wb Frankfurt – Es kommt nicht alle Tage vor, dass börsennotierte Private-Equity-Unternehmen selbst zum Übernahmeziel werden. Und das auch noch unerwünscht aus Sicht des Managements. In London bietet nun die US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft Harbourvest Partners aus Boston 1,35 Mrd. Dollar für die kleinere gelistete britische SVG Capital, die den Vorstoß aus den USA nicht unterstützt. Der britische Buy-out-Markt, der größte in Europa, auf den Harbourvest zielt, hat schon vor dem Brexit-Votum geschwächelt. SVG – die Abkürzung steht für Schroders Venture Group – hat gemeinsame Wurzeln mit der Buy-out-Gesellschaft Permira und war dort lange großer Investor. SVG ist Dachfondsbetreiber. Harbourvest hat 42 Mrd. Dollar unter Verwaltung. Investiert wird in Fonds, direkt in Unternehmen mit Venture Capital und vor allem auch in Secondaries, also in die Übernahme von ganzen Fondsportfolien in Private Equity.Die Amerikaner bieten, beraten von Jefferies, 650 Pence je Aktie, was einen Aufschlag von 14,7 % auf den Freitagsschlusskurs bedeutet. Die im FTSE 250 enthaltene SVG-Aktie notierte länger deutlich unter ihrem Nettovermögenswert. Auch das jetzige Angebot bleibt mit 2,4 % noch unter dem Net Asset Value. Die Aktie zog gestern in London auf den Angebotspreis an.Harbourvest verfügt nach eigenen Angaben über Zusagen von Aktionären, die 42,7 % an SVG halten. Ein Investor, der 20 % an SVG halte, habe unwiderruflich zugesagt, die Offerte anzunehmen, heißt es. Zusammen mit den 8,5 %, die die Amerikaner kurz nach der Bekanntgabe gemeldet haben, gebieten sie nun schon über 51,2 % des Kapitals. Als größter Anteilseigner gilt Coller Capital mit über 26 %. Harbourvest will im Erfolgsfall – 75 % des Kapitals – die Briten von der Börse nehmen.David Atterbury, Managing Director von Harbourvest, lässt sich mit den Worten zitieren, man suche den konstruktiven Dialog mit SVG. Diese rät Investoren von Aktionen ab, bis die Firma ihre neuen Zahlen am 20. September veröffentlicht hat. SVG ist seit 1996 gelistet. Harbourvest hatte 2011 schon für 752 Mill. Dollar bar die Absolute Private Equity AG aus der Schweiz übernommen. Ein Jahr darauf kam Conversus Capital für 1,4 Mrd. Dollar hinzu.