Hannover Rück enttäuscht in der Schaden-Rückversicherung
Hannover Rück hält Kurs auf Rekordgewinn
Quartalsergebnis von niedriger Steuerquote begünstigt – Schaden-Rückversicherung enttäuscht – Aktie fällt
ste Hamburg
Die Hannover Rück hat mit einem im dritten Quartal um fast 46% auf 439 Mill. Euro gesteigerten Konzerngewinn, der durch eine geringere Steuerlast begünstigt wurde, die Markterwartungen leicht übertroffen. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer sieht sich auf Kurs, das Jahresziel eines rekordhohen Nettoergebnisses von mindestens 1,7 Mrd. Euro zu erreichen. Anleger gingen nach Vorlage der Neunmonatszahlen dennoch auf Abstand: Die Aktie des Dax-Konzerns, die in der vergangenen Woche bei 216,60 Euro ein neues Allzeithoch markiert hatte, gab am Donnerstag um bis zu 4,9% auf 196,25 Euro nach.
Analysten monierten ein enttäuschendes operatives Quartalsergebnis (Ebit) von 279 (i.V. 378) Mill. Euro in der Schaden-Rückversicherung, das die Konsensschätzung von 445 Mill. Euro verfehlte. Die Großbank UBS, die bei einem Kursziel von unverändert 179 Euro zum Verkauf der Hannover-Rück-Aktie rät, verwies unter anderem auf eine Steuerquote von gerade 4% und den geringeren Netto-Rückversicherungsumsatz in der Schaden-Rückversicherung. Auch die Barclays Bank, die ihre Einstufung für Hannover Rück bei "Underweight" und einem Kursziel von 170 Euro beließ, verwies auf das operative Ergebnis, das deutlich hinter den Erwartungen geblieben sei.
Großschadenlast im Rahmen
Für die ersten neun Monate zeigt der Rückversicherer in der Schaden-Rückversicherung ein um 7,9% auf 1,1 Mrd. Euro gestiegenes Ebit. Man befinde sich auf gutem Weg, das Jahresziel von mindestens 1,6 Mrd. Euro zu erreichen. Die Großschadenbelastung blieb mit 1,2 (1,48) Mrd. Euro innerhalb des budgetierten Rahmens für den Neunmonatszeitraum von 1,33 Mrd. Euro. Dass sich die Combined Ratio im Vorjahresvergleich auf 91,9 (94,6)% verbesserte, lag auch an ausgebliebenen nennenswerten Belastungen infolge des Kriegs in der Ukraine, wie Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel in einer Telefonkonferenz anmerkte.
In der Personen-Rückversicherung übertraf die Hannover Rück mit einem im dritten Quartal auf 206 (166) Mill. Euro gestiegenen Ebit den Analystenkonsens von 197 Mill. Euro. Nach den ersten neun Monaten liegt das um fast 15% auf 730 Mill. Euro gesteigerte Segment-Ebit bereits nahe der Jahreszielmarke von mindestens 750 Mill. Euro.
Ein auf 318 (369) Mill. Euro gesunkener Steueraufwand trug dazu bei, dass der Konzernnettogewinn im Neunmonatsvergleich um 25,4% auf 1,4 Mrd. Euro stärker zulegte als das Ebit. Die Hannover Rück begründet die geringere Last mit unterschiedlichen regionalen Ergebnisbeiträgen. Allein für das dritte Quartal steht eine um 88% auf 20 (164) Mill. Euro verminderte Steuerposition zu Buche, wodurch der Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebit) um 11% auf 484 Mill. Euro absorbiert wurde.
Schadenreserven aufgestockt
CFO Jungsthöfel äußerte sich "sehr zufrieden" über die Geschäftsentwicklung der ersten neun Monate, zu der beide Geschäftsbereiche und die Anlagen beigetragen hätten. Die gute Geschäftsentwicklung habe man zur Aufstockung der Schadenreserven genutzt. Der Finanzchef hob neben der Finanzstärke, die sich per Ende September in einer Solvency-II-Kapitalbedeckungsquote von 269% zeigte, die seit Jahresbeginn um 1,7 auf 8,3 Mrd. Euro gestiegene vertragliche Nettoservicemarge hervor. Die neue Kennzahl zeigt an, welche künftigen Erträge mit bereits gezeichnetem Geschäft generiert werden.