Gewinnziel bekräftigt

Hannover Rück startet 2024 mit geringer Großschadenlast

Die Hannover Rück ist mit einer geringen Großschadenlast in das laufende Geschäftsjahr gestartet. Das Schiffsunglück mit dem Brückeneinsturz von Baltimore wirkt sich auf die Ziele für 2024 nicht aus.

Hannover Rück startet 2024 mit geringer Großschadenlast

Hannover Rück startet 2024 mit geringer Großschadenlast

Rückversicherer: Budget wird auch durch Unglück von Baltimore nicht übertroffen - Gewinnziel bekräftigt

ste Hamburg

Die Hannover Rück hat nach einem Anstieg des Nettogewinns im ersten Quartal um gut 15% auf rund 558 Mill. Euro ihr Ziel bekräftigt, das Konzernergebnis 2024 verglichen mit dem Vorjahr um wenigstens 15% auf mindestens 2,1 (i.V. 1,83) Mrd. Euro zu steigern. Der Quartalsgewinn und auch das um 12,5% auf 811 (720) Mill. Euro verbesserte operative Ergebnis (Ebit) trafen den Analystenkonsens. Dennoch gab die Aktie des Dax-Konzerns nach Vorlage der Quartalsmitteilung zum 31. März am Dienstag um bis zu 4,7% auf 224,30 Euro und entfernte sich damit weiter vom Ende März bei 256,60 Euro markierten Allzeithoch.

Der Ausblick des weltweit drittgrößten Rückversicherers sei angesichts des soliden Quartalsergebnisses und hoher Puffer, die im vergangenen Jahr sowie im ersten Quartal in den versicherungstechnischen Rückstellungen gebildet wurden, als konservativ einzuschätzen, erklärte die DZ Bank, die bei einem um 10 auf 280 Euro reduzierten Kursziel weiterhin zum Kauf der Aktie rät. Das Institut rechnet aber frühestens nach der Hurrikan-Saison im Herbst mit einer Anhebung des Gewinnziels. Diese Vorgabe knüpft die Hannover Rück unter anderem daran, dass die Belastung aus Naturkatastrophen und sogenannten Man-Made-Schäden im Rahmen des diesjährigen Budgetwerts von 1,825 Mrd. Euro bleibt.

Teuerster maritimer Schaden

Die ersten drei Monate waren mit einem Großschadenaufkommen von bislang 52 Mill. Euro vergleichsweise ruhig. Noch nicht berücksichtigt sind allerdings Schäden im Zusammenhang mit dem Einsturz der 2,5 Kilometer langen Autobahnbrücke im Hafen von Baltimore an der US-Ostküste, die Ende März durch die Kollision eines Containerschiffs ausgelöst wurde. Auf die Versicherungsbranche könnte der bislang teuerste Schaden in der Seefahrt zukommen, der die Havarie des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ vor der italienischen Küste im Jahr 2012 übertrifft. Dieses Schiffsunglück hatte die Assekuranz insgesamt rund 1,5 Mrd. Dollar gekostet.

In einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern sagte Hannover Rück-Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel, der Schaden in Baltimore sei „mutmaßlich“ der größte Einzelschaden im ersten Quartal, derzeit aber noch nicht präzise zu beziffern, da die Verantwortlichkeiten für die Schiffskollision mit der Brücke noch geklärt werden müssten. Der Schadenfall sei komplex, und bei der Bemessung der Schadenhöhe gelte es unterschiedliche Deckungen durch Sach- und Schiffshaftpflichtversicherungen zu berücksichtigen.

„Costa Concordia“ als Referenz

Es sei aber zu erwarten, dass der Schaden „sehr komfortabel“ innerhalb des Budgetrahmens der Hannover Rück von 378 Mill. Euro für Großschäden im ersten Quartal bleiben werde. Auf Basis der bislang bezifferbaren Schäden errechnet sich ein Puffer von mehr als 320 Mill. Euro. Jungsthöfel verwies als „Referenzpunkt“ auf den Costa-Concordia-Schadenfall, der für die Hannover Rück „im oberen zweistelligen Millionenbereich“ gelegen habe.

Die kombinierte Schaden-/Kostenquote der Schaden-Rückversicherung verbesserte sich im ersten Quartal aur 88,0 (92,3)% und entsprach damit dem für 2024 avisierten Zielwert von weniger als 89%. Während das Ebit der Schaden-Rückversicherung um fast 35% auf 629 Mill. Euro stieg, sank es in der Personen-Rückversicherung um 28,5% auf 181 Mill. Euro. Die Hannover Rück zeigte sich trotz des Rückgangs des Rückversicherungs-Serviceergebnisses in der Sparte auf 211 (253) Mill. Euro zuversichtlich, das Jahresziel von mehr als 850 Mill. Euro zu erreichen.

Verbesserte Preise

Neben Belastungen aus Katastrophenschäden, die sich unterhalb der Erwartungen bewegten, entfiel in der Schaden-Rückversicherung eine Vertragserneuerung zum 1. Januar auf das erste Quartal, die nochmals verbesserte risikoadjustierte Preise und Konditionen brachte. Auch in den Erneuerungen zum 1. April, die traditionell Geschäfte im asiatisch-pazifischen Raum und in Nordamerika sowie Teile des Spezialgeschäfts betreffen, habe man insgesamt leichte Verbesserungen erreicht. Den inflations- und risikoadjustierten Preisanstieg des erneuerten Geschäfts bezifferte die Hannover Rück mit 1,5%.

Die Erneuerungsrunde zum 1. April habe erneut bestätigt, dass sich das Marktumfeld nach den deutlichen Preis- und Konditionssteigerungen der vergangenen Jahre auf hohem Niveau stabilisiert hat, sagte Hannover-Rück-Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz. „Wir sind optimistisch, dieses Niveau auch in den kommenden Erneuerungen halten zu können.“ Finanzvorstand Jungsthöfel fügte hinzu, die weitere Preisentwicklung werde sehr stark von der Schadenentwicklung abhängen. Hier bleibe der Jahresverlauf abzuwarten.

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