das Zeichnungsvolumen der Hannover Rück in diesem Bereich bezifferte die im Vorstand für dieses Geschäft zuständige Silke Sehm auf 3 Mrd. Euro. An der Börse verlor die Aktie in einem stabilen Umfeld 0,8 % auf 142,10 Euro.In einer Präsentation ebenfalls im Rahmen von Monaco wies die Ratingagentur A.M. Best auf die stark schwankende Eigenkapitalrendite der großen Rückversicherer hin (s. Grafiken). Aufgrund der Großschadenbelastung und unrealisierter Anlageverluste war es den 25 von A.M. Best beobachteten Rückversicherern nicht gelungen, 2017 und 2018 die von der Ratingagentur kalkulierten Kapitalkosten von 7,5 bis 8 % zu erwirtschaften. Allerdings haben die großen vier europäischen Rückversicherer aufgrund ihres diversifizierten Geschäfts und ihrer Anlageergebnisse besser abgeschnitten als der Branchendurchschnitt.