Hannover Rück will höhere Dividende zahlen
Hannover Rück will höhere Dividende zahlen
Konzerngewinn steigt 2024 deutlich zweistellig – Großschäden liegen im Rahmen der Erwartungen – Aktienkurs erreicht Höchstwert
tl Frankfurt
Die Hannover Rück präsentiert sich zum Abschied von CEO Jean-Jacques Henchoz in sehr guter Form. Angesichts eines deutlich angezogenen Schadengeschäfts hat der weltweit drittgrößte Rückversicherer 2024 seinen Gewinn um 28% auf 2,3 Mrd. Euro gesteigert. Die Dividende soll auf 9,00 Euro pro Aktie kräftig zulegen.
Nach Vorlage der Zahlen für 2024 und des Ausblicks für 2025 legte die Hannover-Rück-Aktie erneut zu. Mit knapp über 280 Euro erreichte sie einen historischen Höchstwert. Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz wies in seiner letzten (virtuellen) Bilanzpressekonferenz – er übergibt am 1. April an seinen Vorstandskollegen Clemens Jungsthöfel – darauf hin, dass die Hannover Rück im vergangenen Jahr ihr 30-jähriges Börsenjubiläum gefeiert hat. „Seit dem Börsengang 1994 konnten Aktionäre der Hannover Rück bei reinvestierter Dividende über die 30 Jahre eine Gesamtrendite von 5.907% erzielen. Dies entspricht einer durchschnittlichen Wertsteigerung von 14,66 pro Jahr“, sagte Henchoz.
Aufschlag auf Dividende
Der kommenden Hauptversammlung am 7. Mai schlägt der Vorstand eine auf 9 (i.V. 7,20) Euro erhöhte Dividende vor. Sie setzt sich aus einer Basisdividende von 7 (6) Euro und einer Sonderdividende von 2,00 (1,20) Euro zusammen. Das entspräche einer Dividendenzahlung von 1.085 (868) Mill. Euro. Hintergrund dieses deutlichen Aufschlags ist das deutlich verbesserte Ergebnis des Konzerns, der mehrheitlich (50,2% der Stimmrechte) zum Talanx-Konzern gehört.
Im Strategiezyklus 2024 bis 2026 soll die Basisdividende jährlich das Vorjahresniveau übertreffen. Eine Sonderdividende gebe es dann, wenn die Kapitalausstattung den Bedarf für künftiges Wachstum übersteigt und das Gewinnziel erreicht wird.
Der Nettokonzerngewinn kletterte um 28% auf 2,3 Mrd. Euro und erreichte damit das im November 2024 angehobene Ziel. Das operative Ergebnis stieg sogar um 68% auf 3,3 (2,0) Mrd. Euro. Der große Unterschied zum Gewinn lag am Steueraufwand, der 2024 bei 817 Mill. Euro lag, im Jahr davor aufgrund eines Einmaleffekts aber nur bei 26 Mill. Euro. Finanzvorstand Jungsthöfel bezifferte die Steuerquote mit 25,4% und damit leicht über dem langjährigen Durchschnitt von 22%. Die leicht erhöhte Steuerlast spiegele auch das erste Jahr der weltweiten Mindeststeuer wider. „Den wesentlichen Anteil an den 817 Mill. Euro zahlen wir in Deutschland. Er ist auf jeden Fall deutlich höher als das Geschäft, das wir in Deutschland zeichnen.“

Vom Brutto-Rückversicherungsumsatz der Gruppe von 26,4 Mrd. Euro (+7,9%) entfiel der größere Teil, nämlich 18,7 Mrd. Euro (+10,9%) auf die Schaden-Rückversicherung. Im Geschäftsjahr trafen die Hannover Rück viele mittelgroße Katastrophenschäden. Die Nettobelastungen aus Großschäden lagen bei 1,6 (1,6) Mrd. Euro und damit noch innerhalb des für 2024 geplanten Großschadenbudgets von 1,825 Mrd. Euro. Auf Nachfrage sagte Schadenvorstand Sven Althoff, dass er das bereits erhöhte Schadenbudget vorläufig nicht anpassen werde. Denn der auf die Hannover Rück entfallene Schaden von 500 bis 700 Mill. Euro für die Waldbrände rund um Los Angeles im Januar 2025 liege noch gut innerhalb des Gesamtjahresbudgets von 2,1 Mrd. Euro. „Die restlichen Schäden im ersten Quartal bewegen sich komplett innerhalb oder sogar unterhalb unserer normalen Erwartungen.“
Althoff erwartet, dass die Hannover Rück auf Basis der Schätzungen vom Februar ungefähr 2% vom Netto-Marktschaden tragen muss. „Das ist unterdurchschnittlich im Vergleich zu unserem Weltmarktanteil bei Naturkatastrophen, der eher zwischen 4 und 5% liegt.“ Er gehe von deutlichen Konditionsanpassungen sowohl bei den Selbstbehalten der Erstversicherer als auch bei den Preisen für die Rückversicherer aus. „Wenn diese Erwartung richtig sein sollte, sind wir bereit, unser Portefeuille in etwa auf gleichem Niveau weiterzuführen.“ Andernfalls kündigte er ein reduziertes Engagement an.
Deutlich weniger spektakulär verlief das Leben-Rückversicherungsgeschäft. Der mit einem Bruttoumsatz von 7,7 (7,6) Mrd. Euro deutlich kleinere Bereich verzeichnete im Neugeschäft bei der zentralen Erfolgsgröße Netto-Servicemarge (CSM) – das sind die noch unverdienten Gewinne des gezeichneten Geschäfts – einen Rückgang auf 317 (359) Mill. Euro. Immerhin legte sie im Bestandsgeschäft auf 6,5 (6,0) Mrd. Euro zu. Das operative Ergebnis der Personen-Rückversicherung verbesserte sich auf 934 (871) Mill. Euro.
Kapitalanlagen werfen mehr ab
Das Ergebnis der Kapitalanlagen – ihr Bestand erhöhte sich auf 65,9 (60,1) Mrd. Euro – betrug 2,0 (1,6) Mrd. Euro. Jungsthöfel schrieb dieses Ergebnis auf den erhöhten Durchschnittszins im Bestand, insbesondere bei den Festverzinslichen. Inflationsgebundene Anleihen warfen etwa 149 Mill. Euro ab. „Unsere alternativen Anlagen, also im Wesentlichen Private Equity, Immobilien und Infrastruktur, haben ebenfalls einen positiven, erfreulichen Ergebnisbeitrag geleistet.“
Für 2025 bestätigte CEO Henchoz das bereits angekündigte Ziel eines Nettokonzerngewinns von rund 2,4 Mrd. Euro, rund 4% mehr als 2024. Vorausgesetzt, die Großschäden übersteigen nicht die budgetierten 2,1 Mrd. Euro und unvorhergesehene negative Entwicklungen an den Kapitalmärkten bleiben aus.
In der Schaden-Rückversicherung soll 2025 der Bruttoumsatz um mehr als 7% steigen und die Schaden-Kosten-Quote soll unter 88% liegen. Dieser Wert wurde 2024 mit 86,6% bereits erreicht und damit die Vorjahresmarke von 94,0% deutlich verbessert.