Hannover Rück erfreut Anleger mit Gewinnsprung
Hannover Rück erfreut Anleger mit Gewinnsprung
Rückversicherer übertrifft Erwartungen – Milliardenpuffer für Großschadenbelastung – Jahresziele bekräftigt – Aktie legt 5,2 Prozent zu
Die Hannover Rück hat Ergebniserwartungen im zweiten Quartal übertroffen. Der Rückversicherer verzichtet auf eine Hochstufung der Jahresprognose und verweist auf mögliche hohe Belastungen aus der laufenden Hurrikan-Saison. Anleger applaudieren dennoch, der Dax-Wert legt an der Börse um mehr als 6% zu.
ste Hamburg
Die Hannover Rück hat Anleger am Dienstag mit überraschend starken Quartalszahlen erfreut. Die Aktie des weltweit drittgrößten Rückversicherers stieg bis Handelsschluss um 5,2% auf 227,40 Euro und war damit größter Gewinner im Dax. Das im zweiten Quartal um mehr als ein Drittel auf rund 847 Mill. Euro gestiegene operative Ergebnis (Ebit) lag 12% über dem Analystenkonsens von 756 Mill. Euro. Dabei legte das größere Segment der Schaden-Rückversicherung um 47% auf 532 Mill. Euro zu, die Personen-Rückversicherung um 18%.
Das Unternehmen bekräftigte seine Geschäftsjahresziele, die unter anderem eine Steigerung des Rückversicherungsumsatzes auf Basis konstanter Währungskurse um mehr als 5% sowie ein Nettokonzernergebnis von mindestens 2,1 Mrd. Euro vorsehen. Nach dem ersten Halbjahr stehen ein im Vorjahresvergleich um fast 21% auf bereits 1,16 Mrd. Euro gestiegener Konzerngewinn sowie Leistungen für Großschäden in der Schaden-Rückversicherung zu Buche, die mit rund 566 Mill. Euro innerhalb des gebuchten Budgetrahmens von 801 Mill. Euro blieben.
Zielanhebung erwartet
Fragen richteten sich darauf, in welchem Umfang die Hannover Rück das Gewinnziel im weiteren Jahresverlauf erhöhen dürfte, hieß es bei der Schweizer Großbank UBS, die die Aktie bei einem 12-Monats-Kursziel von 234 Euro neutral einstuft. Derzeit liege die Konsensschätzung bei rund 2,25 Mrd. Euro.
"Erlauben Sie mir neben dem Optimismus auch etwas Zurückhaltung angesichts einer als äußerst aktiv vorausgesagten Hurrikan-Saison“, verwies Hannover Rück-Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel in einem Pressegespräch auf mögliche Entwicklungen in den kommenden Wochen. Für Hurrikan-Schäden sollte genug Puffer vorhanden sein, urteilte indes die LBBW, die bei einem Kursziel von 275 Euro unverändert zum Kauf der Hannover Rück-Aktie rät. Das Gewinnziel der Hannover Rück ist daran gebunden, dass die Großschadenbelastung den Erwartungswert von 1,825 Mrd. Euro nicht übersteigt.
Baltimore-Schaden abgedeckt
Größter Einzelschaden war im ersten Halbjahr das von Starkregen verursachte Hochwassser in Süddeutschland mit 120 Mill. Euro. Belastungen infolge des Brückeneinsturzes im Hafen von Baltimore ließen sich nach wie vor nicht konkret beziffern, so Finanzchef Jungsthöfel. Die zu erwartenden Belastungen seien aber weiterhin „komfortabel“ durch das verbleibende Großschadenbudget abgedeckt.
Noch nicht beziffern lassen sich auch Schäden durch einen Ausfall der Microsoft-Cloud sowie durch eine ebenfalls im Juli aufgetretene Update-Panne bei der Sicherheitssoftware der US-Technologiefirma Crowdstrike, wie der CFO hinzufügte. Jungsthöfel geht davon aus, dass die Belastungen für den Rückversicherer mehr als 10 Mill. Euro ausmachen, aber insgesamt „überschaubar“ bleiben werden.
Erwartungen erfüllt
Die kombinierte Schaden-/Kostenquote der Schaden-Rückversicherung verbesserte sich im Halbjahresvergleich auf 87,8 (i.V. 91,7)% und lag damit im Rahmen des Zielwerts für 2024 von unter 89%. In der Personen-Rückversicherung liege das Rückversicherungs-Serviceergebnis mit 448 (481) Mill. Euro „voll im Rahmen unserer Erwartungen“ und über dem anteiligen Wert des Jahresziels von über 850 Mill. Euro, so Jungsthöfel.
Der Rückversicherer, der mit einer Kapitalanlagerendite von 3,3% im ersten Halbjahr sein Jahresziel von mindestens 2,8% übertraf, habe erneut ein überzeugendes Quartalsergebnis vorgelegt, so die DZ Bank, die bei einem Kursziel von 280 Euro zum Kauf der Aktie rät. Das Preisniveau in der Schaden-Rückversicherung sei nochmal verbessert worden, dürfte damit aber seinen Höhepunkt erreicht haben und bei „normaler“ Schadenentwicklung langsam unter Druck geraten.
Positiv gestimmt
In den Erneuerungen in der Schaden-Rückversicherung zum 1. Juni und zum 1. Juli 2024 habe man insgesamt leicht verbesserte risikoadjustierte Preise und Konditionen erzielt, berichtete Finanzvorstand Jungsthöfel. Das erneuerte Volumen sei um 11,5% gestiegen, der inflations- und risikoadjustierte Preisanstieg des erneuerten Geschäfts habe 1,3% betragen. Die Vertragserneuerungsrunden zu diesen Terminen betreffen traditionell Geschäft im asiatisch-pazifischen Raum und Nordamerika sowie Teile des Spezialgeschäfts. Die Zahlen aus den unterjährigen Erneuerungsrunden „stimmen uns positiv“, so Jungsthöfel.