Rückversicherer

Hannover Rück streicht Sonderdividende

Nach dem bereits im Februar angekündigten Rückgang des Konzerngewinns im Coronakrisenjahr 2020 um rund 31% auf 883 Mill. Euro verzichtet die Hannover Rück erstmals seit der Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2013 auf die Zahlung einer...

Hannover Rück streicht Sonderdividende

ste Hamburg

Nach dem bereits im Februar angekündigten Rückgang des Konzerngewinns im Coronakrisenjahr 2020 um rund 31% auf 883 Mill. Euro verzichtet die Hannover Rück erstmals seit der Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2013 auf die Zahlung einer Sonderdividende. Wie der weltweit drittgrößte Rückversicherer bei der Vorlage der Geschäftsjahresbilanz mitteilte, soll aber die Basisdividende auf 4,50 (i.V. 4,00) Euro je Aktie steigen. Die Ausschüttungsquote erhöht sich auf 61% und liegt damit über dem Zielkorridor von 35 bis 45% des Konzernergebnisses für die Basisdividende. Einschließlich der Sonderdividende von 1,50 Euro je Aktie hatte die Ausschüttungsquote für das Geschäftsjahr 2019 bei 52% gelegen.

Die Hannover Rück profitiere in besonderem Maße von der nachhaltigen Verbesserung der Preise und Konditionen in ihrem Markt, sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz. „Damit wir die sich daraus bietenden Geschäftschancen voll ausschöpfen können, haben wir uns entschlossen, für 2020 auf die Zahlung einer Sonderdividende zu verzichten und stattdessen die Basisdividende anzuheben.“ Das Dividendenniveau bezeichnete Henchoz als „neue Benchmark für die Zukunft“. Zugleich unterstrich er, dass die Sonderdividende ein Element der Dividendenpolitik bleibe. Wenn sich der Ausblick bestätige, habe man „sicher Potenzial für eine Sonderdividende für das Jahr 2021“.

Die seit November bekannte Prognose für das Geschäftsjahr 2021 be­kräftigte der Rückversicherer. So wird neben einem Wachstum der Bruttoprämie bei konstanten Währungskursen um rund 5 (i.V. 12)% ein Anstieg des Nettogewinns auf 1,15 Mrd. bis 1,25 Mrd. Euro erwartet. Voraussetzung sei, dass die Großschadenbelastung den Erwartungswert von 1,1 Mrd. Euro nicht wesentlich übersteige und es zu keinen überraschenden Verwerfungen an den Kapitalmärkten komme, sagte Henchoz. Bei der Kapitalanlagerendite, die 2020 mit 3,0% das selbstgesteckte Ziel von 2,7% übertraf, strebt die Hannover Rück rund 2,4% an.

Auch wenn die Pandemie ein Unsicherheitsfaktor bleibe, sei er, so der Vorstandschef weiter, „zuversichtlich, dass wir unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2021 alle erreichen und zu dem sehr guten Ergebnisniveau des Jahres 2019 zurückkehren werden“. Die Bedingungen im Markt, besonders in der Sach-Rückversicherung, seien sehr gut. „Wir sehen nach wie vor Momentum im Markt und wollen unser Kapital entsprechend einsetzen“, betonte Henchoz. Bei den einzelnen Märkten und Regionen in der Schaden-Rückversicherung rage die strukturierte Rückversicherung hervor. In diesem Be­reich, in dem die Hannover Rück maßgeschneiderte Rückversicherungslösungen etwa zur Optimierung der Kapitalkosten anbietet, erwarte man auch vor dem Hintergrund der Pandemie und des gestiegenen Risikobewusstseins deutlich mehr Geschäft, so der CEO.

Auch in der Personen-Rückversicherung rechnet sich die Hannover Rück gute Geschäftsmöglichkeiten aus. Die niedrigen Zinsen lasteten immer mehr auf den Kapitalanlageergebnissen der Versicherer. Daraus ergäben sich für kapitalstarke Rückversicherer wie die Hannover Rück zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten, etwa im Bereich Financial Solutions.

Das Ergebnis 2020 wertete der Hannover-Rück-Chef als „Beleg für unsere herausragende Risikotragfähigkeit und unsere breite Diversifizierung“. Zwar seien nicht alle Ziele erreicht worden. So blieb etwa die Eigenkapitalrendite mit 8,2 (13,3)% unter dem Mindestziel von 9%. Der Wert sei angesichts eines weiter gestärkten Eigenkapitals dennoch „sehr zufriedenstellend“. Das Gleiche gelte für die Kapitalbedeckungsquote nach Solvency II, die zum Jahresende mit 235,2% über dem internen Schwellenwert von 200% lag.

Mit einem Bruttoprämienanstieg um 13,3 (bei konstanten Wechselkursen: 15,8)% war die Schaden-Rückversicherung 2020 Wachstumstreiber. Dabei entfielen auf die Sparte coronabedingte Belastungen von 950 (Personen-Rückversicherung: 261) Mill. Euro. Die Großschadenbelastung der Hannover Rück lag dadurch mit insgesamt 1,59 Mrd. (i.V. 956 Mill.) Euro nicht nur deutlich über Vorjahr, sondern auch über dem Budgetwert von 975 Mill. Euro. Henchoz sagte, im vierten Quartal habe man die Reserven nochmals erhöht und damit das Risiko für weitere Reservierungen deutlich reduziert. Ohne Corona-Effekte hätte die kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Rückversicherung 2020 den Angaben zufolge bei 97,2% anstatt bei 101,6 (i.V. 98,2)% gelegen.

Hannover Rück
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Bruttoprämie2476622598
Nettoprämie2135619730
Versich.techn. Ergebnis–694–10
Kapitalanlageergebnis16881757
Operat. Ergebnis (Ebit)12141853
 Schaden-Rückvers.8311286
 Personen-Rückvers.385570
Konzernergebnis8831284
Ergebnis je Aktie (Euro)7,3210,65
Divid. je Aktie (Euro)4,505,501
Eigenkapitalrendite (%)8,213,3
Combined Ratio (%)2101,698,2
Haftendes Kapital1407113589
Kapitalanlagen34922147629
Marktwert (11.3.2021)18 247
1) inkl. Sonderdividende von 1,50 Euro je Aktie; 2) kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Rückversicherung; 3) ohne Depotforderungen  Börsen-Zeitung