Hannover Rück bestätigt Gewinnziel
ste Hamburg
Die Hannover Rück hat ihre Prognose, den Gewinn im laufenden Geschäftsjahr auf das Rekordniveau von 1,4 bis 1,5 Mrd. Euro von gut 1,2 Mrd. Euro im Jahr 2021 zu steigern, bei Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal bekräftigt. Zur Jahresmitte wurde allerdings noch nicht die Hälfte des Zielwerts erreicht: Nach einem Anstieg im zweiten Quartal um 5,6% auf gut 385 Mill. Euro steht für die ersten sechs Monate ein Nettoergebnis von knapp 649 Mill. Euro zu Buche. Das sind 3,3% weniger als vor Jahresfrist.
Mehr Vorsorge wegen Krieg
Dabei verbuchte der weltweit drittgrößte Rückversicherer in der Schaden-Rückversicherung einen Gewinnrückgang um fast ein Drittel 399 (i.V. 592) Mill. Euro, der von der Ergebnissteigerung in der Personen-Rückversicherung auf 280 (105) Mill. Euro nicht voll aufzufangen war. Die Nettogroßschadenlast in der Schaden-Rückversicherung übertraf zum Ende des ersten Halbjahrs mit 850 (326) Mill. Euro den anteiligen Erwartungswert von 611 Mill. Euro. Darin enthalten sind Rückstellungen für mögliche Belastungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, die sich nach 130 Mill. Euro in den ersten drei Monaten nun auf insgesamt 316 Mill. Euro erhöhten, wie Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz erklärte. Ohne diese Vorsorge hätte die Nettogroßschadenlast des ersten Halbjahres mit 534 Mill. Euro innerhalb des Budgetrahmens gelegen. Jungsthöfel fügte hinzu, dass unverändert bislang nur wenig konkrete Schadensmeldungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg vorlägen.
Auch weil infolge später Schadenmeldungen eine Nachreservierung von 130 Mill. Euro für die Dürre in Brasilien im vergangenen Jahr anfiel, lag die kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schadenrückversicherung mit 99,0 (96,0)% über dem im laufenden dreijährigen Strategiezyklus bis 2023 geltenden Zielniveau von maximal 96%. Auch hier verwies der CFO darauf, dass das bei der Combined Ratio angestrebte Niveau ohne die Belastungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den Nachreservierungen für die Dürre in Brasilien erreicht worden wäre.
Pandemielasten sinken
In der Personen-Rückversicherung profitierte die Hannover Rück von den milderen Virusvarianten, die die Belastungen aus der Corona-Pandemie im zweiten Quartal verringerten. Für das erste Halbjahr stehen Pandemiebelastungen von 194 (263) Mill. Euro, für das Berichtsquartal von 72 Mill. Euro. Zudem ergab sich aus der sogenannten Extremsterblichkeitsdeckung, von der man seit 2013 regelmäßig Tranchen in den Kapitalmarkt transferiert habe, ein positiver Ertrag von 88 Mill. Euro. Dadurch belief sich die Nettobelastung aus der Pandemie im ersten Halbjahr auf knapp 110 Mill. Euro, wie Finanzchef Jungsthöfel erläuterte. Ein positiver Einmalertrag von 40 Mill. Euro resultierte den Angaben zufolge ferner aus einem Vertragsrückzug. Im Bereich Financial Solutions und im Langlebigkeitsgeschäft sei das zugrundeliegende Geschäft derzeit aber auch sehr profitabel.
Die Bestätigung des Gewinnziels 2022 basiere auch auf dem im ersten Halbjahr um gut 13% auf 980 Mill. Euro gestiegenen Kapitalanlageergebnis. Die Kapitalanlagen übertrafen mit einer Rendite von 3,0% die bislang geltende Gesamtjahresvorgabe von mindestens 2,3% deutlich. Der Rückversicherer stellt inzwischen für 2022 eine Rendite von mehr als 2,5% in Aussicht. CFO Jungsthöfel erklärte, bei den Kapitalanlagen profitiere man derzeit von dem vor Jahren aufgebauten Bestand an inflationsgebundenen Anleihen. Hier sei im ersten Halbjahr ein Ertrag von fast 200 Mill. Euro angefallen. Zudem halfen Ausschüttungen aus Immobilien und Private-Equity-Fonds sowie Aktienverkäufe.
Aus dem im ersten und zweiten Quartal vollzogenen Verkauf börsengelisteter Aktien, die einen Anteil von weniger als 1% des Kapitalanlagebestands ausmachten, realisierte die Hannover Rück einen Ertrag von 95 Mill. Euro. Man sei insgesamt positiv gegenüber Aktien eingestellt, rechne aber mit Schwankungen und neuen Einstiegschancen, erklärte Jungsthöfel das „opportunistische“ Vorgehen.
Dass das Eigenkapital zum 30. Juni mit 9 Mrd. merklich unter dem Niveau von 11,9 Mrd. Euro Ende 2021 lag, sei auf den Anstieg des Zinsniveaus bzw. von Credit Spreads zurückzuführen, der Kurswerte der Staats- und Unternehmensleihen im Bestand deutlich reduziert habe, so der Finanzchef weiter. Dies sei aber ökonomisch unbedeutend, da man die Wertpapiere an Laufzeiten der versicherungstechnischen Verpflichtungen ausrichte.
Aktie legt zu
Der Rückversicherer, der nach einem währungskursbereinigten Anstieg der Konzernbruttoprämie im ersten Halbjahr um 13% für das Gesamtjahr nun eine Steigerung um mehr als 7,5% anstatt mindestens 5% in Aussicht stellt, konnte mit den Nachrichten am Donnerstag bei Anlegern punkten: Die Aktie des Dax-Konzerns legte um 2,2% auf 144,70 Euro zu.
Personen Seite 16
Hannover Rück | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Bruttoprämien | 17342 | 14465 |
Nettoprämien | 13767 | 11515 |
Versich.-techn. Ergebnis1 | −40 | 124 |
Kapitalanlageergebnis | 980 | 866 |
Operatives Ergebnis (Ebit) | 919 | 956 |
Konzernergebnis | 649 | 671 |
Eigenkapitalrendite (%) | 12,4 | 12,2 |
Combined Ratio (%)2 | 99,0 | 96,0 |
Haftendes Kapital | 12661 | 15734 |
Kapitalanlagen3 | 56231 | 56213 |
1) einschließlich Depotzinsen; 2) kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Rückversicherung einschließlich Depotzinsen; 3) ohne DepotforderungenBörsen-Zeitung |